Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 12. 1971 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1972)

Tanulmányok – Abhandlungen. A Pannonia Konferenciák aktái, I. – Akten der Pannonia Konferenzen I. - Höckmann, Olaf: Andeutungen zu Religion und Kultus in der bandkeramischen Kultur. – Fejtegetések a vonaldíszes kerámia vallásáról és kultuszéletéről. XII, 1971. p. 187–209.

fäße als Götterbilder — echte Idole — empfunden worden sind (30) . Die Figur В 9 aus Erfurt trägt mit beiden Händen einen kleinen Kumpf vor dem Leibe. Dieses Detail verbindet das thronende Figurengefäß mit einem Kumpf aus M о h e 1 n i с e (C 1), der — selbst nicht figürlich — mit menschlichen Armen eine kleine Schale hält und dadurch zu erkennen gibt, daß er eine den Figurengefäßen verwandte Bedeu­tung hatte oder sogar selbst als Figur verstanden wurde. Das Sekundärgefäß des Mohelnicer Figural­kumpfs kommuniziert mit dem Hauptgefäß durch eine Öffnung, die nur dann sinnvoll ist, wenn das Gefäß mit einer Flüssigkeit gefüllt ist (31) . Ähnliche „Ärmchenkümpfe" (Liste C) mit oder (seltener) ohne Sekundärgefäß sind aus Mähren (32) , Franken (C 4-Abb. 9) und Hessen (C 5 — 6) bekannt. Auch wenn gefäßtragende Figuren je einmal für die Theiss­kultur (N о v i В e ö e j-B о r d j о s) (33) und die jüngere Vinca-Kultur (S u s к a-S t u b 1 i n e) (34) be­zeugt sind, möchten wir die Ärmchenkümpfe doch für eine autochthone Bildung der linearkeramischen Kultur halten. Die datierbaren Belege gehören ihrer mittleren bis jüngeren Stufe an. Andere Arten von Gefäßen mit figürlichen Attri­buten hingegen sind schon für die ältere Linearkera­mik erwiesen: Füßchengefäße (Liste D; möglicher­weise gehören manche der hier erfaßten Fußfrag­mente zu Tier- oder Figurengefäßen) und Gefäße mit figürlichen Appliken, Ritzzeichnungen oder Gesich­tern (Liste G.) In ihnen äußert sich dieselbe Vor­stellung einer Identität oder Sinnverwandtschaft von Figur und Gefäß, die aus den Figurengefäßen und Ärmchenkümpfen spricht und die ein kenn­zeichnendes Merkmal der bandkeramischen Kultur zu sein scheint. Die Anregung hierzu dürfte von der Köröskultur ausgegangen sein; denn die figürlichen Appliken an Körös-Großgefäßen (35) weisen auf ähn­liche Vorstellungen hin. In einem Falle ist Körös­Einfluß eindeutig zu erkennen: die linearkeramische Figurenapplike von Gneiding (G 35) ent­spricht einer Körös-Applike aus К о p á n с s-Z s о 1­d о s t a n y a (3ß) bis ins Detail, was umso mehr Gewicht hat, als eine derartige eidechsenhafte Sti­lisierung der Figur allein aus diesen beiden Fun­den bekannt ist. Möglicherweise gehört auch eine Gesichtsapplike aus Csóka (37) , die schon ver­(30) JRGZM 12, 1965, 23; Ibid., 13, I960, 8 f. (31) Im Gegensatz zu G. Behm — Blanc ke (cf. Anm. 26) und К. OBERHUBER, FuF 38, 1964, 52 ff., die in den Figurengefäßen „Kornmütter" sehen, halte ich eine Verwendung zu Libationen für möglich. Dies gilt auch für das Fundstück С 4 aus Zilgendorf. (32) R. TICHY, PA 49. 