Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 6.-7. 1965-1966 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1966)

Tanulmányok – Abhandlungen - Kralovánszky Alán: Die landnahmezeitliche Rinderbestattung von Sárbogárd. VI–VII, 1965–66. p. 89–96. t. XLVII– XLVIII.

lig erlebtes Phänomen — schien eine eingehen­de Untersuchung der Zugerhörigkeit der Rinder­bestattung zu dem Gräberfeld des 10. Jahrhun­derts unumgänglich notwendig. 1. Orientierung und Tiefe der Grabgrube des Rindes, aber auch die Erdmischung, mit der sie angefüllt war, stimmten vollkommen mit den Gräbern der hier bestatteten Bevölkerung übe­rein. 2. Der Erhaltungszustand und die Farbe des Rinderskelettes entsprachen einwandfrei den menschlichen Knochenfunden. 3. Die organische Zugehörigkeit der Rinderbe­stattung zu dem Gräberfeld war offenkundig: nur ein kleiner Abstand trennte das Grab des Rindes von den menschlichen Grabstätten. Wenn wir die neun zerstörten Gräber zwischen dem Grab des Rindes und zwischen dem unge­stört erhaltenen Teil des Gräberfeldes berück­sichtigen — deren Material wir bergen und de­ren Lage wir feststellen konnten — kommen wir zu der Erkenntnis, dass die Entfernung dem Abstand estsprach, der bei der Bestattung eines Häuptlings oder des Oberhauptes einer Grossfamilie üblicherweise eingehalten wurde (Grab 33). 4. Die Rinderbestattung lag auf dem höchsten Punkt des Hügels, in jener Höhenlage, wo sich die am reichsten ausgestatteten Gräber befan­den. 5. Das Abschneiden des Fusses ist bei Bestat­tungen des 10. Jahrhunderts nicht unbekannt. Unter anderen hatte man auch die Fusse des Mannes in Grab 14 in Kenézlő 5 und die der Frau in Grab 5 in Hencida 6 abgeschnitten, aber im Grab, etwas weiter von ihrer ursprüng­lichen Lage, mitbestattet. 6. Bei den jüngst vorgenommenen Ausgrabun­gen in Sarkel 7 hatte man eine mit dem Bau der Burg gleichzeitige rituale Bestattung der Vor­dermittelf ussknochen-Paare (metacarpi) von 84 Im Folgenden sollen die Umstände, die genaue Zeit und der Grund, warum das junge Rind geopfert wurde, geklärt werden. 1. Bei der Untersuchung der Frage gehen wir von dem Standpunkt aus, dass das junge Rind •erst bestattet wurde, nachdem ihm die Fusskno­5. A. JÖSA: Arch. Ért. 43 (1914) 304. 6. N. FETTICH: AH 21 (1935) 96. 7. M. I. ARTAMONOV: MIA 62 (1958) 27. %. Als die Rinderbestattung veröffentlicht wurde, hatte man versäumt anzugeben, ob die Grabrube auf einmal oder in mehreren Schichten aufgefüllt worden war, d. h. ob die Gebeine des Rindes und „die in kleiner Menge vorhande­nen Fussknochen von Schafen" in einer Schichte gelegen hatten oder nicht. Kälbern in einer länglichen Grube entdeckt. 8 Es ist uns bekannt, dass die Burg von Sarkel wäh­rend des kasarischen Kaganats von einem dem türkischen Kulturkreis angehörenden Volk er­baut wurde; wir wissen aber auch, dass die Vor­fahren der landnahmezeitlichen Ungarn 200 Jahre lang vor 896 im Bereich des kasarischen Kaganats gelebt hatten. Somit scheint ein Vergleich dieser beiden^ einander gleichwertig ergänzenden Erscheinungen begründet, umso mehr, da doch auch eine zeitliche, räumliche und auch eine materiell- und geistigkulturelle Entsprechung vorhanden ist. 7. In dem finnisch-ugrischen Gräberfeld des 9—11. Jahrhunderts von Muroma an der Oka hatte man zwischen den Gräbern 184 und 185 eine vollständige Rinderbestattung freigelegt. Alle vier Fusse des Rindes waren abgeschnitten. Als Beigaben waren zwei Gefässe mitbestattet worden (Abb. 3.). In diesem Gräberfeld waren auch aus fünf anderen Gräbern verschiedene Körperteile eines Rindes zum Vorschein gekom­men. 9 8. Die Gemeinde Sárbogárd entstand 1896 aus der Vereinigung von Bogárd und Tinód. 10 Die Rinderbestattung gehörte zweifelsohne der Ge­meinde Tinód an. Um diese wesentlich wichtige Frage kontrollieren zu können, suchten und fanden wir zusammen mit Attila Kiss auch das Bestattungsfeld der Gemeinde Bogárd — (Sárbo­gárd—Templomdűlő). 11 Bekanntermassen stam­men die ungarischen Ortsnamen mit dem Dimi­nutivsuffix ,,d" aus dem 10. Jahrhundert. Dem­nach ist der kausale Zusammenhang der zwi­schen dem aus dem 10. Jahrhundert stammen­den Ortsnamen 'Tinód' ( = kleines, junges Rind) und dem Namen: 'tinó' des im Gräberfeld der einstigen Siedlung bestatteten jungen Rindes besteht, klar erwiesen. Durch die oben angeführten Erläuterungen scheint es bestätigt, dass die Rinderbestattung zweifelsohne aus dem 10. Jahrhundert stammt. chen der beiden Vorderbeine abgeschnitten worden waren. Dieser Brauch ist uns aus der Glaubenswelt der landnehmenden Ungarn be­kannt, war uns aber bisher nur im Zusammen­hang mit Menschen begegnet. Dem Toten Wur­den die beiden Füsse abgeschnitten, aus Furcht 9. V. A. GORODZOV: Drevnoszti. Trudü imperatorszkovo moszkovszkovo archeologicseszkovo obcsesztva. 24 (1910) 40—216. Für diese Angabe bin ich BÁLINT CSANÁD zu Dank verpflichtet. 10. J. KAROLY: Fejér vármegye története (Geschichte des Komitates Fejér), V (1904) 234.­11. A. KRALOVÁNSZKY: op. cit. 266. IL 90

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