Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Tamás Hoffmann: Karre, Wagen, Kutsche

Städten und den Schlössern) wurde viel Eisen angewandt z. B. zur Verstärkung der Wände. Auch das Gewerbe der Nagelschmiede erlebte einen ufschwung. In den Lager­häusern von Calais wurden im Jahr 1390 — einem Bestands­verzeichnis gemäß — 494 000 Stück Nägel auf bewahrt. Eine Abrechnung in York aus dem Jahr 1327 zählt die Herstellungskosten der Nägel („Nails“) auf eine heute bereits unübersehbare Weise auf : 220braggenayl hundert (St.) 15 Pfennig 100knopnayle hundert (St.) 6 Pfennig 3 260doublenail hundert (St.) 4 Pfennig 1 200greater spyking hundert (St.) 4 Pfennig 5 200spyking hundert (St.)3 Pfennig 3 250thaknail hundert (St.)3 Pfennig 1 800lednail hundert (St.)2 Pfennig 300grapnayl hundert (St.)2 Pfennig 7 760stotnayl hundert (St.)2 Pfennig 1 100smaller stotnayl hundert (St.) 1 1/2 Pfennig 300tyngilnail hundert (St,) 1 Pfennig 18 600tyngilnail hundert (St.) 1 Pfennig Diese Produkte wurden vorwiegend in solchen Schmieden hergestellt, die in Forest of Dean (Gloucester) oder in Weald (im südlichen Teil von Sussex) in Bertieb waren. Überdies wurde eine Anzahl von Eisenwaren aus Spanien, Schweden und auch aus der Normandie eingeführt. Der Preis des Imports war zwar höher, doch hatte das Material eine bessere Qualität. Eine ähnliche Situation entstand mit dem Stahl. Am Anfang wurde er zur Verstärkung der Eisenbestandteile verwendet, die der Korrosion und der Abnutzung stärker ausgesetzt waren. Eine Urkunde in Porchester aus dem 14. Jahrhundert erwähnt 94 Pfund Stahl aus Spanien, der 11/2 Pfennig kostet, da mit seiner Hilfe „der Bestand der Äxte und anderer Maurerwerkezeu­ge verbessert wird“.(5) Mit der Zeit nutzten auch sie sich allerdings ab. Als am längsten andauernde Erneuerungen können die Anwendung des Brustblattes, die den Pferdezug in einem so breiten Kreis beliebt machten, und die Anwendung einiger auf den Wagen montierbaren Bestandteile, die mit der Bespannung Zusammenhängen, betrachtet werden. Das Brustblatt stammt von den Nomaden. In den Gebie­ten unseres Kontinents, wohin die Nomaden nicht gelangt waren, konnten ein Paar Pferde mit der alten Zugtechnik höchstens eine Last von 450 kg befördern. Zuerst das Brustblatt, später das Geschirr und endlich das Kummet, das aus der Kombination des Geschirrs und des Halsjochs entstand, ließen der Bevölkerung West-Europas nach der Jahrtausendwende eine solche Ausrüstung zukommen, mit der die Last der Wagen vervier- und verfünffacht werden konnte. In den Rechnungsbüchern der Stadt Troyes wurde im 15. Jahrhundert verzeichnet, daß ein Pferdewagen mit zwei Pferden zu einer Baustelle eine Last von fünf Tonnen liefert, davon allein 2500 kg Steine. Vor einem Jahrtausend wurde die maximale Last eines Pferdewagens im „Codex Theodosianus” im Jahre 438 alles in allem mit 500 kg festgesetzt ! (5) Salzman 1923, 65. ff.; Gimpel 1980, 39—50. genutzter Druck in kg Ge­schwin­digkeit kg m/s Gehalt Zugpferd 54 m/sec L19 60 1,00 Zugochse 54 0,73 40 0,66 Maultier 27 1,10 30 0.50 Esel 14 1,10 15 0,25 Mensch (beim Pumpen)6 0,76 4,6 0,076 Mensch (beim Drehen des Hebelarmes) 8 0,76 6,2 0,104 Die Ganggeschwindigkeit des Pferdezuges ist viel größer als die des Ochsengespannes (1,10 m/sec und 1,73 m/sec). Die durch Pferde beförderte Traglast ist um 1/3 größer (60 kgm/sec und 40 kgm/sec). Mit den Pferden kann man über­dies täglich zwei Stunden länger arbeiten als mit dem Rind. Aufgrund dieser Gegebenheiten und anderer hier zu ver­nachlässigender vorteilhafter Eigenschaften sind die Pferde­wagen mit dem Aufschwung des Ferntransports in Mode gekommen. (Das war übrigens der größeren Ladefläche und der unvergleichbar größeren Anzahl der Eisenbestandteile zu verdanken.) Die Bespannung der Pferde in den Bauern­wirtschaften war eine Änderung von noch größerer Bedeu­tung als die im Transport. Wahrscheinlich begann sie auch auf den Meierhöfen.(°) Die älteste Darstellung des Pferdes vor dem Pflug stammt von der nördlichen Küste Norwegens Ende des 9. Jahr­hunderts (das Pferd hat ein Kummet an !), auf dem Rand des „Bayeuyer Teppichs“ aus dem 11. Jahrhundert ist auch eine Pflugszene zu sehen, wo ein Pferd die Egge zieht und ein anderes den Pflug. In der Kathedrale von Gerona (in Nordost-Spanien) ist ein Teppich mit der Darstellung der Schöpfung zu sehen. Hier wird ein Pferd vor dem Pflug mit Radvorgestell dargestellt ,(7) Die Reliefs, die in den Kirchen Italiens und Frankreichs im 12./13. Jahrhundert den Ka­lender ersetzten, stellen die Monate durch die entsprechen­den Arbeiten dar. Auf ihnen sind nirgendwo vor den Pflug eingespannte Pferde zu sehen. Aber in den Taufkapellen von Cremona, Ferrara, Parma wird das Getreide von zwei Pferden ausgetreten, während es in Brescia durch zwei Ochsen geschah. Auf den Reliefs der französischen Kirchen sind jedoch Dreschflegel zu sehen. (Das sind die traditio­nellen Unterschiede zwischen dem Agrarleben des Nordens und dem des Südens!) (8) In England spielte sich die revolutionäre Änderung in der Bespannung und Nutzung der Zugkraft ab. Das Pferd wurde sowohl im Transport auf den öffentlichen Wegen als auch in der Landwirtschaft immer häufiger als Zugtier eingesetzt. Die Wende begann in den Wirtschaften der Gutsherren, später wurde auch in den Bauernwirtschaften immer öfter das Pferd eingespannt. Und dies, obwohl sie den Großwirtschaften, die größere Vorräte an Viehfutter hatten, nur in bestimmtem Abstand folgten. Für das Aus­maß und Wesen der Veränderungen ist es charakteristisch, daß bis zum 13./14. Jahrhundert die große Zahl von Eseln und auch Maultieren — scheinbar — völlig verschwand. (6) Parain 1979, 74—75. (7) Gimpel 1980, 54—60. (8) Mane 1983, 116. 221

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