Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Gyula Viga: Spezifische Geräte zur Zubereitung der Schneckennudeln bei den Ungarn

beobachten ist. Die fleischigen Blätter, die symmetrische Konstruktion und die Proportionen der Komposition weisen auf die wertvollen Traditionen der Formgestaltung hin. Die abwechselnde Anwendung der zwei- und dreidimen­sionalen Verzierungen, die kronenförmigen Abschlußfigu­ren sowie die inneren Proportionen erinnern zwar oft an Holzschnitzereien, sollten aber nicht als Nachahmung der letzteren verstanden werden (MNL, I, 500). Es handelt sich vielmehr um die Weiterführung von Traditionen der Töpferkunst, was in mancher Beziehung freilich die Mög­lichkeit eines gemeinsamen Ursprunges nicht ausschließt. Es ist beachtenswert, daß an den alten tönernen Stücken, seltener auch an den Holzgeräten nicht nur die allgemein bekannte, parallel geschnitzte Arbeitsfläche vorkommt (Abb. 5). Wir wissen nicht mit Bestimmtheit, ob dieses un­terschiedliche Rietblatt nur als Dekoration gilt und mit der Funktion des Geschenkes verknüpft ist, oder auf einer früheren, heute schon unbekannten Tradition der Teig­fertigung beruht. 4. Die Schneckenmacher aus Metall sind nur in geringer Zahl erhalten geblieben; sie waren auf einem relativ kleinen Gebiet verbreitet und sind vor allem mit den Traditionen zigeunerischer Metallkunst der Mittleren Theiß-Gegend in Verbindung zu bringen (Abb. 6). Die Zigeuner formten die Schneckenmacher aus Kupferblech auch im Kaltverfahren (diese Geräte hatten gewöhnlich vier Beine), doch sind auch einige Exemplare bekannt, die im Gußverfahren hergestellt wurden (Bakó 1954, 247—248). Die letzteren weisen in Form und Orna­mentik eine Analogie mit sonstigen Produkten der Kup­fergießerei, hauptsächlich mit den Gürtelschnallen, auf. Auch gußeiserne Stücke kommen nur selten vor; ihre Ver­wendung dürfte ebenfalls eine lokale Erscheinung gewesen sein. Neuerdings werden zur Zubereitung der Schnecken­nudeln auch Stücke der industriemäßig eingesetzten eisernen Weberkämme benützt, wo die kleinen Teigstücke mit dünnen Stricknadeln von 2—3 mm Durchmesser „auf­gewickelt“ werden. 5. Außer den hier angeführten Typen begegnen wir auch anderen, ganz selten benützten Formen. So werden etwa Schneckennudeln auch auf einer gerippten Glasscheibe angefertigt; diese wird gelegentlich mit einem Rahmen aus Kupfer, Eisen oder Holz kombiniert. Auf eine längere Vergangenheit können die aus Horn gemachten Stücke zurückblicken (Abb. 7), die einst von den Kamm- und Pfeifenmachern hergestellt wurden (Ecsedi 1935, 46). Im Komitat Békés erinnert man sich noch an solche Geräte, die hauptsächlich von wohlhabenden Frauen benützt wurden (Mitteilung von Irén S z ü c s ). Ein unentbehrliches Requisit des Schneckenmachers ist die kleine Spindel (ung. csigatű, pencergető, pedrő, pödrö, penderítő), womit der noch plastisch formbare Teig auf der gerippten Fläche durchgewalzt wird. Dazu wurde oft das spitze Ende der zum Spinnen benützten Spindel benützt, doch wurden auch häufig kleine Spindeln eigens zu diesem Zweck geschnitzt oder gedreht. Unter diesen 20—25 cm langen und 3—30 mm dicken Spindeln verdienen die aus Metall — hauptsächlich aus Messing oder Eisen — angefertigten Stücke besondere Aufmerksamkeit (Abb. 8). Sie waren vor allem entlang der Theiß verbreitet, erschienen aber auch in der Gegend von Debrecen. Manche waren die Meisterwerke von Schmie­degesellen (Ecsedi 1935, 40—41), die meisten wurden aber von Zigeunern entweder gegossen oder im Kaltverfahren aus Messingdrähten geformt; das gefällige, schlanke kleine Gerät wurde dann mit Hämmern, Feilen, winzigen Nuten und geometrisch angeordneten Linienverzierungen ge­schmückt — den Pfeifenstechern ähnlich (Bakó 1954, 247). Außer den Zigeunern wurden Messingspindeln auch von Arbeitern des Telegraphenamtes gemacht, die sich die geeigneten Stücke aus den posteigenen Messingkabeln ver­schafften (Mitteilung von János B e n c s i k ). Während die Zigeuner ihre Metallspindeln hauptsächlich für den Markt machten, wurden diese von den letzteren vor allem als Geschenke weitergegeben. Manche dieser Stücke wurden von mehreren Generationen benützt und von einem Riet auf das andere „vererbt“. Abb. 5.: Rippen von tönernen — selten — hölzernen — Schnek­­kenmachern Abb. 6.: Schneckenmacher aus Metall (Debrecen). Foto József Hapák Abb. 7.: Riet aus Horn (Debrecen). Foto József Hapák 263

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