Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Sona Švecová: Beitrag zur Konstruktion des Dachgerüstes in der Slowakei

Abb. 1.: Grundriß eines Blockhauses mit Umgebinde Borskÿ Peter, Südwestslowakei Abgesehen von der unklaren Herkunft, bedeuten das Wort krokva und seine Abwandlungen in den germani­schen und auch slawischen Sprachen stets Sparren (Island, Dänemark, Norwegen, Polen, Ukraine, Südrußland, Böh­men, Slowakei — Schier 1932, 62—63; Machek 1968, 294). Als Sparren wird krokev auch in der Fachterminologie angeführt (Vareka 1977, 30—31). Die Bezeichnung roll (altslawisch rog) bedeutet Horn. Mit der Konstruktion des Daches wird diese Bezeichnung wegen der hornförmigen, überkreuzten Konstruktions­vorsprünge am Dachfirst in Verbindung gebracht. Roh kann aber auch Ecke bedeuten, und bedeutet in diesem Sinn Ecksparre am Walmdach (im Ukrainischen nariznik, im Polnischen naroznik, im Slowakischen naroznik, aber auch roh). Zum Unterschied vom ungarischen rag haben die ähnlichen Bezeichnungen in den slawischen Sprachen Abb. 2,: Grundriß eines Lehmhauses mit Umgebinden Borskÿ Peter, Südwestslowakei nicht immer die Bedeutung Rofe, im Slowakischen bedeu­tet roh, im Serbokroatischen rog oft „echte Sparren“ (Rhamm 1910, 250-258). Vom sachlichen Standpunkt besteht kein Grund, die Be­zeichnung roh mit Rofen in Verbindung zu bringen. Wir wissen, daß sich die Rofen von den Sparren gerade da­durch unterscheiden, daß sie nicht paarweise verbunden sein mußten, sondern einzeln auf dem Firstbaum hängen konnten. In diesem Fall konnten überkreuzte Vorsprünge auf dem Dach in Hornform gar nicht entstehen. Gegen die Meinung, rog, roh könnte Rofe bedeuten, spricht auch der ungarische Terminus szarufa, der Horn bedeutet und sich ausschließlich auf Sparren bezieht. In der Bedeutung Ecksparren auf Walmdächern bezieht sich die Bezeichnung roh gleichfalls in der Regel auf das Sparrendach. Auch die Verzierung des Giebels in Form von Hörnern führt nicht zu einer Verbindung des Ausdruckes roh mit Rofe. Diese überkreuzten Vorsprünge auf dem Giebel erhielten oft ihren Namen von Hörnern. Im Tschechischen heißen sie rohatiny, im Polnischen sparogi (Bachmann 1929, 90—101). Sie hängen größtenteils nicht mit dem Dachgerüst zusam­men, werden speziell als apotropäisches Element des Gebäudes angefertigt. Aber auch dann, wenn diese Ver­zierung Bestandteil des Dachgerüstes ist, bildet sie keine Rofen, sondern Sparren. Beispiele aus dem Burgenland beweisen, daß die als Roßgoschen bezeichneten Pferde­köpfe überkreuzte Enden von Windsparren am Giebel eines echten Sparrengerüstes bilden (Haberlandt 1935, 15; Biinker 1897, 118). Das rezente Material belegt diese Ver­zierung außerhalb von Polen, Böhmen und Österreich auch aus Niederdeutschland und der Lausitz, wobei das iko­­nographische Material noch eine größere Verbreitung ver­zeichnet (Vareka 1987). Alle untersuchten Zusammen­hänge zeigen, daß eine verläßliche Grundlage dafür fehlt, die Bezeichnung roh ausschließlich mit der Bedeutung Rofe in Zusammenhang zu bringen. Der Termin roh im Slowakischen bedeutet nicht Rofe, obwohl einige Forscher sich darum bemühten (Schier 1932, 60). Das ungarische rag in der Bedeutung Rofe hat nur regionale Gültigkeit. Wir können die Nomenklatur des Rofendaches in der Slowakei auf dem Umweg über andere Termini verfolgen. Es sind dies einige Bezeichnungen für Rofen aus anderen slawischen Sprachen, die auch im Slowakischen Ver­wendung finden, ferner ist es der Terminus socha für Firstsäule und slemeno für Firstbaum. Die Rofe werden bei den Ost- und Südslawen u. a. mit den Ausdrücken kljuc, klucevi, in den östlichen Gebieten des Sochadaches in Polen mit kluce bezeichnet. Die ur­sprüngliche Bedeutung ist „Haken“, ähnlich wie im Unga­rischen horog, was in Nordungarn „Rofe“ bezeichnet. Die „Haken“ waren einzeln auf dem Firstbaum aufge­hängt. In Großpolen sind weitere Termine für Rofe koz­­liny oder kozly bekannt (Czajkowski 1974, 175). Der Ausdruck kluce im Slowakischen (im Tal des Flusses Zitava) und kozliny (von dort ostwärts) bezeichnet Holz­stangen, die kreuzweise über den Dachfirst zu Verfestigung des Strohdaches gelegt werden. Ihre weiteren regionalen Bezeichnungen, z. B. koniky in der Westslowakei, pavüzy in der Mittelslowakei und andere, hängen schon nicht mit den verwandten Bezeichnungen für Rofe zusammen. Terminologisch ist die Verfestigung der Dacheindeckung 58

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