1958, 13 f. (33) JRGZM 13, 1966, 21 Nr. 1. (34) Ausstellung „Neolit centralnog Balkana", Beograd 1968, Nr. 128. (35) Cf. z. B. I. KUTZIÁN, The Körös Culture. Buda­pest 1944, Taf. 17, 3; 20, 1; 41, 1-4. (36) Ibid., Taf. 20, 1. (37) H. QUITTA, PZ 38, 1960, 174 Abb. Ha. schiedentlich berechtigterweise als Parallele für die Henkelmaske G 40 (Griedel; ähnlich: A 21, G 1 — 2) herangezogen wurde (38) , der Köröskultur an, so daß sich ein weiterer konkreter Hinweis auf Köröseinflüsse speziell an Gefäßen mit figürlichen Attributen ergeben würde. Doch ist auch sicher, daß ein Teil dieser Funde nicht mehr mit der Körös­kultur, sondern erst mit der Vinca-Kultur in Ver­bindung steht. Eine fünfeckige Gesichtsapplike von Sechselbach (G 37) wurde bereits von H. Quitta (39) als Vinca-Form erkannt. Es handelt sich um einen Gesichtstypus, der an Idolen der Stufen В und С wiederholt begegnet (40) . Nicht minder bedeutsam sind die Zusammenhänge zwi­schen Gesichtsgefäßen der Zselizer Kultur (G 3, 22, 23, 27) und dem ältesten Figurengefäß aus Vine a (41) , das der Stufe Bl angehört: beiden sind eigenartig sichelförmige „Ohr"-Leisten gemeinsam, von denen der donauländische Beleg merklich älter ist als die zahlreichen Entsprechungen aus dem ungarischen und slowakischen Verbreitungsgebiet der Zselizer Kultur. Ebenso deutlich ist der Zusammenhang zwischen dem Gesichtsgefäß G 9 aus Budapest­Békásmegyer und einer ebenfalls „janusköp­figen" Flasche aus V i n с a, Stufe B2/Cl (42) sowie die Anlehnung einer Gesichtsapplike aus Erfurt (G 51) an den Typ der Prosopomorphdeckel in Vine a (43) , wobei die engsten Zusammenhänge mit Funden der Stufe Bl bestehen. Schließlich zeigen sich auch Beziehungen zwischen einem Typus dreieckiger Gesichtsappliken mit vertikalem Mittel­streifen (G 42, 55) und einer ähnlichen Gesichtsrit­zung auf einem Vinca-Gefäß in T о r d о s (44) . Die rundlichen Gesichtsmasken in der westlichen Line­arkeramik (G 38, 41) scheinen demgegenüber auto­chthon zu sein. Sie könnten als weitere Variante den bisher von I. Pavlù (44a> und N. К а 1 i с z/J. Makká y (44b) ausgesonderten Formen <44c) zur Seite gestellt werden. Bei I. Pavlü's Material zeigt (38) F. R. HERRMANN, Wetterauer Geschichtsblät­ter 5, 1956, S. 75 f.; H. QUITTA, PZ 38, I960, 174; JRGZM 12, 13. (39) H. QUITTA, PZ 38, 1960, 175 f. (40) Verf., JRGZM 12, 1965, 14. (41) M. M. VASIC, o. c, Bd. I Beograd J932, Nr. 91. (aus 7,5 m Tiefe). (42) Ibid., Nr. 105. (43) Cf., bes. M. M. VASIC, о. c, Bd. II (1936), Nr. 79. (44) M. v. ROSKA, о. c, Taf. 114, 6. (44a) I. PAVLÚ, ARoz 18, 1966, 714 mit S. 711 Abb. 221. (44b) Kat. Wien, 13. (44c) Belege : Typ 1 (Nase plastisch, Augen eingestochen, Mund fehlt) : G 36?, 49, 54?; Typ 2 (ähnlich, mit Mund; Untergesicht rechtwinklig eingezogen): G 28, 30, 48, 53, 56; Typ 3 (ähnlich, unterer Ge­sichtsabschluß durch geritzte M-Linie) : G 4 — 6, 9 — 11, 24 — Gesichter mit V-förmiger Kinnlinie soll­ten getrennt werden: G 12, 21, 22, 25, 26, 29; Typ 4 (ähnlich Typ 1, mit Mund) : G 32, 36, 42, 46, 55", 58, 59. - KALICZ/MAKKAY, Typ 1: G 3 (Variante von Pavlù Typ 4?); Typ 2 (dreieckige Relief­gesichter): G 1, 2, 17, 40; Typ 3 (plastische drei­eckige, durch Leisten eingefaßte Appliken) : G 14, 18; ähnlich: G 42. 192

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