Lukács László: A mezőföldi tanyák néprajza. A farmtanyák kialakulása és pusztulása a Mezőföldön a XIX - XX. században - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 32. (Székesfehérvár, 1998)
A kései tanyásodás jellemzői
92 genützt: 1. Herbstsaat (Weizen, Gerste, Roggen), 2. Futterpflanzen (Luzerne, Süßklee, Rüben, Kohl), 3. Mais, 4. Heuwiese, Silomais. Es wurde immer viel Roggen angebaut, um genügend Stroh für die Streu der Tiere zu haben. Dadurch wurde die Düngermenge erhöht. Auf einem Landstück von 20 Katastraljoch wurde Mais gesät, das Saatgut lieferte eine Budapester Maisveredelungsfirma, die das Maisfeld regelmäßig kontrollierte, unentgeltlich. Der Maisertrag wurde der Firma zugestellt, die ihn als veredeltes Saatgut vermarktete und der Familie Schneider dafür das Doppelte an gemeinem Mais lieferte. In einigen Jahren benützte schon das ganze Dorf das hier veredelte Saatgut, denn der Tausch fand auch mit den Dorfbewohnern statt. Als wichtigste Einnahmequelle galt die Viehzucht. Aus Hercegfalva wurden je 2 Pferde und Kühe mitgebracht. In den 30er Jahren gab es auf der Farm bereits 4-5 Pferde, über 30 Stück Hornvieh, 5-6 Mutterschweine und einen Eber. Der Schweinezuwachs wurde verkauft; so konnten jeweils 10-15 Stück - bereits zerteilt - auf einem DonauschifF an die Budapester Markthalle geliefert werden. Jedes Jahr wurden trächtige Färsen, Kühe mit Kälbern den Bauern der umliegenden Ortschaften verkauft. Die Milch der 15-20 Milchkühe wurde per Eisenbahn nach Budapest befördert. Ein Eisenbahner der Station Rácalmás schuf eine Verbindung mit Kollegen in Budapest-Kelenföld und am Südbahnhof, die die Milchkannen in einer Kiste täglich im Gepäckwagen zurückschickten. Die Schneiders brachten (im Wagen oder auf dem Fahrrad) 2-4 Kannen zu je 25 Liter zur Station wo der Eisenbahner die Milch in die Milchkannen goß und mit der Bahn nach Budapest schickte. Blieb noch etwas Milch übrig, so wurde es wom Wagen der Milchhalle auf der Farm übernommen. Geflügel wurde nur für den Eigenbedarf gezüchtet. Außer dem Eigentümer und seiner Familie nahm an der Arbeit nur ein alleinstehender, älterer Mann teil. Er wohnte auf der Farm und hütete hauptsächlich das Rindvieh. Das Getreide wurde teils von zwei Deputatschnittem und ihren Familien, teils von den vier Söhnen eingebracht. Gegen Ende der 30er Jahre war das hauptziel die Mechanisierung. 1940 wurden ein Traktor der Marke Hofherr-Schrantz und eine Dreschmaschine gekauft. Drei der Söhne absolvierten deshalb in Székesfehérvár einen Ausbildungskurs für Traktorführer und Landmaschinenwärter. Ihre Zeugnis berechtigte sie auch zu Lohnarbeiten, die sie - neben dem eigenen Drusch - in anderen Gehöften und im Dorf verrichteten. Der Maisschäler, die Graupenmühle, die Häckselmaschine und die Säge wurden mit einem Benzinmotor angetrieben. Für die Viehtränke stand eine Motorpumpe (Marke Kiefer) zur Verfügung. Zur Farm gehörten drei Wagen, eine Kalesche und ein Schlitten, 3-4 Einzel- und Doppelpflüge, 10 Eggen, 3-5 Hack- und Häufelpflüge, 2 Sämaschinen mit 13 bzw. 18 Reihen. Zum Traktor gehörten ein Dreierpflug und eine große Zudeckscheibe. Als der zweite Weltkrieg ausbrach, waren schon die Elektrifizierung, der Bau von Silogruben und der Kauf einer Einballungsmaschine geplant. Den Strom hätte man aus einer Entfernung von 800 m in die Farm zugeleitet. Der Elektromotor - anstelle der schwerfälligen Benzinmotoren - hätte die weitere Mechanisierung der Wirtschaft erheblich gefordert. Mit den Silogruben wäre die Fütterungsstruktur des Rinderbestandes verändert worden. Die Einballungsmaschine hätte die Einlagerung erleichtert und infolge der neuen Lagerungstechnik die Brandgefahr verringert. Die letzteren Neuerungen, die wegen des Kriegsausbruches nicht realisiert wurden, hatten schon die erwachsenen Söhne geplant. István, der älteste, war bereits geschulter Landwirt, und auch Ferenc besuchte die landwirtschaftliche Winterschule in Székesfehérvár. Einige Jahre nach dem Krieg kam die Farmwirtschaft erneut in Schwung, um nach 1949 immer mehr zu verfallen. Ein besonderes Unglück bedeutete für die Familie Schneider, daß in den Jahren 1948-49 die neue Strecke der Hauptverkehrsstraße Nr. 6 durch ihre Farm geführt wurde. Dadurch ging ein großer Teil des Weidelandes verloren und das ganze Gut wurde solcherart entzweigeschnitten, so daß die Viehzucht praktisch unmöglich wurde. 1949 teilte der betagte Vater den Besitz auf die verheirateten Söhne auf, die aber der damaligen Kulakenverfolgung nicht entgehen konnten. Das väterliche Erbe von Ferenc gelangte 1956, von István 1958 in den Besitz der Produktionsgenossenschaft.