Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 10. 1969 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1969)

Tanulmányok – Abhandlungen - Fügedi Erik: Die Entstehung des Städtewesens in Ungarn. X, 1969. p. 101–118.

richtet über eine zahlreiche mohammedanische Bevölke­rung. 62 Die Gesetze König Ladislaus I. (1077-1095) und Kolomanns (1095 — 1116) befassten sich öfters mit den Märkten. Die Gesetze Ladislaus erwähnen den Händler, der mit seinen Waren von einer Stadt zur anderen, oder von einem Komitat ins andere wandert. 63 Kolomann schuf Regeln für die Abschliessung der Geschäfte, die — haupt­sächlich zwischen christlichen und jüdischen Kaufleuten — mit Hilfe der sog. chartula sigillata stattfinden sollten. 64 Über das Handwerk in den Städten besitzen wir nur spärliche Angaben. Dennoch wissen wir, dass in Gran Münzen geprägt wurden 65 , und dass ein Teil der späteren Stadt die Siedlung der Schmieden war, 66 deren Schmelzofen durch Ausgrabungen festgestellt wurde. 67 Es ist sicher, dass nach der Schlacht am Lechfelde (955) das ungarische Hand­werk, vor allem die Silberschmiede nach Südrussland und vielleicht auch nach Böhmen Schmuckstücke exportierten. 58 Bis die archeologische Forschung diese Frage nicht ein­gehender untersucht und dadurch unsere Kenntnisse nicht erweitert, sind wir geneigt anzunehmen, dass in den frühen Städten nomadischen Typs der Handel im Vordergrund stand, während das Handwerk am Lande verteilt und nur über den Markt unmittelbar mit der Stadt verbunden war. Die wirtschaftlichen Merkmale bestimmten gewisser­massen die Sozialstruktur der Städte. Auf der einen Seite mohammedanische, (seit der Regierung Kolomans auf die Bischofsitze beschränkte 69 ) jüdische Kaufleute, Wandler­händler, Handwerker, auf der anderen Seite der Gespan und seine Gefolgschaft, der Bischof mit seinen Klerikern und Hörigen. Ein buntes Durcheinander von Einwohnern, die in der Hierarchie der mittelalterlichen Gesellschaft die entgegengesetzte Polen einnahmen, von mächtigen Herren und armen Leuten, sogar Sklaven und zwischen ihnen alles mögliche. Haben Wirtschaft und weltliche, bzw. kirchliche Orga­nisation den Stadtcharakter bestimmt, so hatte hier auch die Siedlungsart ihr Wort zu sprechen. Auf Grund der we­nigen Stadtpläne, die wir aus dieser Zeit kennen, treten zwei Grundtypen vor: 1. eine Burg mit einer Vorstadt, 2. eine auf grösserem Gebiet entstandene Gruppe von Ort­schaften. Zum ersten Typ gehören Raab, Neutra 70 und Waitzen (Vác) 71 , die eigentlich auf kleineren Hügeln gebaute Fluchtburgen waren. In der Burg selbst — je nach dem Ausmass der ummauerten Fläche — wurden die Kathed­rale, der Bischofspalast und das Haus der Domherren untergebracht (Waitzen, Neutra), während der übrige Teil der Bevölkerung unter dieser Burg in einer kleinen Vor­stadt sich ansiedelte. War die ummauerte Fläche grösser, 62 E.HRBEK, o.e., 20. 63 ,,De negotiatoribus euntibus de civitate in civitatem". Da das Wort civitas sogleich Burg (Stadt), als auch Komitat bezeichnet, ist eine zweifache Übersetzung möglich. e * B. L. KUMOROVITZ, A Kálmán kori,,chartula sigillata" (Die ,,chartula sigillata" aus Kolomans Regierungszeit), Turul, 57—60, 1944 — 46, 29 — 33. 