Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 10. 1969 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1969)

Tanulmányok – Abhandlungen - Fügedi Erik: Die Entstehung des Städtewesens in Ungarn. X, 1969. p. 101–118.

Gruppe der ungarischen Historiker 41 auf einen starken sla­vischen Einfluss schloss. Auch die Ortsnamen einiger frü­hen Städte sind slavischen Ursprungs (vielleicht auch Pécs 42 ). Wahrscheinlich war dies der Grund, der E. Molnár dazu bewog die Entstehung des Städtewesens in Ungarn auf ein slavisches Städtewesen zurückzuführen. 43 Die archeologi­schen Ausgrabungen konnten jedoch nirgends slavische Fun­de ans Tageslicht fördern, die ungarische Bezeichnungen für Stadt (város), Markt (vásár) und Bürger (polgár) sind keine slavischen Lehnwörter. Unsere schriftlichen Quellen schwei­gen ebenfalls über slavische Siedlungen, die einen städ­tischen Charakter haben konnten. In der Sovietunion, in Polen und auch in Mähren wurden mit dem Spaten früh­mittelalterliche Städte freigelegt, doch in der heutigen Slo­vakei kam nichts ähnliches zum Vorschein. Wir wissen zwar, dass in Svatopluks Hauptstadt monatlich dreitägige Märkte abgehalten wurden, 44 wissen aber nicht wo dieser Sitz zu suchen ist. Eine Übernahme des Städtewesens von den Slaven ist vollkommen unbegründet. Der slavische Beitrag zur Entstehung des Städtewesens in Ungarn muss in der Förderung des Warenaustauschens zwischen Slaven und Ungarn, im Aufrechterhalten römischer Siedlungsele­mente, nicht aber in einem bestehenden Städtewesen zur Zeit der ungarischen Landnahme gesucht werden. Die hier angeführten Faktoren, einerseits das nomadi­sche Städtewesen und der damit verbundene Handel und Handwerk, die im Lande vorgefundene römische Erbschaft, andererseits die neue weltliche und kirchliche Organisation Hessen in Ungarn im 11 — 12. Jh. Siedlungen entstehen, die wir für Städte asiatischen (nomadischen) Typs halten. 45 Unsere ersten Zeugen sind arabische Schriftsteller. Idrisi, der seine Geographie über Ungarn auf Grund der von Fernhändlern erhaltenen Informationen verfasste, ichrieb über mehrere Städte Ungarns, rühmte deren Markte, an denen besonders grosse Mengen von Agra-prod ikten zu einem billigen Preis feilgeboten wurden. 46 Seil Zeitgenosse, Abu Hamid, der zwischen 1150—1153 in Ungarn \ eilte, verglich mit offensichtlich übertriebenen Enthusiasms die ungarischen Städte mit Bagdad und Isfahan. 47 Diese С uel­len wären schon an sich genügend um die Existenz der Städte in diesem Zeitalter als bewiesen hinzunehmen, wenn wir aber ihre Informationen mit den einheimischen Quellen ergänzen, können wir die ersten Städte des Landes etwas eingehender kennen lernen. Die erste Tatsache, auf welche wir hinweisen wollen ist der Wortgebrauch unserer einheimischen Quellen. Sie nen­nen diese Siedlungen im 11. Jh. urbs oder civitas, im 12. « E. MOLNÁR, А magyar társadalom története az őskortól az Arpádkorig Die Geschichte der ungarischen Gesellschaft von der Urzeit bis zu den Zeiten der Arpaden), Bp., 1949, 170-174.; Cf. J. KNIEZSA, A magyar állami és jogi terminológia eredete (Der Ursprung der ungarischen staatlichen und rechtlichen Terminologie), MTA nyelv- és irodalomtudományi osztályának közleményei, 1955, 237-266. 42 J. MELICH, A honfoglaláskori Magyarország (Ungarn zur Zeit der Land­nahme), Bp., 1925-1929, 413. 43 MOLNÁR, о. с, 242.; Cf. E. FÜGEDI, Középkori magyar városprivilégi­umok (Ungarische Stadt Privilegien des Mittelalters), TBM, 14, 1961, Anm. 20. (des weiteren: FÜGEDI, Stadtprivilegien) 11 GY. PAULER-S. SZILÁGYI, о. с. 179. 4r > Molnár und nach ihm Székely nannten diese Siedlungen „Marktflecken". СД FÜGEDI, Stadtprivilegien, Anm. 39. Diese Terminologie ist irreführend, da in Ungarn üblicherweise diejenigen Siedlungen als Marktflecken bezeich­net werden, die vom 14. Jh. an entstanden. 