Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 17. 1976 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1978)

Forschungsfragen der Steinskulptur der Arpadenzeit in Ungarn - Guzsik Tamás: Die Werkstattbeziehungen der romanischen Kirche am Zsámbék. p. 147–153.

Diese letztere, wahrscheinlich weitverbreitete Kom­position erscheint auch als Ornament auf dem in Zsámbék gefundenen Pferdegeschirr, wodurch bewie­sen wird, daß der Meister der Zsámbéker Skulptur die konventionelle Drachen-Darstellung kennen mochte, diese jedoch nicht anwandte, und statt ihrer eine thematisch gut aufgebaute, individuelle Kompo­sition ins Leben rief — mit wohlbegründetem bzw. symbolischem Inhalt (selbstbezwecktes, bauplasti­sches Ornament ist am Gebäude nicht zu finden). In der Mittelachse der Komposition sind mit dem Hals einander kreuzende, jedoch nicht verflochtene, schön geformte Drachen zu sehen. Die der Apsis zugekehrte Seite des Kapitells zeigt nur einfache Ornamente. An der dem Schiff zugewandten Seite des Kapitells ist das Feld mit einem Doppelhirsch (nicht Drache), mit geneigtem, nur einem Kopf aus­gefüllt. Der symbolische Inhalt und der Ort der ein­fügung wird durch die Raumeinrichtung und Funk­tion erklärt. Einst waren das erste östliche Bogenfeld der Apsis und des Hauptschiffes gehoben und hier befand sich der Chor (Vorsprung des Sockels, konsol­artiger Abschluß des Pfeilers). Die beiden funktionel­len Einheiten der Kirche von einander abtrennende Zäsur war demnach nicht der Triumpfbogen, sondern das erste Pfeilerpaar der Ostseite. Hier trafen einan­der die Mönche (als heilige Sphäre) und das Kirchen­publikum, (die Kanoniker Orden waren in der Seel­sorge tätig). An diesem Ort ist eine die Begegnung des Guten und Bösen (nicht den Kampf) symbolisie­rende Darstellung am Platze. Ebenso werden die Hirsche an der Seite des Kapitells durch ihre An­ordnung erklärt. An dieser Stelle der Kirche wurden die Bibeltexte verlesen (Ambo), und viele Hirsch­Symbole weisen auf die das Wort Gottes durstenden hin, z. B. Joh. 4, 14: „Wer aber das Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürs­ten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, daß ihm das ewige Leben quillet". Oder Ps. 109, 7: „Er wird trinken vom Bach auf dem Wege, darum wird er sein Haupt emporheben". Ferner Ps. 41, 2: „Wir der Hirsch schreiet nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, Gott, zu Dir". Die beiden letzten Texte waren im Mittelalter sehr verbreitet (der erstere stellt die letzte Zeile des Anfangspsalmus der Vesper dar, der andere die Antiphone der Wasserweihe Karsam­stag. Der gegenüberliegende Pfeiler an der Nordseite ist zerstört, weshalb nicht festgestellt werden kann, ob er ein ähnliches, thematisches Kapitell besaß. Meiner Ansicht nach nein: die Thematik bestimmte die mittelalterliche Bauplastik, und die Symmetrie konnte — als bloße ästhetische Normative — ver­nachlässigt werden. Auch die an anderen Orten be­findlichen spärlichen Bauplastiken haben keine symmetrische Komposition. Alle symbolischen Zara­tellungen befinden sich an der Südseite des freien Raumes, also an einer, nach Norden gerichteten Wandfläche. Die beiden Pfeiler der Südwand des Westchores tragen ebenfalls Figurenkapitelle. Leider sind die Abbildungen wegen den Beschädi­gungen unkenntlich. Bloß auf die Konturen eines Dop­peldrachens kann gefolgert werden (Taf. II.). An dieser Wand schloß sich — mit Durchgang und Öff­ung in der Wand — der westliche Chor des Donators, der am Stockwerk des Südturmes eingebauten Kapelle an. Hier am Treffpunkt befand sich wieder die thema­tische Darstellung des Heiligen und des Profanen. Gegenüber, an der Nordwand des Chores, befinden sich Knospenkapitelle. Eine ungewohnte Darstellung ist die zwischen Knospen sitzende Figur am südlichen Kapitell des Triumpfbogens der nördlichen Seitenapsis. Der Kleidung nach beurteilt, stellt die Figur einen Prie­ster dar (tunica, cingulus, collare, pluviale) —die Hän­de und der Kopf sind bereits abgebrochen (Taf. III) . Sie ist eine einmalige Darstellung in der Kirche: weder an der Nordwand, noch an entsprechenden Stelleder südlichen Apsis hat sie keine Parallele. Jene Erklärungsversuche, die in der Figur den Bauherrn oder den Donator sehen wollten, müssen zurück­gewiesen werden. Donator war der Probst Smaragd II, gewählter Erzbischof von Kalocsa, jedoch fehlen der Figur die bischöflichen Insignien (dalmatica, pectorale) und auch ihr Platz macht es unwahrschein­lich, daß sie den Probst darstellen sollte. Der vor einigen Jahren verstorbene Benediktiner, P о 1 i­kárp Radó, Professor der Liturgiegeschichte, vertrat die Meinung, daß die Figur mit dem Reposi­tionsalter (pastoforium) der nördlichen Kapelle im Zusammenhang stehe. Gegenüber der Sakristeitüre würde sie mit ihrer oraws-Haltung ein schützendes Symbol darstellen, welches an den Ort der sakra­mentalen Präsenz mahnt. Eine Analogie der Dar­stellung ist mir nicht bekannt. (Die Engelfigur am Kapitell des Lébényer Südportals ist nicht als solche zu bewerten). Unter den erörterten thematischen Darstellungen bilden die Drachenkapitelle eine selbständige Gruppe. Der Meister, der diese — vielleicht von Esztergom oder Kalocsa beeinflußt — schuf, mag mit den Bauten des Prämonstratenserordens eng verbunden gewesen sein. Die Analogie, bzw. das Weiterleben der Dra­chenkapitelle kann auch im Wirkungskreis der Budaer Werkstatt nachgewiesen werden (z. B. das zum frü­heren Stadtbrunnen sekundär benutzte Drachen­kapitell, zur Zeit im Budapesti Történeti Múzeum — Museum der Stand Budapest). Das früher bespro­chene Kapitell mit der sitzenden Figur mag — nach seiner Umgebung — das Werk der dritten Stein­metzgruppe sein. Diese Gruppe hatte früher Bezie­hungen zu einem der Zisterzienser Bauten. Die mit dem Bau der Zisterzienser Abtei in Kerc beauftragte Werkstätte führt die Hauptrolle unter den Vorbilder von Zsámbék. Es weisen auf Kerc nicht bloß die drei­spurige Lösung der poligonalen Apsis, die Struktur des Portals, sondern auch die Knospenkapitell­Ornamentik (Knospen mit kleinen Eichenblättern kombiniert). Die architektonisch-geometrischen Ele­mente, die den größten Teil der Ornamentik bilden, zeigen auch Zisterzienser Einfluß, z. B. ein Teil der Rundbogenfries (Dreipaß), die streng geometrisch 148

Next

/
Thumbnails
Contents