Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 14. 1973 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1975)
Közlemények – Mitteilungen - Kovács Péter: Der königliche Palast von Székesfehérvár. XIV, 1973. p. 343–346.
bis 1355 bestanden haben soll, als Ludwig d. Gr. die Stadt der Probstei von der der Königinnen trennte( 23 ). All zu viel ist uns allerdings auch über den Palast der Probstei nicht bekannt. In den angeführten Quellen sind verhältnismäßig ausführliche Angaben über die Größe und die Innendekoration der Marienbasilika, doch kaum welche über die anschließende Probstei enthalten. Von Ilona Kottanner können wir lediglich erfahren, daß dem Teil, wo sie die Nacht mit dem kleinen Ladislaus V. verbracht hatten, auch ein kleiner Garten angehörte, wo man ursprünglich die Krone vergraben wollte( 24 ). Eschenloer, Hanns Seybolt und Pierre Chocque erwähnen gleichermaßen eine großen Saal, in dem das Festmahl serviert wurde( 25 ). Dieser Saal dürfte derselbe sein, der noch im 18. Jh. in Beschreibungen des damaligen Zustandes der Probstei erwähnt wird( 2fi ). In Kenntnis der späteren Quellen und des französischen Stiches ist ferner anzunehmen, daß die Probstei nicht aus einem einzigen Gebäude bestand. Thre südliche Grenze war von der Basilika, die östliche von den Stadtmauern und die westliche von dem Weg bestimmt, die vom Ofner Stadttor zum Tor von Várpalota („Palotaer Tor") führte. Die nördliche Grenze wird wahrscheinlich erst mittels archäologischer Ausgrabungen festgestellt werden können. Hier sei dai'an erinnert, daß es zur archäologischen Identifizierung der Probsteibauten noch zahlreiche Möglichkeiten gibt, zumal auf dem mutmaßlichen Areal noch keinerlei Ausgrabungen vorgenommen wurden( 27 ). Scheinbar nicht zur Frage gehörend ist der vollständig negative Inhalt einiger späteren Quellen in bezug auf den Palast bzw. die Probstei. In Hungária beschreibt Miklós Oláh in Székesfehérvár nur die Basilika( 28 ). Die türkischen Historiker und Reisenden, von Dschelalsade Mustapha bis Evlia Tschelebi, schreiben ausführlich, manchmal sogar in Superlativen über die Stadt und die Kirchen, ohne jedoch den Palast oder die Probstei auch nur zu erwähnen. Auch bei Fvlia Tschelebi ist ohne jede Möglichkeit der Identifizierung bzw. ohne charakteristische Angaben nur eine Aufzählung der Paläste des Hadschi Pascha, des Olaj Bey und des Tscheri Pascha sowie des Hauses des Sipahi Sürütlü Achmed zu lesen, denen auch Gärten angehört haben( 29 ). Besonders auffallend ist diese Zurückhaltung schon deshalb, weil dieselben Autoren beispielsweise in Buda, Visegrád oder Esztergom die Beschreibung der Paläste niemals versäumen. Nicht zuletzt könnte die Knappheit der schriftlichen Qellen auf den Umstand zurückgeführt werden, daß die Bauten der Probstei weder besonders repräsentativ noch sehr groß gewesen sein dürften. Es wäre ein lohnendes Unterfangen, die Ursachen dieser Zustände zu erforschen. Des weiteren wollen wir uns deshalb nicht so sehr mit abgeschlossenen Fakten, sondern eher mit gedankenerregenden und noch ungelösten Problemen befassen. Jenő Fitz stellte fest, daß die frühen urkundlichen Angaben über Székesfehérvár größtenteils aus dem 13. Jh. stammen und darin die genannten Kirchen, Klöster und Paläste bereits als existent erwähnt werden( 30 ). Anscheinend ging die Zeit der großen Bautätigkeit mit (23) L. GEREVICH, AZ óbudai királynéi vár maradványai (Überreste der Königinnenburg von Óbuda). Budapest műemlékei, II. Budapest, 1962, 372-373. (24) Die Denhwürtigheiten. . . Ibid. (25) P. ESCHENLOER, O. C, B. BORSA, О. С, P. CHOCQUE, О. С. (26) Cf. J. BALOGH, О. С, 181 -182. (27) Ernő Marosi lenkte die Aufmerksamkeit auf die Steine im Ruinengarlen von Székesfehérvár, die zu den Gebäuden der Probslei gehört haben konnten. Cf. R. MAROSI, Mátyás király széken fehérvári sirkápolnája (Grabkapelle des Königs Matthias in Székesfehérvár). Székesfehérvár Évszázadai, II, 1972, 169 — 184. (28) N. OLAHI, Hungária in: Bibliotheca Scriptorum medii recentisque aevorum. Saeculum XVI Budapest, 1938. Caput sextum 1-3. (29) J. THURY, Török történetírók (Türkische Geschichtsschreiber). II. Budapest, 1 896 ; L. KARÁCSON, Evlia Cselebi török világutazó... (Der türkische Weltreisende Evlia Tschelebi), Budapest, 1906. (30) J. FITZ - L. CSÁSZÁR - I. РАГР, О. С, 12. den