46 T. LEWICKI, Polska i kraje sqsednie w swietle ,,Ksiegi Rogera" geographa arabskiego z XII w. AI Idrisiego (Polen und seine Nachbarländer in dem „Buch des Rogers" vom arabischen Geographen AI Idrisi aus dem XII. Jh.), Prace Komisji Orientalistycznej 34., Krakow, 1945, 219. Es wird über folgende Städte berichtet: Bács, Ödenburg, Keve, Barancs und Neutra, • andere werden nur erwänt, z.B. Francavilla, usw. 47 J, HRBEK,Ein arabischer Bericht über Ungarn, Acta Orientalia,5, 1955,20. Jh. civitas oder castrum. i8 Man könnte dagegen einwenden, dass diese Bezeichnungen auch den Sinn 'Burg', in der frü­hen ungarischen Terminologie sogar den Sinn ,Komitat' (von der Burg als Zentrum abgeleitet) haben. Dagegen spricht aber, dass das ungarische Wort Stadt (= város) ebenfalls von dem Ausdruck ,Burg' (= vár) stammt. Und wenn Stuhlweissenburg in der von Bischof Hartwick ge­schriebenen Legende des Hl. Stephans 49 und ebenso auf dem Krönungsmantel 50 civitas genannt wird, dann schliesst Hartwicks Herkunft 01 und die Tatsache, dass der Krönungs­mantel ein Geschenk der Königin Gisella für die Basilika, Stuhlweissenburg aber kein Bischofsitz war, jeden Zweifel aus. Die Königin und der deutsche Hartwick meinten Stadt und schrieben im lateinischen korrekter Weise civitas. Aus der Natur unserer spärlichen und wortkargen Quel­len folgt, dass wir hinsichtlich der Wirtschaft am besten über den Handel unterrichtet sind. Aussen- und Binnennan­del können zwar in diesem Zeitalter nicht von einander get­rennt werden, jedoch steht es fest, dass zu dieser Zeit der Warenaustausch an den Wochenmärkten abgewickelt wur­de. Aus den an neu gegründeten kirchlichen Institutionen erlassenen königlichen Urkunden und aus den frühen Ge­setzen ist es klar, dass das Marktrecht auch in Ungarn ein Regalerecht war 52 und dass schon in der ersten Hälfte des 11. Jh. Marktzinse (meistens nur teilweise) den Abteien überlassen wurden, so z. B. in Neutra (Nitra, Nyitra) 53 oder in Somogyvár. 54 Die Analyse dieser Urkunden wies auch darauf hin, dass in allen Komitatszentren regelmässig Wochenmärkte abgehalten wurden. 55 Binnenhandel mit Agrar- und Handwerksprodukten und Aussenhandel mit orientalischen und byzantinischen Luxuswaren wurden an ein und demselben Markt abgewickelt. Wir besitzen Anga­ben über russische Händler die mit ihren Rauchwaren in Gran erschienen, 56 über jüdische Kaufleute, die von Russ­land nach Regensburg fuhren, 57 über byzantinische Kau­fleute 58 und über Münzfunde, die nur im Aussenhandel ange­häuft werden konnten. 59 Die Träger des Handels waren grösstenteils Mohammedaner, Juden und Griechen. In Pest, dessen Marktzins schon 1055 erwähnt wird, 60 sassen bis zum Anfang des 13. Jh. Sarazener, 61 Abu Hamid be­48 F. A. GOMBOS, Catalogus fontium históriáé Hungáriáé aevo dueum et regum ex stirpe Arpad desendentium, Budapestini, 1937, 2433, 2424, 2431, 2587. 2593,2604. 49 .,in ipsa regalis sedis civitate Alba" Scriptores Rerum Hungaricarum (ed. E. Szentpétery) Bp., 1938, 417. (des weiteren: SEH) so Die Anschrift lautet: „Anno Incarnationis Christi MXXXIIndictione XIII a Stephano rege et Gisella regina casula haec operata et data ecclesiae sanc­tae Mariae sitae in civitate Alba" si Abt von Hersfeld (1072), später im Investiturstreit Erzbischof von Magde­burg, da er aber diese Würde nach drei Jahren ablegen musste, kam er nach Ungarn, wo er Bischof von Raab wurde. Als solcher schenkte er den neuem Bistum in Agram eine Agenda pontificalis, in der er auch Raab „civitas" nennt. Vgl. Z. TÓTH, A Hartvik legenda kritikájához (Zur Kritik der Hartwick Legende), Bp. 1942. 114-122. ; L. CSÓKA, Arrabona, 6, 1964, 266-268. 52 FÜGEDI, Stadtprivilegien, 29. 5 3 ibid. 30. e 4 A pannonhalmi Szt. Benedek rend története (Geschichte des Benediktiner­ordens von Pannonhalma). Des weiteren: PRT) X. 493. 55 FÜGEDI, Stadtprivilegien, 31-32. ее DOMANOVSZKY, A harmincadvám . . ., 33. s 7 S. KOHN, A zsidók története Magyarországon (Die Geschichte der Juden in Ungarn), Bp., 1884,59-60,406-407. 58 GY. PAULER, A magyar nemzet története az Árpád házi királyok korában (Die Geschichte der ungarischen Nation unter der Regierungszeit der Arpaden), Bp., 1900 2 , 1, 235.; Ungarische Kaufleute in Byzanz werden von Benjamin von Tudela erwähnt vgl. W. HEYD, Geschichte des Levantehan­dels im Mittelalter, Stuttgart, 1879, 1, 274. б» A. KERÉNYI, Egy XII, századi óbudai bizánci pénzlelet (Ein byzantinischer Münzfund aus Altofen aus dem 12. Jh.), BpR, 15, 1930, 541-548.; F. KIRÁLY, XII. századi pénzek Magyarországon (Münzen aus dem 12. Jh. in Ungarn), Fol. Arch. 7, 1955,127-140.; I. MERI, Arpádkori pénz­váltómérleg (Eine Geldwage aus der Arpadenzeit), Fol. Arch, 6,1954, 106, 60 PRT X, 429-430. 61 L. NAGY, Pest város eredete, TBM, 3,1934,1 -12, 105

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