Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 8.-9. 1967-1968 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1968)

Tanulmányok – Abhandlungen - Bakay Kornél: Gräberfeld aus den 10–11. Jahrhunderten in der Umgebung von Székesfehérvár und die Frage der fürstlichen Residenz. II. – A Székesfehérvár környéki 10–11. századi temetők és a fejedelmi székhely kérdése. VIII–IX, 1967–68. p. 57–84. t. VII–XXII.

Um die überaus wichtigen Strassen an der Nordgrenze des Siedlungsgebiets des dem König feindlich gesinnten Dux Koppány verteidigen zu können, lagen dort, wo sich der Mórer Graben verengt, starke militärische Einheiten des Fürsten Géza (auch ihre Familien lebten dort). 223 Offenbar erlangten die nach den dreissiger Jahren des 10. Jahrhunderts entstandenen Siedlungen bereits unter Géza eine gewisse Bedeutung. Die Bevölkerung von Szárazrét und Móri út an der Nordseite lebte ebenfalls an einer Strasse. Nachdem Koppány besiegt war, wurden seine Lände­reien im Gebiet der späteren Komitate Tolna, Baranya und Somogy auch königlicher Besitz, d.h., Fehérvár ist plötzlich zu einer zentral gelegenen Siedlung geworden. Vielleicht kann damit die Kirchengründung des ersten ungarischen Königs erklärt werden. Die Tatsache aber, dass Fehérvár niemals ein Erzbischofs- oder Bischofssitz geworden ist (hier gab es nur eine Domprobstei) 224 , lässt vermuten, dass die Stadt in der frühen Epoche ihres Bestehens — trotz der Basilika — ziemlich belanglos sein musste. 225 Das war keine ungewöhnliche Erscheinung. „Die meisten mittelalterlichen Städte waren .gegründete' Städte; es handelte sich nicht um bereits bestehende Dörfer, die sich durch die Niederlassung von Gewerbe­und Handeltreibenden allmählich zu Städten entwickel­ten, sondern es kam des öfteren vor, dass in der Nähe von Dörfern, möglicherweise diesen angeschlossen und den­noch räumlich vollkommen getrennt, die Siedlungen der hinzugewanderten Handwerker und Kaufleute entstan­den." 226 Der Mangel an Beweisen ermöglicht die Ermittlung des­sen nicht, wann sich die Stadtentstehung aufgrund der Arbeitsteilung, d.h. der Niederlassung von Handwerkern und Kaufleuten in Fehérvár vollzogen hat. Die königliche Basilika hat sicherlich eine grosse Konzentrationskraft ausgestrahlt, so dass wir wahrscheinlich bereits im 11—12. Jahrhundert mit einer massgeblichen Zuwanderung rechnen müssen (auch mit der Niederlassung von Aus­ländern). Von einem ständigen Marktplatz konnte man zu dieser Zeit noch kaum reden, höchstens von einem provisorischen Marktplatz von Wanderkrämern. 227 Dies bedeutet aber, dass Fehérvár im 11—12. Jahrhundert keinsfalls als eine Stadt galt, wie es bereits B. H ó m a n ausgesagt hatte. 228 Urkundlich werden die städtischen Privilegien von Székesfehérvár erstmalig 1237 erwähnt. Die Urkunde ist nicht erhalten geblieben, wir erhalten durch die Trans­223 Di e Sicherung der Handelswege war für einen jeden feudalen Staat die vordringlichste Aufgabe. Es ist bezeichnend, dass die erste Kunde über den polnischen König Mieszko I. — ein Bericht des sächsischen Widukind — uns mitteilt, dass er sich 963 mit den westpommerschen Voljanen — einem wohlhabenden, handeltreibenden Volk — geschlagen habe. Boleslaw Chrobry eroberte 999 die Stadt Krackau, die an der von Kiew ausgehenden wichtigen Handelsstrasse, die über Prag nach Westeuropa führte, eine Schlüsselstellung einnahm. (Chronik des Cos­mas von Prag). Diese Tatsache war in der historischen Entwicklung Polens von grosser Bedeutung. КOROLJUK-MILLER-TRETJAKOW 1956:1. 36, 38. 