Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 20. 1980 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1983)

Tanulmányok – Abhandlungen - Mesterházy Károly: Köznépi ékszerek nemesfém változatai: arany S-végű hajkarikák. – Edelmetall-varianten von Schmukstücken des Gemeinvolkes: Goldene Schläfenringe mit S-förmigen Ende. p. 143–151.

EDELMETALL-VARIANTEN VON SCHMUCKSTÜCKEN DES GEMEINVOLKES: GOLDENE SCHLÄFENRINGE MIT S-FÖRMIGEM ENDE Das populärste Schmuckstück der frühen Arpadenzeit war der einfache Schläfenring mit S-förmigem Ende. Während der Zeit von mehr als zwei Jahrhunderten, da sie in Mode war, erschien sie in vielerlei Maßen, abwechslungsreichen Formen, oft sogar in prunkvoller Ausstattung. Das Material war Bronze, Silber, Blei, vergoldete Bronze oder vergoldetes Silber, nicht seit auch reines Gold oder Elektrum. Die letzteren Werkstoffe lassen darauf schließen, daß die Besitzer dieser Juwelen in der vermögenden Schicht zu suchen sind. Die Untersuchung der Fundorte, der Fundumstände sowie der Chronologie der aus Gold oder Elektrum hergestellten Stücke wirft interessante Gesichtspunkte in bezug auf ihre Rolle bei der Bestimmung der gesellschaftlichen und materiellen Lage auf. In ungarischen Sammlungen sind aus folgenden Fundorten Schläfenringe aus Edelmetall mit S-förmigem Ende aufbewahrt : Akasztó—Pusztaszentimre (Schatzfund, 2 Schläfenringe aus Elektrum), Békés (2 Schläfenringe aus Gold) Deszk-D Gräberfeld (je ein goldener Schläfenring aus den Gräbern 11 und 152 im Gräberfeld des Gemeinvolkes), Esztergom—Kovácsi (goldene Stücke aus dem Gräberfeld um die Kirche), Unbekannter Fundort, vielleicht Bóta? (2 goldene Schläfenringe, im Museum zu Miskolc als „Funde der Kirche von Bóta" bezeichnet, ursprünglich in einer Privatsammlung), Unbekannter Fundort (Siebenbürgen, goldenes Stück), Józsa (ein goldener Schläfen­ring, möglicherweise aus dem Gräberfeld um die Kirche), Kacs (aus einem Grab im Inneren der Kirche, Gold), Karcag (aus einem Schatzfund, ein Schläfenring aus Elektrum), Koroncó— Pusztatemető (ein goldener Schläfenring, vermutlich aus dem Gräberfeld um die Kirche) Majdan (ein goldener Schläfenring, vermutlich aus dem Gräberfeld um die Kirche), Umgebung von Nagybánya (ein goldener Schläfenring), Nagyecsed — Sárvármonostor (aus einem Grab im Inneren der Kirche, Gold), Nagykamarás—Bánkút (aus einem Schatzfund, Bruchstücke von drei Schläfenringe aus Elektrum), Ópusztaszer (zwei goldene Schläfenringe aus einem Grab im Inneren des Klosters), Sós­hartyán—Aranyosgödör (unbekannte Fundumstände, ein Schläfenring aus Elektrum), Nyáregyháza—Pusztapótharaszt (1 Stück aus Elektrum, aus einem Schatzfund), Szabadbattyán— Somló domb (Schläfenring aus Elektrum, vermutlich aus dem Gräberfeld um die Kirche), Tiszaörvény—Templomdomb (Schatzfund, Schläfenring aus Elektrum), Tyúkod—Bagolyvár (zwei goldene Schläfenringe aus einem Schatzfund), Visegrád— Várkert (zwei goldene Schläfenringe aus Gräbern um die Kirche), Zalavár—Vár (Schläfenring aus Elektrum, aus Grab 85 des Klosters). Von den angeführten Funden bezeugen eindeutig die in Kacs, Nagyecsed und Ópusztaszer freigelegten Stücke den gesell­schaftlichen Status der bestatteten Person. An allen drei Fund­orten befand sich in der frühen Arpadenzeit das Zentrum je eines bedeutenden Geschlechtes : In Kacs hatte des Geschlecht örsúr, in Nagyecsed der Zweig Sárvármonostor des Ge­schlechtes Gutkeled und in Ópusztaszer das Geschlecht Bor — Kalán je ein Kloster, bzw. ihren Bestattungsort. Die goldenen Schläfenringe mit S-förmigem Ende wurden also von Mit­gliedern der oberen Gesellschaftsschicht getragen. Den Ange­hörigen einer adeligen Sippe können wir im Träger des Schläfen­ringes aus Koroncó vermuten. In Koroncó wurden vier vornehme Gräber aus dem 10. Jh. mit rosettenschmücktem Pferdegeschirr freigelegt, und wir wissen, daß diese Fundgruppe für die Füh­rungsschicht der landnehmenden Ungarn bezeichnend ist. Vielleicht hat ein später Abkömmling der hier ansäßig geworde­nen Familie den goldenen Schläfenring