Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 12. 1971 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1972)
Tanulmányok – Abhandlungen. A Pannonia Konferenciák aktái, I. – Akten der Pannonia Konferenzen I. - Höckmann, Olaf: Andeutungen zu Religion und Kultus in der bandkeramischen Kultur. – Fejtegetések a vonaldíszes kerámia vallásáról és kultuszéletéről. XII, 1971. p. 187–209.
(genau gesagt zwischen ihm und dem hypothetischen Südring) ; einzelne kleine halbeingetiefte Hüttenspuren im Inneren des Nordrings wirken im Vergleich mit den üblichen Wohnbauten recht ungewöhnlich. Schließlich ist hervorzuheben, daß die Ausgräber zwar annahmen, der Aushub der Gräben sei dazwischen zu einem Walle aufgehäuft worden, der sogar Holzeinbauten enthalten haben sollte, doch sprechen die Befunde (siehe unten) gegen die Existenz eines Walles. Diese Gründe reichen aus, eine fortifikatorische Deutung des Nordringes abzulehnen. Auch Einzelbeobachtungen der Ausgräber unterstreichen den ungewöhnlichen, vermutlich kultischen Charakter der Anlage. Es wird angegeben, zwischen Innen- und Außengraben seinen mehrere „Pfostengruben" gefunden worden, deren Wandung „rot gebrannt" gewesen sei. Aus diesem Befunde wurde geschlossen, der hypothetische Wall zwischen den beiden Gräben habe Holzeinbauten enthalten, die bei einem Schadenfeuer verbrannt wären. Da ein im Boden steckender Holzpfosten aber wegen des fehlenden Luftzugangs nur langsam verkohlen könnte, würde die entstehende Hitze nicht ausreichen, um den umgebenden Lößboden rot zu brennen. Wir haben daher anzunehmen, daß diese „Pfostenlöcher" offene Gruben waren, in denen absichtlich Feuer entzündet wurden (98) . Eine andere, im Plan nicht zu identifizierende Grube zwischen den beiden Grabenringen enthielt zwei große Vorratsgefäße und einen linearverzierten Kumpf; der Befund wurde schon durch G. v. Merhart als „Bauopfer" gedeutet. <98a) Weiterhin wird vermerkt, nahe bei Hüttenstelle III sei die Wand des Innengrabens „bis zur Sohle rot gebrannt" gewesen. Auch dieser Befund ist nur mit der absichtlichen Entzündung eines mächtigen Holzfeuers mit Brenntemperaturen über 700° С zu erklären. Da auf den Grabensohlen überall nur linearkeramische Scherben angetroffen wurden, läßt sich ein Feuer, das die Graben wand „bis zur Sohle" in Mitleidenschaft zieht, in die linearkeramische Benutzungsphase des Erdwerkes datieren. Im Inneren des Grabenrings wurden mehrere leicht eingetiefte „Hüttenstellen", teils mit sehr tiefen Eckpfosten, nachgewiesen, die sämtlich ausschließlich linearkeramische Funde enthalten haben sollen.Von ihnen ist Hütte I die größte imd hat den regelmäßigsten Grundriß; an ihrer Ostseite fanden sich zwei runde Gruben mit Brandresten. In der Hütte selbst lag die tönerne Tierfigur E 27. — In Hütte III wurde (98) Vielleicht ähnlich zu deuten ist Grube 25 in der Siedlung von Köln - Müngersdorf (C. REDLICH, Germania 24, 1940, 70 und 71 Abb. 3), deren Brandspuren die Ausgräberin dahingehend erklärte, die Grube sei mit einem — zufällig verbrannten — Fleehtwerk ausgekleidet gewesen. (98a) Verleiehbar ist etwa die Fundsituation des Gesichtsgefäßes G 3 in Füzesabony — Kettőshalom (N. KALICZ-J. MAKKAY, Kat. Wien, 15). Die Bearbeiter weisen auf ähnliche „Gefäßopfer" in der Köröskultur hin, neben Tierknochen ein menschliches Schädeldachfragment gefunden, das mit ähnlichen Funden bei dem Altar von Eggenburg und in anderen bandkera mischen Siedlungen (S. 196.) zu verbinden ist. Tier" knochenfunde werden in Kothingeichendorf verschie" dentlich vermerkt, und einmal wird angegeben, „AmRande des Grabens gegen Westen lag eine Abfallgrube mit vielen Scherben meist von gröberen spiralkeramischen Gefäßen, Feuersteine, ein großes Hirschgeweih und Tierknochen". Die Bemerkung scheint sich auf die Nordwestgrube am Außengraben zu beziehen. Könnten Scherben, Steingeräte und Knochen als Abfälle bezeichnet werden, so spricht der Fund des „großen Hirschgeweihs" doch wohl mehr für einen Zusammenhang mit den oben umrissenen Opfern von Tieren oder Tierschädeln in bandkeramischen Siedlungen, unter denen sich auch ein ganzer Hirsch befand (S. 196.). Für die Interpretation des Kothingeichendorfer Nordringes ergeben sich also vielfältige Hinweise. Der Gesamtplan setzt (zumindest) die Kenntnis der Himmelsrichtungen voraus, die wahrscheinlich durch Beobachtung des Sonnenlaufs gewonnen wurde; in Teilen der Anlage wurden in Graben und Gruben stark brennende Feuer entzündet ; mindestens zwei Gruben können als Opfergruben bezeichnet werden; vielleicht weist auch das Schädelfragment aus Hütte III auf einen besonderen Charakter des Nordringes hin. Ob diese Aspekte von den Erbauern des Erdwerks als verschieden empfunden wurden oder aber inhaltlich zusammengehören, ließe sich erst beurteilen, wenn mehr Parallelbefunde zum Vergleich verfügbar wären. Die Häufung von Befunden, deren jeder allein schon ungewöhnlich ist, macht es unseres Erachtens wahrscheinlich, daß der Nordring von Kothingeichendorf als Kultplatz gedient hat (99) . Vielleicht darf auch in der langen und anscheinend kontinuierlichen Benutzung des Erdwerkes bis in das Jungneolithikum hinein ein Hinweis auf den außergewöhnlichen Charakter der Anlage gesehen werden. — Nach Luftfotos zu urteilen, scheinen in der Umgebung noch weitere, bisher nicht erforschte Erdwerke zu liegen. Hierzu sei erwähnt, daß der Typus ein- oder mehrfacher Kreisgräben in mehreren Nachfolgekulturen der Linearkeramik bekannt war. Im Bereich der mährischen bemaltkeramischen Kultur weist die Ringanlage von Hluboké Masuvky besonders große Ähnlichkeit mit dem bayerischen Erdwerk auf. Ihre Gräben sind ebenfalls durch vier Erdbrücken unterbrochen, und die dichte Besiedlung hält sich außerhalb der Gräben <100) . Auch ein noch nicht ausgegra(99) Die Skepsis, die H.Müller - Karpe (Handbuch der Vorgeschichte, Bd. II, 348 Anm. 1) den „problematischen" Funden von Kothingeichendorf entgegenbringt, kann ich nicht durchweg teilen; zumindest in den hier zusammengestellten Fällen gestatten klare Aussagen des Ausgräbers eine Interpretation der Befunde. (100) J. NEUSTUPNY, ARoz 2, 1950, 52 ff.; ID., ARoz 3, 1951, 135 ff. Weitere Informationen verdanke ich Dr. K, Weidemann (Mainz). 199