224 Dass Székesfehérvár kein Bischofssitz war, veranlasste einige unserer bürgerlichen Historiker zu verschiedenen romantischen Vermutungen. I. A csádi schrieb z.B. folgendes: „Weil er (nämlich König István I., der Verf.) die Stadt Fehérvár in einer Zeit gründete, als die kirch­liche Organisation Westungarns bereits beendet war, blieb für die Stadt kein Bistum mehr übrig, und sie musste sich mit einem Domkapitel oder einer Probstei begnügen. .." ACSÁDI 1903 : I. 105. 225 PLEIDELL 1934 : 42. 226 MENDÖL 1963 : 321. 227 Dies bezieht sich auf alle Kaufleute — somit auch auf die Ungarn ! — cf. HÓMAN 1938: 197-204; PLEIDELL 1934: 308-309. 228 HÓMAN 1938 : 453. skription der 1496 erlassenen Urkunde des Palatins István Szapolyai Kenntnis von ihr. In dieser heisst es, dass István der Heilige Székesfehérvár, Esztergom, Pest und Buda der Entrichtung von allen Zöllen enthebt. 229 Später beriefen sich die ungarischen Städte auf diese Urkunde wie auf die uralte „libertás Albensis". Es kann kein Zufall sein, dass keine einzige árpádenzeitliche Urkunde in Original über die Privilegien von Székesfehérvár auf uns überkom­men ist. In der ungarischen Gesellschaft der 10—13. Jahrhunderte gab es noch keine wirtschaftlichen Grundla­gen für die regionale Arbeitsteilung und die innere Waren­produktion. „Der grossen Umwandlung und dem Kampf verschie­dener Strömungen im 13. Jahrhundert folgte die Zeit der Reife, die die charakteristischen Errungenschaften des 15. Jahrhunderts, u.zw. etwa 25—30 Städte im wahr­sten wirtschaftlichen und rechtlichen Sinne zeitigte." 230 Das archäologische und topographische Bild, das sich uns von den 10—13. Jahrhunderten bietet, lässt uns er­kennen, dass Székesfehérvár bereits im 11. Jahrhundert einen gewissen Vorsprung erreicht hat, weil die Ein­wohnerschaft um die Jahrtausendwende ihre früheren heidnischen Gräberfelder aufgab und seine Toten in der Standtnähe bestattete (im S-W das mehrere hundert Gräber umfassende Gräberfeld von Maroshegy, das auf das 11—12. Jahrhundert datiert werden kann, im Norden aber das Gräberfeld an der Strasse nach Mór, das — wenn die Anzeichen nicht trügen — gleichfalls sehr volkreich ist. Einige erhaltengebliebene Funde aus dem grossen Gräberfeld bei der Basilika 231 lassen vermuten, dass auch hier die frühesten Bestattungen aus dem 11. Jh. stammen.) Das wirkliche Stadtwerden Székesfehérvárs erfolgte erst während der Regierungszeit von Béla IV. (1235— 1270) und in der darauffolgenden Zeit. Aus diesen Erwägungen ergibt sich die Frage, ob Fehérvár im 10—11. Jahrhundert tatsächlich die fürstliche Residenz gewesen ist ? Bereits G y. Bonis hat darauf hingewiesen, dass es ein müssiges Beginnen sei, die „Hauptstadt eines Landes'* in der frühen Feudalzeit nachweisen zu wollen. Bezeich­nend für diese Epoche ist eben, dass die regierenden Fürsten noch keine ständige Residenz haben. 232 Unlängst hat E. F ü g e d i sehr beachtliche Bemerkungen zu dieser Frage geäussert. 233 Er hat nachgewiesen, dass die ungarischen Könige in den 10—13. Jahrhunderten ihren Sitz ständig wechselten, im Lande umherwanderten und dass von einer Residenz, wie zur Zeit der Anjou, über­haupt nicht die Rede sein konnte. Er unterscheidet den Aufenthaltsort des Königs von seiner ständigen Residenz. Für die sog. „Königliche Residenz" sind folgende Krite­rien bezeichnend: 1. der skarale Mittelpunkt (königliche Kriche und Begräb­nisstätte), 2. Münzenprägestätte, 3. ein naturgegebener Schutz und eine künstlich errichtete Wehranlage, 229 ibid. 464; PLEIDELL 1934 : 22. 230 SZÜCS 1955 : 19. 231 Aus Grab 18 stammen folgende Funde: ein Scheibenanhänger aus Bronze, vom Typ, der für das 11. Jh. kennzeichnend war, 6 Sargnägel (Inv. Nr. 10 359 — 10 360), ein unverzierter Kopfring aus Bronze (Inv. Nr. 10 372). Die anderen, erhalten gebliebenen Funde (Inv. Nr. 10 358., 361-415) gehören einer viel späteren Zeit an. Cf. DERCSÉNYI 1943 : 20 232 BONIS 1956: 81. 233 FÜGEDI 1964 : 778-779. 78

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