mit S-förmigem Ende getragen. Die Fundumstände des Schläfenringes aus Majdan lassen die Vermutung zu, daß der Fundort an der Stelle des Klosters Oroszlámos gewesen sein dürfte. In diesem Fall ist der Schläfenring mit einem Mitglied des Geschlechtes Csanád in Verbindung zu bringen. Möglicherweise gehen wir nicht fehl, wenn wir die Träger der in Esztergom—Kovácsi gefundenen Schläfenringe unter den Angehörigen der königlichen Münz­präger und Goldschmiede suchen. Auch der Schläfenring aus Zalavár stammt aus dem Grab einer vornehmen Frau : Inmitten einer Menge von Gräbern ohne Beigaben kann die mit einem Goldring, einem Schläfenring aus Elektrum und in einem aus Goldfasern gewobenem Kleid bestattete Frau nur der Führungs­schicht angehört haben. Allerdings können wir ihre Person nicht mit einer engeren Gruppe in Verbindung bringen. Ähn­licherweise ist auch der goldene Grabfund aus Visegrád zu beurteilen. Die Bestattung neben der Dechanatskirche aus dem 11. Jh. ist mit Angehörigen der höchsten Würdenträger der Gespanschaft zu verbinden. Die vermutlich aus Gräbern stammenden übrige Schläfenringe (Sóshartyán, Novi Banovci, Szabadbattyán, Umgebung von Nagybánya, unbekannte Fundorte) sind aufgrund des Gesagten ohne jede forcierte Erklärung mit der oben erwähnten Gesellschaftsschicht zu verbinden. Wenn wir nun die Schläfenringe mit S-förmigem Ende in chronologischer Reihenfolge betrachten, so scheinen die Stücke aus Visegrád die ältesten zu sein (wahrscheinlich 1. Hälfte des 11. Jahrhunderts). Die ähnlichen Stücke aus Bóta und Józsa sind leider nicht datierbar. Die beiden Schläfenringe aus Deszk sowie die Funde aus Zalavár, Surduk, Kacs, Koroncó und Esztergom sind schon auf die zweite Hälfte bzw. das Ende des 11. Jh. zu datieren. Darauf verweisen die Rillen am S­förmigen Ende oder der viereckige Querschnitt des Drahtes. Zu dieser Gruppe gehören auch die Stücke aus Sóshartyán, Ópusztaszer, aus der Umgebung von Nagybánya und aus Novi Banovci. Noch späteren Datums scheint das mit Filigran­draht geschmückte Stück aus Szabadbattyán zu sein. Eine eigene Gruppe setzt sich aus den Schläfenringen zusam­men, die zu Beginn des 13. Jahrhunderts, während des Mongo­lensturmes versteckt worden sind. Sämtliche bekannte Stücke sind aus Elektrum gemacht (Akasztó, Karcag, Nagykamarás, Nyáregyháza, Tiszaörvény ; unveröffentlicht und unbekannt sind jedoch die beiden Stücke aus Tyúkod). Die Eigentümer dieser Schläfenringe wohnten in Dörfern, sind aber weder in den Reihen des Gemeinvolkes, noch in der Aristokratie zu suchen. Wertvolle Informationen über die ungarische Gesellschaft des angehenden 13. Jahrhunderts erhalten wir aus dem Regestrum von Großwardein, in dem Prozessaufzeichnungen (Gottesurteile, Ordalia) beschrieben wird. Viele Personen sind dort angeführt, von denen wir nicht wissen, welcher Gesellschaftsschicht sie angehört haben. Auf ihre gesellschaftliche Position können wir nur aufgrund des standesgemäßen Richters schließen. Es handelt sich um die Freien, denen oft nicht einmal ein ganzes Dorf, sondern nur ein Dorfteil, eine Knechtfamilie und ein kleines Ackerfeld gehört. Man kann sie auch nicht alle als Kleinadelige bezeichnen, denn die einheitliche Klasse der Adeligen war gerade in jenen Jahren in Entwicklung begriffen. Sie dürften die Eigentümer der geringen „Schätze" gewesen sein, ihre Frauen und Töchter trugen die Schläfenringe aus Elektrum mit S-förmigem Ende. Wie bereits erwähnt, wohnten sie in Dörfern, lebten im ganzen Land auf einem ähnlichen wirt­schaftlich-gesellschaftlichen Niveau, wie dies aus den ähnlichen Schmuckstücken der kleinen Schatzfunde hervorgeht. Die Gräber im Kirchhof, in denen Schläfenringe aus Edel­metall mit S-förmigem Ende gefunden wurden, zeigen uns, wo die Begräbnisstätten der Nachkommen der ehemaligen Stammesaristokratie zu suchen sind: Fallweise in den Gräber­feldern des Gemeinvolkes, unter den Begräbnisstätten vom Ende des 11. Jh. (Deszk); doch seit Beginn des 11. Jh. finden wir 148

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