ausgehenden 12. Jahrhundert zu Ende und auch die Stadt büßte fortan allmählich ihre Bedeutung ein. Wie auch von György Györffy( 31 ) angedeutet, wird die führende Rolle nach dem Scheitern der Pilgerfahrt nach Jerusalem (1185) in zunehmendem Maße von Óbuda und, seit Béla IV., von Buda übernommen. Im 13. Jh. scheint der Hof die Beziehungen zu Székesfehérvár bereits fast vollständig und endgültig abgebrochen zu haben. Ein bezeichnender Umstand: in anderthalb Jahrhunderten spielt Székesfehérvár praktisch keine Rolle bei den königlichen Bestattungen. Noch auffallender: trotz wiederholter Zusicherungen halten die Könige immer seltener die traditionellen Gerichtstage in Székesfehérvár ab( 32 ). Scheinbar unabhängig von dieser Frage ist eine ziemlich rätselhafte Tatsache : Warum ließ sich Béla IV. nicht, wie üblich, in der Marienbasilika, sondern in der vom ihm selbst errichteten Peter-Paul-Kirche krönen( 33 )? Wie bereits erwähnt, war in Székesfehérvár das Zeitalter der großen Bauten im 12. Jh. bereits abgeschlossen. Das Bild, das sich nun dem Forscher bietet, muß unweigerlich zur Frage führen, warum eines der bedeutendsten und wichtigsten Bauten der Stadt und sogar des ganzen Landes am tiefsten Punkt der Siedlung, fast in dem Morast gebaut wurde. Daß dieses Problem nicht erst heute erkannt wird, beweist u.a. Bonfini, der darüber berichtet, daß man bei der Errichtung der Grabkapelle des Matthias Corvhms wegen des morastigen Untergrundes gezwungen war, die Fundamente zu erhöhen ( 34 ). So können wir auch den Beschluß Stephans I., die Basilika gerade hier errichten zu lassen, nur dann verstehen, wenn der Hügel, der für solche repräsentative Zwecke am geeignetsten war, schon früher anderweitig in Anspruch genommen worden ist. Vor einigen Jahren deuteten Erik Fügedi und Alán Kralovászky übereinstimmend darauf hin, daß der frühe Herrschersitz, vermutlich noch des Fürsten Géza, an diesem überragenden Punkt der Stadt zu suchen sei( 35 ). Eben deshalb dürfte man logischerweise annehmen, daß diese Stelle ihre Funktion auch später beibehalten hat. Zweifellos war das Areal bereits bebaut, als die Marienbasilika errichtet wurde. Es wirkt also schon aus diesem Grunde überraschend, daß Béla IV. im Jahre 1235 in der Kirche gekrönt wurde, die zwar auf diesem Hügel stand, aber erst wenige Jahre früher erbaut wurde. Offenbar mußten vor diesem großangelegten Kirchenbau andere Gebäude abgerissen werden. Jn diesem Falle mußte man, neben der von Kralovánszky unlängst freigelegten Vierpaß-Kapelle, auch andere Bauten liquidieren. Unwillkürlich stellt sich die Frage, ob die topographischen Angaben über den königlichen Wohnsitz in Székesfehérvár nicht gerade deshalb fehlen, weil das fragliche Gebäude eben hier stand( 3e ). Stimmt dies, so (31) GY. GYÖRFFY, o. c, A székesfehérvári latinok. . . (Die Latiner in Székesfehérvár. ..) 42. (32) GY. BONIS, О. С, 87-89. (33) Wie auch aus den Erzählungen von Kottanner und Ursinus Velius bekannt, spielte die Peler-Paul-Kirche auch später eine Rolle bei den Krönungszeremonien. Im Prinzip wäre es möglich, ist aber nach dem gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse nicht sehr wahrscbeinlich, daß das Gebäude auf dem Hügel schon vor Béla IV. eine ähnliche Funktion inne hatte. Die hier erfolgte Krönung von Béla IV. müssen wir jedenfalls als überraschend bezeichnen; ihre Ursachen und Konsequenzen sollten in Zukunft ernsthafter geprüft werden. (34) CF. J. BALOGH, О. С, 179-180. (35) E. FÜGEDI, Székesfehérvár korai története a város alaprajzában (Die Frühges hichte von Székesfehérvár im Grundrißplan der Stadt). Székesfehérvár Évszázadai, I, 1967, 27-34; A. KRALOVÁNSZKY. Székesfehérvár X—XI. századi településtörténeti kérdései (Siedlungsgesc hichtliche Fragen von Székesfehérvár aus dem 10.-11. Jh.). Székesfehérvár Évszázadai, I, 1967. (36) Die Vierpaßkapelle, die im Jahre 1971 vor dem heutigen Dom freigelegt wurde, betrachtet Alán Kralovánszky, als die Grabkapelle des Fürsten Géza. Cf. A. KRALOVÁNSZKY, The early history of Alba Regia in the light of archeological excavations. Alba Regia, XIII, 1972, 305. Da die I^reilegung damals nicht vollständig beendet werden konnte, war weder die einwandfreie Bestimmung der Funktion des Gebäudes, noch die Beobachtung siner etwaigen Verbundenheit mit anderen Bauten möglich. 345