Fülöp Gyula (szerk.): Festschrift für Jenő Fitz - Szent István Király Múzeum közleményei. B. sorozat 47. (Székesfehérvár, 1996)
S. Soproni: Zu den Burgusbau-Inschriften von Commodus
Im[p(eraior) Caes(ar) M(arcus) Aur(elius) [[Commodus]] Antoninu-]/ s Aug(ustus) p[ius Sarm(aticus) Ger(manicus) Max(imus) pont(ifex) max(imus) tr-]/ ib(unicia) pot(estate) VI im[p(erator) Ilii co(n)s(ul) Ilii p(ater) p(atriae) ripam omn-]/ cm burgis a [solo extructis it-/ 5 em praesidi(i)s per loca oppor-/ tuna ad clandestinos latrun-/ culorum transitus oppositis/ munivit per [[L(ucium) Cornelium Feli-/ ccm Plotianum]] leg(atum) pr(o) pr(aetore)]. Der erhalten gebliebene Teil der Inschrift läßt keinen Zweifel in der Hinsicht aufkommen, daß die Tafel zur behandelten Denkmalgruppe gehört. Natürlich haben wir die etwaige nachträgliche Eingravierung des Attributs Britannicus bei der Ergänzung nicht angeben. Die Buchstaben der Inschrift zeigen eine Verwandtschaft mit den Stücken aus Intercisa. Als Fundort des Steines können wir Intercisa nur bedingt angeben; das Bruchstück befand sich unter früheren, nicht inventarisierten Fragmenten des Ungarischen Nationalmuseums, von denen sehr viele von dort stammen. Unser Stein stammt vermutlich aus Grabungen, die zu Beginn dieses Jahrhunderts in Intercisa durchgefiihrt wurden. Übrigens konnte das Fragment keinem der bisher bekannten Denkmäler angehören - wir haben es gewiß nicht mit einem neueren Stück eines bereits identifizierten Bruchstückes zu tun. Somit steigt die Zahl der Burgus-Inschriften aus der Commodus-Zeit auf 15 an. Die Tatsache, daß ein beachtlicher Teil der Burgus-Inschriften aus einem Fundort, aus Intercisa, stammt, läßt uns vermuten, daß die Inschriften von ihrer sekundären Verwendung in größerer Anzahl als bisher bekannt an einem Ort zusammengetragen waren. Über diesen Ort haben wir keinerlei Angaben, halten aber für möglich, daß die Tafeln schon ursprünglich in Intercisa angehäuft und nicht aus einem anderen Ort, vielleicht aus Aquincum hergebracht wurden. Die Buchstaben und das Steinmaterial deuten gleichermaßen darauf hin, daß die aus Intercisa bekannten Stücke - und auch das hier beschriebene - in derselben Werkstatt angefejtigt wurden, und unterscheiden sich sow ohl von den Buchstaben wie auch vom Steinmaterial des Fundes von Százhalombatta. Da es sich um offizielle, militärische Inschriften handelt, konnten die Tafeln nur infolge einer zentralen, offiziellen Maßnahme an einen Ort zusammengetragen werden. Nachfolgend wollen wir die Frage erörtern, wann und warum diese Inschriften von den Wachttürmen des Limes von Pannonia Inferior abmontiert wurden. Zunächst sei festgestellt, daß die Abmontierung der Tafeln keineswegs mit dem etwaigen späteren Verfall der Wachttürme Zusammenhängen kann. Es wäre nämlich recht unwahrscheinlich, daß man die Inschriften von den trümmerhaften Bauten abmontiert und dann zusammengetragen hätte. Die Vermutung von András Mócsy, wonach nur einige der Tafel aufmontiert wurden und die übrigen in einer Steinbearbeitungswerkstatt blieben, weil L. Cornelius Felix Plotianus mittlerweile in Ungnade fiel und sein Name von den bereits fertigen Inschriften entfernt wurde (Mócsy 1974, 197), ist unseres Erachtens unwahrscheinlich. Hätte man die Inschriften noch nicht aufmontiert, wäre es unnötig gewesen, den Namen des Statthalters auszulöschen. Andererseits widerspricht der Vermutung Mócsys auch die Tatsache, daß auch der Name des Kaisers auf den Tafeln getilgt wurde - das