Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 12. 1971 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1972)
Tanulmányok – Abhandlungen. A Pannonia Konferenciák aktái, I. – Akten der Pannonia Konferenzen I. - Höckmann, Olaf: Andeutungen zu Religion und Kultus in der bandkeramischen Kultur. – Fejtegetések a vonaldíszes kerámia vallásáról és kultuszéletéről. XII, 1971. p. 187–209.
sich nicht nur eine räumliche, sondern auch eine zeitliche Gliederung, die den Zeitraum von der praeoptimalen Phase der Linearkeramik bis zur Zselizer Kultur umfaßt; die beiden westdeutschen Belege würden sich zeitlich den älteren Varianten parallelisieren lassen, N. Kalicz'/J. Makkay's Material der j üngeren. Eine besondere Gruppe stellen Appliken in Form menschlicher Figuren dar. Die eine, linear stilisierende Variante schließt — besonders augenfällig an dem ungarischen Fundstück G 2 zu erkennen — an Vorbilder aus der Köröskultur an (45) . Sie leitet ihrerseits (vgl. als Übergangsform das böhmische Fundstück G 34) zu den geritzten stilisierten Menschenbildern über, die immer noch als „Krötenfiguren" bezeichnet werden, obgleich ihr anthropomorpher Charakter feststeht (46) . Bei den relativ seltenen Belegen aus linearkeramischer Zeit (47) ist noch zu erkennen, daß diese zeichenhaft stilisierten Ritzungen kauernde Figuren wiedergeben; der Stellung nach dürfte es sich um Darstellungen des Geburtsakts oder auch des sich-Darbietens von Frauen handeln. Diese frühen „Kröten" stehen formal dem sogenannten M-Zeichen nahe, das als selbständiges Zeichen bereits für die Köröskultur bezeugt ist (48) ; daß die linearkeramischen Belege mit denen der Köröskultur genetisch zusammenhängen, ist wahrscheinlich. Beispiele aus der Zselizer Kultur für die Verwendung der M-Linie als unterer Gesichtsabschluß an Figuren und Appliken (exemplarisch : G 9) sprechen nicht zwingend gegen die Auffassung, das „M" sei ursprünglich ein selbständiges Sinnzeichen gewesen; denn es erscheint auch als Einzelzeichen im Rahmen eines rein geometrischen Dekors an linearkeramischen Gefäßen (49) . — Die „Krötenfiguren" nehmen in der stichbandkeramischenPeriode an Häufigkeit zu. Sie sind jetzt bis zur Unkenntlichkeit stilisiert und oftmals in endlosem Rapport rings um das Gefäß aneinandergereiht. R. A. Maier sah in ähnlich gereihten, noch stärker stilisierten Winkelmustern „genealogical patterns" (50) , d. h. Ahnen(45) H. QUITTA, Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte 2, 1957, 59; N. KALICZ, Götter aus Ton. Budapest 1970, 36. (46) H. QUITTA, Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte 2, 1957, 51 ff. passim; H. KAUFMANN, Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 53, 1969, 272 ff.; wichtiges Material — bei anfechtbarer Ausdeutung — auch bei A. GULDER, Die umenf eider zeitliche „Frauenkröte" von Maissau in Nieder Österreich und ihr geistesgeschichtlicher Hintergrund. Mitteilungen der Prähistorischen Kommission Wien, 10, 1960-62. (47) W. BUTTLER, BRGK, 19, 1929, 181 Abb. 10, 7; H. KAUFMANN, o. c, 272 ff.; B. BAHN, AuF 13, 1968, 22 Abb. 3a; 23. (48) I. KUTZIÁN, о. с Taf. VIT, 1; XV, 12. - D. ARANDJELOVIC - GARASANIN, Starcevacka