Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)
Gabriella Schubert: Ungarische und türkische Vorbilder in den Wohnkulturen der Balkanvölker
Abb. 2.: Kamin in NikajVAlbanien (nach Nopcsa 1925) verwendet wurden.(12) Das ungarische Wort für Kachel, kályha, das zuerst 1498 erwähnt wird und später zur Bezeichnung des ganzen Kachelofens diente, geht auf mhd. kach(e)le zurück.(13) Eine weitere Entlehnung stellt in diesen Zusammenhängen ung. szoba dar, das bereits im 13. Jahrhundert in der Bedeutung „Ofen“ und seit 1395 in der Bedeutung „ofenbeheiztes Wohnzimmer“ belegt ist.(14) Der Zusammenhang dieses Wortes mit ahd. bzw. mhd. stuba, stupa ist unseres Erachtens unumstritten, auch wenn es schwer ist, die unmittelbare Lehnquelle des ungarischen Wortes festzustellen. Ung. anlautendes sz- (in szoba) anstelle von ahd., mhd. st- (in stuba, stupa) stößt nämlich auf Schwierigkeiten. Es gibt keine Beispiele dafür, daß in Entlehnungen anlautendes st- im Ungarischen durch szvertreten wäre. Eine Erklärung kann hier lediglich im Zusammenhang mit der Tendenz des Ungarischen zur auflösung von Konsonantenhäufungen gesucht werden: vgl. lat. scola „Schule“ > ung. iskola; dt. Stall > ung. istálló „Stall“; mhd. stap „Stock“ > ung. is táp. In allen diesen Fällen bleibt im Ungarischen das übernommene stbei gleichzeitiger Vorschaltung eines Vokals bewahrt. In anderen Fällen wird die Konsonantenhäufung durch Zwischenschaltung eines Vokals aufgelöst: afr. serin „Schrank, Truhe“ wird beispielsweise im Ungarischen zu szekréna. Es kommt aber auch vor, daß einer von zwei Konsonanten im Ungarischen getilgt wird: vgl. aksl. svet- > ung. szent „heilig“ oder pritvor „Halle“ > ung. pitvar „Vorraum, Vorhalle“. In beiden Fällen fällt im Ungarischen das zweite Element der Konsonantenverbindung weg. Ähnlich könnte aus einem stuba unter Weglassung von t ung. zuba (in dieser Form 1300 erwähnt)(15) bzw. später szoba entstanden sein. Bis zum 13./14. Jahrhundert wohnten auch die Ungarn in Einraumhäusern, die teilweise in die Erde gesenkt waren, also Halbgrubenhäuser darstellen. Die Feuerstelle befand sich indessen nicht in der Mitte, sondern in einer Ecke des Raumes und war ummauert. Bei Ausgrabungen von südungarischen Siedlungen der Nachlandnahmezeit fand man Spuren von solchen Häusern, in denen neben der ummauerten Feuerstelle in der rechten, dem Eingang gegenüberliegenden Ecke niedrige Erdeintiefungen in der Mitte des Einraumhauses zum Kochen und Backen angelegt waren. Der ummauerte Ofen in der Zimmerecke besitzt bei den Ungarn eine relativ alte Tradition; sie geht auf die unmittelbaren Kontakte der altmagyarischen Stämme mit den Ostslaven während des ausgehenden 8. und des 9. Jahrhunderts zurück, als sie in der Südukraine in unmittelbarer Nachbarschaft mit den Ostslaven lebten.(16) Unter den Fundamentresten in jenen Gebieten, die im 8. und 9. Jahrhundert von magyarischen Stämmen zeitweilig bewohnt waren, kamen viereckige Grubenhäuser zum Vorschein. Einige von ihnen hatten eine offene Feuerstelle in der Raummitte; die meisten aber waren mit geschlossenen Feuerstellen in einer Ecke des Hauses ausgestattet. Daraus ist zu folgern, daß sich der Herd mit der Zeit stufenweise von der Mitte zur Ecke verlagerte; und aus den hier zu einem Haufen aufgetürmten Steinen hat sich nach ostslavischem Vorbild der aus Stein oder Lehm gebaute, gewölbte Back- und Heizofen entwickelt. Dies bestätigen sprachliche Zusammenhänge: Ung. kemence „Back-, Heizofen“ (seit 1156 belegt), das über das gesamte ungarische Sprachgebiet verbreitet ist, kann nur mit russ. kámennica „aus Stein gebauter Ofen für das Dampfbad“ und großruss. kämenka „Badestubenofen“ in Verbindung (12) Vgl. Filep, Kályha. (13) Vgl. TEtSz n, 331f. (14) TEtSz III, 884; ferner Kniezsa II, 755 und Melich, J. : Dolgozatok II (Nyelvtudományi értekezések 41), Budapest 1963,113—117. (15) TEtSz HI, 774. (16) Schubert 1984, 202, 43