Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Béla Gunda: Zsigmond Bátky (1874 - 1939)

ZSIGMOND BÁTKY (1874-1939) Vor langen Jahrzehnten, im Herbst 1937, besuchte ich in Altona-Rissen bei Hamburg Arthur B y h a n (1872— 1946), einen leitenden Mitarbeiter des Museums für Völ­kerkunde (Hamburg). Der jüngeren Generation dürfte der Name dieses weitblickenden Ethnographen schon kaum mehr bekannt sein. Dabei ist sein Werk Die Polar­völker (Leipzig 1909) bis heute die beste Zusammenfassung der Ethnographie der zirkumpolaren Völker. Im Hand­buch G. B u s c h a n, Illustrierte Völkerkunde (Stuttgart 1926) hat A. B y h a n die Kapitel über die Völker von Nord-, West- und Mittelasien, des Kaukasus sowie von Ost- und Westrußland geschrieben. Sein nahezu verges­sener, gedankenreicher Aufsatz handelt von der Ethno­graphie Sardiniens (Mitteilungen aus dem Museum für Völkerkunde, Bd. XIII. Hamburg 1928), in einem anderen berichtet er von seiner Studienreise bei den Gagausen, die er für Nachkommen der Rumänen hält (Mémoires de la Société Finno-Ougrienne, Bd. 67. 1932). Seine vorzüg­liche Monographie über die Völker des Kaukasus ist auch in französischer Sprache erschienen (La civilisation Caucasienne, Paris 1936). Er übersetzte die auch heute noch unentbehrliche Zusammenfassung des Russen L. Sternberg über die verschiedenen ethnologischen Methoden ins Deutsche {Die Ethnologie der Gegenwart. Ethnologische Studien, Bd. I. Leipzig 1931). Bei meinem Besuch erkundigte er sich gleich zu Beginn nach seinem „wissensreichen, lieben Freund“ Zsigmond Bátky. Sicherlich zerbreche er sich gerade den Kopf über den Ursprung des ungarischen Hauses. „Es wäre mir zwar lieber, wenn er sich mit den Spinnrocken beschäftigen würde“, fügte er hinzu. „Wissen Sie, mein junger Freund, diese Geräte vermögen ihrer Funktion nach das Ethnikum zu bestimmen.“ Sodann sprach er von verschiedenen Abhandlungen B á t k y s (er konnte gut ungarisch, rumänisch und russisch), von der ausgezeichneten Samm­lung des Budapester Ethnographischen Museums, deren zahlreiche Objekte er gemeinsam mit Bátky besichtigt hatte. Diese engen wissenschaftlichen und freundschaftlichen Beziehungen zwischen Zs. Bátky und A. B y h a n möchte ich schon deshalb betonen, um zu veranschaulichen* daß der Mann, dem zu Ehren wir diese Gedenkschrift herausgeben, mitten im Kreislauf der europäischen ethno­graphischen Forschungen lebte. Wollen wir nun etwas näher ansehen, wer Zsigmond Bátky war. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts starteten die Vertreter der ungarischen Volkslebenfor­schung aus zwei Richtungen, sozusagen von zwei Quellen, zu ihrem Forschungsgebiet. Die Folkloristen kamen aus den Reihen der Literarhistoriker, während die Ethnogra­phen sich ursprünglich geographisch-naturkundlichen Stu­dien (Zoologie, Botanik, Geologie) widmeten. An der Universität Budapest begann der Geograph J. Hun­fa 1V y im akademischen Jahr 1873/74 seine ethnogra­phischen Vorlesungen unter dem Titel Allgemeine Ethno­graphie. Der Naturwissenschaftler O. Herman (1835— 1914) war der Verfasser des Werkes A magyar halászat könyve (Das Buch der ungarischen Fischerei, Budapest 1887). Auch Zs. Bátky begann seine Laufbahn als Geograph. Geboren am 5. Januar 1874 in Kocs (Komitat Komárom) als Sohn einer wohlhabenden Bauemfamilie, absolvierte er seine Universitätsstudien in Budapest. Seine Lehrfächer waren Geographie, Botanik, Zoologie und Geologie, doch sein Hauptinteresse galt schon damals der Ethno­graphie. Nach kurzer Lehrtätigkeit im Gymnasium der Stadt Karcag arbeitete er seit 1896 in der Ethnographischen Abteilung des Ungarischen Nationalmuseums. Die Ethno­graphische Abteilung (später: Ethnographisches Museum) blieb bis zuletzt sein wissenschaftliches Zuhause, abge­sehen von den wenigen Jahren, die er in der Bibliothek des Nationalmuseums verbrachte; allerdings beschäftigte er sich auch da mit Ethnographie und Anthropogeographie. Als Hauptdirektor des Ethnographischen Museums ist er am 27. August 1939 gestorben. Bezeichnend für Zs. Bátky waren sein überwäl­tigendes Wissen und sein Scharfer Blick für Probleme. Zweifellos war er der bestorientierte ungarische Ethno­graph des Jahrhundertbeginns. Die Ergebnisse und Metho­7

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