Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Gyula Viga: Spezifische Geräte zur Zubereitung der Schneckennudeln bei den Ungarn

Möglichkeiten zur durchbrochenen Verzierung des Randes, und so konnten diese Stücke auch eigenartige Ziergegen­stände gewesen sein, zuweilen unabhängig von ihrer ur­sprünglichen Funktion. c) Plastisch gearbeitete Formen, zumeist eine Geige oder Baßgeige nachahmend. Obgleich eine ausführliche Analyse der Ornamentik des hier behandelten Gerätes nicht Aufgabe der vorliegenden Arbeit sein kann, sei darauf hingewiesen, daß die Ver­zierungen der Schneckenmacher oft von Gegenständen anderer Funktion und gelegentlich auch aus anderem Werkstoff übernommen werden konnten; somit kann die Frage der Herkunft an Hand der Dekorationen nicht mit Bestimmtheit beantwortet werden. In der Verfertigung dieser Gegenstände dürfte sowohl die funktionsgerechte Konstruktion wie auch das in der Holzschnitzer-Tradition vorhandene, verfügbare Motivgut eine Rolle gespielt haben. Daher sind diese Geräte als eigenständige Produkte der gegebenen Gemeinschaft anzusehen, selbst wenn ihre Vor­bilder auch anderswo zu finden sind. Wie bereits erwähnt, Abb. 4.: Geschnitzte Rückseite eines frühzeitigen hölzernen Riets (Kecskemét). Foto Béla Kiss war die Migration von Berufs- oder Volksgruppen wahr­scheinlich an der Verbreitung des Gerätes beteiligt, doch ist auch nicht auszuschließen, daß wir es mit endogenen Produkten einer lokalen, kulturellen Selbstentwicklung zu tun haben. Die Verbreitung des Gerätes ist immerhin mit Bestimmtheit auch der Handfertigkeit der örtlichen Holz­schnitzer zuzuschreiben. Es ist deutlich zu sehen, daß die geschmackvollen Erzeugnisse dieser Spezialisten vielfach nachgeahmt wurden; so entstanden eigentümliche, „pri­mitive“ Stücke, die die ursprüngliche Form nur mehr in Spuren aufweisen. Unter den hölzernen Schneckenmachern finden sich auch ganz besondere Stücke, denen eine Sonderstellung in der Reihe der volkstümlichen Holzarbeiten gebührt. So vor allem ein Stück aus Kecskemét (Abb. 4). welches ver­mutlich auf Traditionen des 18. Jh. beruht. Die Ornamen­tik schöpft aus dem Motivgut sowohl der zeitgenössischen Wappenfiguren als auch der kirchlichen Schnitzereien und bedeutet zugleich eine eigenartige Rekonstruktion mittel­alterlicher Traditionen der „hohen Kunst“ (Novák 1982, Abb. 165).(3) In den letzten Jahrzehnten stellen Handwerker und Kleinbetriebe glatte, unverzierte hölzerne Schneckenma­cher her, die auch in Geschäften erhältlich sind und in weiten Kreisen gebraucht werden. 3. Die tönernen Schneckenmacher erscheinen ebenfalls in lokalem Umkreis, neben den Stücken aus Schilfrohr. Die erhalten gebliebenen Stücke sind größtenteils Erzeugnisse der Töpferei von Debrecen.(4) Die wenigen Stücke, die in öffentlichen Sammlungen als Produkte anderer Werk­stätten (Hódmezővásárhely, Mezőtúr) angeführt werden, sind ungewissen Ursprungs. Besonders deutlich ist dies im Falle einiger Stücke aus Hódmezővásárhely, die der Form nach den Debrecener Stücken ähnlich sehen, nur eben eine braune Glasur haben.ff) Die meisten der vorhandenen Stücke wurden in Debrecen in der zweiten Hälfte des 19. Jh. hergestellt. Schon István E c s e d i behauptete, dies seien Erzeugnisse kleiner Töpfer oder noch eher von Pfeifenmachem (1935, 46). Das wird auch von einem beschrifteten, datierten Stück bestätigt, an dessen Rückseite folgendes steht: „Készítette Veres Josef Kováts Susánának Ilendöseger(e) — Éljen, Vivát 1846-ba“ (etwa: Hergestellt von József Veres zu Ehren der Susanna Kováts — Vivat 1846). (Mitteilung von Gyula Varga.) Die irdenen Stücke wurden mit grüner, weißer oder brauner Bleiglasur gemacht, für die Ornamentik war vor allem die Anwendung pflanzlicher Motive bezeichnend. Es ist dies nicht nur eine Tradition der Pfeifenmacher, sondern das Erbgut eines allgemeinen Systems der Flächen­dekorierung, wie sie sehr häufig an alten Ofenkacheln zu (3) Kecskemét, Sammlung vor 1911. Inv. Nr.: 1058. József Katona Museum. An dieser Stelle sei István Sztrinkó für seine Hilfsbereitschaft gedankt. (4) Die Mehrheit der erhalten gebliebenen tönernen Stücke sind in der Keramiksammlung des Déri Museums, Debre­cen, bzw. des Ethnographischen Museums, Budapest, auf­bewahrt. (5) Lajos Kiss erwähnt keine tönernen Schneckenmacher im Zusammenhang mit der Töpferei von Hódmezővásárhely (Mitteilung von Vera Nagy). 262

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