65 B. HÓMAN, Magyar pénztörténet (Ungarische Münzengeschichte), Bp., 1916,547. 66 L. ZOLNAY, Pénzverők és ötvösök a románkori Esztergomban (Münzer und Schieden im frühmittelalterlichen Gran), AÉrt, 92, 1965, 148-161. в' Ibid.. 156-159. 68 B. SZŐKE, A bjelobrdoi kultúráról (Über die Kultur von Bjelobrdo), AÉrt, 87, 1960, 44 — 45.; I. ERDÉLYI, A honfoglaló magyarság régészeti emlék­anyaga keleturópai kapcsolatainak néhány kérdéséről (Über einige Fragen des Verhältnisses zwischen den archeologischen Denkmälern der landneh­menden Ungarn und Osteuropa), AÉrt, 87, 1960,172-173. 69 Kolomans 75. Gesetzartikel. 70 V. MENCL, Stfedovëké mësta na Slovensku (Mittelalterliche Städte in der Slovakei), Bratislava, 1938, 57-60. 71 D. DERÇSÉNYI, Vác, Bp. I960, 20-21. Abb. 4: Neutra (nach V. Mencl) wie z. B. in Raab 72 , dann wohnten auch die „zivilen" Ein­wohner dort. Der Markt nahm in diesen Fällen den Platz vor dem Burgtor ein. 73 Der Grund dafür war, dass einer­seits der Markt schon aus Sicherheitsgründen nicht in der Burg abgehalten werden konnte, andererseits konnte vor dem Burgtor noch hinreichender Schutz gewährt werden. Zwei Städte bilden einen Übergang zwischen diesen ers­ten und zweiten Typ, u. zw. Stuhlweissenburg und Gran. In Stuhlweissenburg war die Lage am Anfang des 11. Jh. wahrscheinlich dieselbe wie in den Städten, die zum ersten Typ gehören. Es ist anzunehmen, dass die erste kleine Fes­tung, also der Fürstensitz sich auf den kleinen Hügel erst­reckte, an dem die Petrikirche (in der Fürst Géza begraben war) stand. 74 Den Markplatz finden wir vor diesem Hügel. Als aber an der Wende des 10/11. Jh. auf der Westseite des Marktplatzes der Königspalast, später zwischen 1011 — 1038 an der Ostseite die Basilika erbaut wurde, musste die ursprungliche Vorstadt mit einer Mauer umzingelt werden, wodurch der Marktplatz zum Mittelpunkt der späteren, „Burg" genannten Inneren Stadt geworden ist. Die Tat­sache, dass die Basilika und der Königspalast ein Areal von ungefährt gleicher Grösse einnahmen 75 und dass der Markt­platz auch in der N-S Achse der Stadt im Mittelpunkt steht, 76 beweist eine planmässige Erweiterung. Einen anderen Übergang zwischen den zwei Typen stellt 72 V. BORBIRÓ— I. VALLÓ, Győr városépitéstörténete (Die Stadtbauge­schichte von Raab), Bp, 1956,42-43. 73 Ibid., 74—76.; Dass der Marktplatz auch in Neutra ausser der Burg lag geht daraus hervor, dass 1248 König Béla IV. die Genehmigung erteilte den Markt in „ipso casto" abzuhalten. G. FEJÉR, Codex diplomaticus Hungáriáé ecclesiasticus ac civilis, IV/2.455, irrtümlich unter dem Datum 1258! (des weiteren: Fejér, CD.) 74 E. FÜGEDI, Der Standtplan von Stuhlweissenburg und die Anfänge des Bürgertums in Ungarn, A. Hist. Hung., 15, 1968, 114. 75 A. KRALOVÁNSZKY, Székesfehérvár X-XI. századi településtörténeti kérdése (Siedlungsgeschichtliche Fragen von Stuhlweissenburg in den 10 —11. Jahrhunderten), Székesfehérvár évszázadai, 1,1967, 60. und Abb. 5. 76 Für diese Angabe bin ich Herren J. M a j о r zum Dank verpflichtet. 106

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