kultúra. Ljubljana 1954, Taf. VI, 19. (49) z. B. Oberhausbergen (Elsaß) : F. A. SCHAEFFER, Cahiers alsaciens d'archéologie et d'histoire 1922, Taf. II U. (50) JBD 5, 1964, 23, 158, in Anlehnung an C. SCHUSTER, Revista do Museu Paulista N. S. 10, 195658, 7 ff; Festschrift für A. E. Jensen 1964, 559 ff. oder Clanreihen aus „Figuren", die völlig ungegenständlich-zeichenhaft gebildet sind. Diese Interpretation, die sich allerdings auf Befunde in rezenten außereuropäischen Primitivkulturen stützt, erscheint auch zur Deutung der friesartig gereihten stichbandkeramischen „Krötenfiguren" einleuchtend. Eine zweite Variante anthropomorpher Appliken, die wesentlich naturnäher und in kräftigerem Relief gestaltet sind (G 31, 45, 50), ist auf die Linearkeramik beschränkt. Auch für sie sind die Vorbilder im Kreise der Köröskultur oder der älteren Vinca-Kultur (51) zu suchen. Den mittel- und südosteuropäischen Belegen gemeinsam ist eine drastische Betonung der sekundären Geschlechtsmerkmale, die als Hinweis auf eine fruchtbarkeitssymbolische Bedeutung der Darstellungen zu verstehen ist. — Die steatopyge Applike G 50 aus Barleben wurde in einer Grubenanlage gefunden, die nach Zusammensetzung und Lage der Funde zu urteilen als Opfergrube bezeichnet werden kann (S.195). Trotz der unterschiedlichen Ausführung möchten wir in den geritzten „Krötenfiguren" und den Reliefappliken den Ausdruck derselben Vorstellung sehen, die im Umkreise des Fruchtbarkeitsgedankens, von Empfängnis und Geburt angesetzt werden darf. Ein autochthoner Typus der linearkeramischen Kultur sind „Kopfgefäße", kumpf- oder schalenförmige Gefäße mit auffallend großer Gesichtsdarstellung und runden durchbohrten Augen (G 33, 43, 52, 53, 59). Das besterhaltene Fundstück (G 33, aus P о u с h о v), aufschlußreich durch die Vereinigung menschlicher und tierischer Merkmale (S. unten), ist stichbandkeramisch datiert (52) , und das Fragment G 43 aus M о n s h e i m gehört möglicherweise erst der Rössener Kultur an; doch beweisen die Fundstücke G 52—53 die Existenz des Typs schon in der jüngeren Linearkeramik. Zeitlich entsprechen die Kopfgefäße also etwa den „Krötenfiguren". Ihre Bedeutung ist ungewiß, doch scheint uns eine thematische Beziehung zu den „Bechern" aus menschlichen Schädelkalotten zu bestehen, von denen 18 Exemplare in einer einzigen linearkeramischen Grube in Draßburg (Niederösterreich) gefunden wurden (53) . Zahlreich bezeugt sind ferner Gefäße in Form vierbeiniger Tiere (Liste E), die zumeist Rinder, einmal aber auch ein Schwein (E 23) darstellen. In der jüngeren linearkeramischen Kultur einsetzend, besteht der Typus in der stichbandkeramischen Kultur weiter (54) . Die „Bilingue" aus (Menschen-) Kopfgefäß und Rinderattasche G 33 aus P о u с h о v deutet Sinnzusammenhänge zwischen Menschenund Tierbild an, wohl in der Form, daß in der (51) M. M. VASIC: о. с Bd. I, Taf. 19, 94; 20, 96. 97b; 21, 97a. с (Vinca); M. v. ROSKA: о. с Taf. 141, 1. 2. 4. 6. 7. 9-11. 13. 16; Taf. 142, 3 (Tordos). (52) Verf., JRGZM 12, 1965 15 f. (53) G. MOßLER, Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft Wien, 91, 1949, 123 ff. (54) Verf. JRGZM 12, 1965, 25. 13 Alba Regia 193