Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)
Sona Švecová: Beitrag zur Konstruktion des Dachgerüstes in der Slowakei
BEITRAG ZUR KONSTRUKTION DES DACHGERÜSTES IN DER SLOWAKEI Als Zs. B á t ky das Dachgerüst in Ungarn, seine ältesten Typen, die Firstbaumgerüste und die Sparrengerüste untersuchte, unterschied er im Ungarischen die Bedeutung der Termine rag und szarufa (1937, 340—345; A magyarság néprajza, 132—124). Er erklärt die terminologischen Unterschiede mit Konstruktionsunterschieden. Rag — Rofe, ist Bestandteil des Rofendaches, szarufa — Sparren, bilden das Sparrendach. Die Bezeichnung rag ist südslawischer, szarufa ungarischer Herkunft, und beide Bezeichnungen bedeuten Horn. Die Rofen sind auf dem Firstbaum aufgehängt und tragen nur einen geringen Teil des Dachgewichtes, wichtigste tragende Bedeutung haben der Firstbaum und seine Stützen, demgegenüber sind die Sparren eine tektonische Komponente des Dachgerüstes, sind paarweise verbunden und stützen sich auf die Wände. Sparren und Rofen werden daher unterschiedlich angefertigt und erfordern eine unterschiedliche Festigkeit der Wände (Zippelius 1953, 13—34; 1954, 9—14). Das Rofendach unterscheidet sich nach der Art der Stützung des Firstbaumes: die Firstsäule ist Konstruktionsbasis des Sochadaches und seiner Varianten, die überkreuzten Tragbalken, Scheren bilden das Scherendach. Das Scherendach kommt in vielen Orten parallel zum Sochadach vor. Eine merklichere regionale Unterschiedlichkeit belegen in Ungarn die Bezeichnungen für Rofen, worauf bereits B á t k y hingewiesen hatte. Im Süden ist dies der von den benachbarten Südslawen übernommene Terminus rag, im Norden horog, ung. „Haken“ und die davon abgeleiteten Bezeichnungen. Das Gebiet der Slowakei, das an Ungarn angrenzt, ergänzt in vielen Fragen die Problematik der Dachgerüste aus den ungarischen Gebieten. Ich wende daher meine Aufmerksamkeit dem südlichen Teil der Slowakei, konkret der Nomenklatur des Dachgerüstes und der Konstruktion des Sparrendaches samt Umgebinde, zu. Die Verbreitung des Dachgerüsttyps auf dem Territorium der Slowakei verzeichnet der Ethnographische Atlas der Slowakei (IX, Karte 15). Die hier festgehaltenen Untersuchungsergebnisse zeigen, daß das Rofendach fast in der ganzen Slowakei dispers verbreitet ist, daß jedoch das Sparrendach dominiert. Das Rofendach hat seine kompakteste Verbreitung im südlichen Teil, der im Westen von den Kleinen Karpaten, im Osten vom Unterlauf des Hron bis zur Donaumündung, im Norden annähernd von einer Zone von Trnava bis Levice begrenzt wird. Durch dieses Gebiet verläuft auch die slowakischungarische Sprachengrenze, ohne Einfluß auf die hier untersuchte Konstruktion. Das Rofendach kommt dort als Sochadach, beziehungsweise als Halbsochadach, oder als Scherendach vor. Dieses Gebiet ist der nördliche Ausläufer der charakteristischen, kompakten Gebietes des Rofendaches in Transdanubien, wie es im Ungarischen ethnographischen Atlas verzeichnet wird (Barabás 1967, 89—138). Nach dem Ethnographischen Atlas der Slowakei ist der Hron die Grenze zwischen dem Rofendach und dem Sparrendach. Das Rofendach findet sich westlich vom Hron. Jenseits der Kleinen Karpaten, im Marchtal, findet sich wiederum ausschließlich das Sparrendach. Diese Dachgerüste können wir nur nach Orten datieren. Die südslowakischen Rofendächer in Anlehnung an die transdanubischen untersuchte eingehend J. M j a r t a n (1963, 89—140; 1975, 905—912). Das Rofendach dieses kontinuierlichen südslowakischen Gebietes ging fast zugunsten des jüngeren Sparrendaches unter. Hingegen kommt westlich der Kleinen Karpaten, im Marchtal, das Sparrendach in einer sehr archaischen Ausführung in Verbindung mit dem Umgebinde, vor. Die Forschungen verzeichneten dort weder sachliche, noch sprachliche Spuren des Rofendaches. Östlich vom Unterlauf des Hron haben wir keine Unterlagen für die Datierung eines allgemein verbreiteten Sparrendaches. Terminologisch werden in der Slowakei Rofen und Sparren ungeachtet des gleichzeitigen Vorkommens beider Konstruktionen nicht unterschieden. Für diese Konstruktionselemente existieren zwar zwei Termini, sie unterscheiden sich aber nur territorial, unabhängig davon, welche Konstruktion sie bezeichnen. Es sind dies die Termini krokev, krokva und weitere Formen dieses Wortes, der zweite Terminus ist roh. 57