Fülöp Gyula (szerk.): Festschrift für Jenő Fitz - Szent István Király Múzeum közleményei. B. sorozat 47. (Székesfehérvár, 1996)

I. Barkóczi: Grabmäler Frühzeitiger Auxiliar-Soldaten aus Gorsium und Intercisa (Dunaújváros)

Abb. 2 Das rechts galoppierende Pferd sowie die Haltung und Ausar­beitung seiner Vorderbeine sind auf jeden Fall mit der Darstel­lung des am vorangehenden Grabmal zu sehenden Pferdes in Zusammenhang zu bringen. Doch die Gestalt des Reiters ist anders formuliert. Er ist dem Zuschauer entgegengekehrt, sein Gesicht ist flach, die Ohren stehen weg, die Nase und die Augen sind kaum markiert, die Beine hängen herunter, ln der erhobe­nen Rechte hält er das pilum schräg vor sich, es reicht ungefähr bis zum Sattel herab. Die Linke hält er ebenso wie der Reiter am vorangehenden Grabmal, in dieser Hand mußte also der Schild gewesen sein, ist aber wegen der Abgewetztheit des Steines oder der mangelhaften Ausarbeitung heute nicht mehr zu beobach­ten. Wie beim vorangehenden Reiter, mußte auch dieser Schild oval gewesen sein. Vorbild der Darstellung konnte jedenfalls das Relief von Székesfehérvár sein, mit dem Unterschied, daß dieser Reiter für jene Grabmäler bezeichnend ist, die an der limes-Strecke Car­­nuntum-Aquincum und aus dem Hinterland bekannt sind. Übrigens ist diese Reiterfigur mit den lange herabhängenden Beinen und dem vor sich gehaltenen pilum, zusammen mit dem Reiter des vorangehenden Grabmals, auch in Griechenland, in den römischen Provinzen der Balkan-Halbinsel sowie entlang des Rheins zu finden. Ein zeitiges Vorkommen ist an einem Magdalensberger Grabmal zu beobachten, aus der ersten Hälfte des 1. Jh. (Piccotini-Vetters 1990, 113, Abb. 37). Die beiden Steindenkmäler könnten auch altersgleich sein, doch selbst wenn es eine zeitliche Differenz zwischen ihnen gäbe, wäre sie recht gering. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Soldaten der gleichen Truppe, und auch dieses unvollständige Grabmal stammt noch aus der frühflavischen Periode. In bezug auf die weiteren Reiterdarstellungen müssen wir vor allem zwei, in Intercisa gefundene Grabmäler beachten, die eine werden, daß das Grabmal einem Soldaten der cohors I Alpino­rum equitata gestellt wurde. Ein anderes Grabsteinfragment kam in Kisfalud bei Székesfe­hérvár zum Vorschein (Abb. 3). Wie das vorangehende, wurde höchstwahrscheinlich auch dieses aus Gorsium hergeschleppt (erwähnt: Burger 1956, 193; Fitz 1976, 87). Vom Grabstein ist das in einem glatt umrandeten Giebel endende Bildfeld erhalten geblieben, dessen Seite und Unterteil ebenfalls abgebrochen sind. In der Darstellung, die das ganze Bildfeld ausfüllt, fehlen somit die beiden Hinterbeine des Pfer­des. H: 90 cm, Br.: 83 cm, D: 26 cm. späte Fortsetzung der bei den vorangehend behandelten beiden Steindenkmälern beobachteten Werkstattpraxis andeuten. Das eine ist das Grabmal des Adinamo (Abb. 4), wo der Name der Truppe nicht angeführt wird (Erdélyi 1954, 181, XXXV. t. 4). Heute fehlt bereits das Oberteil, zusammen mit dem Bildfeld. Der Teil zwischen dem Brustbild und dem be­schrifteten Feld ist breiter als üblich, wahrscheinlich weil der Steinmetz die Reiterfigur auf jeden Fall hervorheben wollte. Reiter und Pferd sind oberflächlich ausgearbeitet - die Arbeit ist weitaus minderwertiger als die vorangehenden. Auch die In­schrift ist mit unsicherer Hand gemeißelt. Auch hier sehen wir den Reiter vis-à-vis - wie am Grabmal aus Kisfalud -, die Beine hängen lange herab, in der Linken ist der ovale Schild, in der Rechten das schräg vor sich gehaltene pilum zu sehen. Die beiden Hinterbeine des rechts galoppieren­den Pferdes stehen ein wenig auseinander. Das linke Bein ist im Galopp emporgehoben, das rechte schräg vorwärts gestreckt. Die Figur des galoppierenden Pferdes ist nicht gut formuliert - es ist schon ein Übergang zur später allgemein gebräuchlichen Darstellung des schreitenden Pferdes. Zu bemerken ist noch, daß am Ende der Inschrift die Formel Tmp steht. Zwei ähnliche, oberflächlich ausgearbeitete Pferdefiguren sind am Grabmal des Malsus und des Clitugenus zu beobachten (Abb. 5), im Streifen zwischen Bild und Inschrift (Erdélyi 1954, 183, XXXVI. t. 2; Barkóczi 1983, XXIII. t. 1). Angesichts der Ausarbeitung der Pferde sowie der Position ihrer Vorderbeine stammt das Grabmal bestimmt von derselben Hand wie die Grabtafel des Adinamo. Übrigens ist eine Verbindung zwischen den beiden Grabmälern auch im Text der Inschriften zu finden, zumal in beiden der Ausdruck „occisus in civitate Era viscorum“ steht (Fitz 1986a, 179-180). Auch die Buchstaben und die Gravierung der Inschrift sind den Buchstaben an Adinamos Grabtafel ähnlich, und am Ende der Inschrift steht auch hier die Formel Tmp. Malsus und Clitugenus dienten in der ala Fronto­­niana, und höchstwahrscheinlich war auch Adinamo ein Soldat dieser Truppe (Fitz 1972b, 42). Beide beschrifteten Grabmäler sind mit der früh-traianischen Periode verknüpft (Barkóczi 1983, 58). Die Grabmäler aus Székesfehérvár und Kisfalud sowie die beiden aus Intercisa hängen miteinander zusammen, die beiden letzteren wurden zu einer späteren Zeit im Rahmen der gleichen Werkstattpraxis hergestellt. Wir können nicht behaupten, daß diese bereits während der Stationierung der ala Scubulorum begonnen hätte - obgleich die Möglichgegeben war -, doch ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß die Werkstatt von der früh­flavischen bis zur frühtraianischen Periode ununterbrochen ge­arbeitet hat. Die Werkstatt dürfte von einem oder mehreren Steinmetzen aus Südost gegründet worden sein, wozu die Mög­lichkeit sowohl durch die ala Scubulorum wie auch die cohors I Alpinorum equitata gegeben war. Bis zum vollständigen Ausbau des Limes, d. h. bis zur früh-17

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