konnte aber nur zu einem anderen Zeitpunkt geschehen (Alföldi 1941, 36); die Vermutung von J. Hampel (1906, 228), wonach die Tafeln in Intercisa angefertigt und gar nicht eingebaut wurden, weil es darunter auch „unbeendete“ Stücke gibt (Érdélyi-Fülep 1954, Kat. 299), müssen wir ebenfalls ablehnen. Hätte man die Inschriften nicht eingebaut, wäre es unnötig gewesen, die im Text angeführten Namen auszulöschen. Wir meinen, die Entfernung der Inschriften dürfte mit der damnatio memoriae des an den Tafeln genannten Statthalters bzw. Kaisers in Zusammenhang stehen. Der Name des Statthalters, L. Cornelius Felix Plotianus (PÍR2 II, 321, Nr. 1359; Fitz 1962a, 21-22; id. 1963. 277-278; Dobó 1968. 69), wurde aus den Inschriften entfernt. Seine Belegung mit damnatio memoriae wird im allgemeinen mit dem Sturz und der Hinrichtung des Comodus-Günstlings Tigidius Perennis in Zusammenhang gebracht, mit dessen Kreis Plotianus enge Beziehungen unterhielt (Fitz 1962a, 22; id. 1963,278; Dobó, 1968, 70; Mócsy 1974,197). Die Ungnade des Plotianus dürfte in der 2. Hälfte 185 erfolgt sein (Fitz 1962a, 22; Dobó 1968, 71), als die Inschriften bereits die Mauer der Wachttürme schmückten. Wir werden jedoch sehen, daß für uns die Entfernung des kaiserlichen Namens ausschlaggebend sein kann. Die Tilgung des Namens von Kaiser Commodus konnte aber erst sieben Jahre später stattfinden. Der am 31. Dezember 192 ermordete Kaiser w'urde vom Senat ebenfalls mit damnatio memoriae belegt (SHA Comm. 20, 5; Dio Cassius 73, 2, 1-3; Herod. II 2, 4; Eutrop. VIII 15; Viet. Caes. 17, 10), daher mußte man seinen Namen von jeder Inschrift, so auch von den Burgusbau- Inschriften, entfernen. Dies erfolgte höchstwahrscheinlich ganz am Anfang des Jahres 193. Zweifellos blieben aber die Inschriften trotz der damnatio auf der Stelle, denn widrigenfalls - hätte man sie also abmontiert - wäre die Tilgung des Namens nicht notwenig gewesen. Eine Änderung trat erst unter der Regierung von Septimius Severus, dem Gründer der neuen Dynastie, ein. Der in Carnuntum gewählte Kaiser besiegte zuerst den Kandidaten des Senats, Didius Iulianus, und sodann, im Herbst 194, den im Orient zum Kaiser proklamierten Pescennius Niger in der Schlacht am Issus (Hasebroek. 1921; Murphy 1945; Birley 1971). Septimius Severus wandte sich nun gegen den einzigen verbliebenen Gegner, den in den westlichen Provinzen herrschenden Clodius Albinus. Vorerst wollte er aber seine Herrschaft durch den Beweis seiner Legitimität festigen. Als erster Schritt seiner dynastischen Politik (Soproni 1980, 41-43) bekleidete er am 14. April 195 seine Gattin, Iulia Domna, mit dem Titel mater castrorum (Hasebroek 1921, 92, 191; Calderini 1949, 64; Birley 1971, 182-183); aufgrund der Inschriften setzt zwar Murphy (1945,103) den Zeitpunkt dieses Ereignisses auf das Jahr 196 an, hält aber die Datierung von 195 ebenfalls für möglich. Höchstwahrscheinlich fand zugleich auch die fiktive Adoption statt (Hasebroek 1921, 88, 191 ; Calderini 1949, 63; Birley 1971, 183), wodurch der Kaiser ein Abkömmling des Marcus Aurelius wurde. Gleichzeitig mit der fiktiven Adoption bekleidete er mit dem Titel eines Caesar seinen älteren Sohn, Caracalla (Soproni 1980, 41-42), der den Namen Marcus Aurelius Antoninus aufnahm. Unseres Erachtens mußte gleichzeitig mit der Adoption natürlich auch die Rehabilitierung des Commodus vollzogen werden: Septimius Severus erhob seinen umgebrachten Vorgänger unter die Götter. Als Adoptivsohn von Marcus Aurelius wurde 93