Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Václav Frolec: Die Genesis des dreiteiligen Bauernhauses auf dem Territorium der Tschechoslowakei

Abb. 6.: Vápenky Nr. 236, Bez. Hodonín. in der Nähe der einteiligen Behausung stand, wobei die Eingänge in beide Objekte einander gegenüber lagen. Durch die nachträgliche Verbindung des Wirtschafts­und des Wohnteiles gelangte der als Schutz dienende Vor­sprung in die Innenstruktur des Hauses, wo er manchmal als überflüssig angesehen wurde. Ein Beispiel dafür ist das Haus des Gehöftes II in Mstënice, wo der in die Komposition der dreiteiligen Behausung einbezogene Speicher zwei gemauerte Vorsprünge hatte: einen auf der Südseite bei der hinteren Mauer und den zweiten auf der Ostseite auf der Mauerachse, der in den Hof führte. Der südwärts verlaufende Vorsprung war zugemauert, so daß man vom Flur aus den Speicher nicht betreten konnte. Wie der Leiter der archäologischen Ausgrabung Vladi­mir Nekuda angibt, erfolgte diese Zumauerung erst zu einem Zeitpunkt, da der Raum zwischen dem Speicher und der Stube verbunden war und so die Flur entstand. Dann erst wurde der gemauerte Vorsprung in den Hof erbaut (Nekuda 1981, 141—143). Anscheinend kam es zu analogen Situationen bei der Entwicklung des Hauses auch im mittelalterlichen ungarischen Dorf (Holl 1983, 225). Unsere Theorie von der zweiten Form der Genesis des dreiteiligen Wohnspeicherhauses in der Tschechoslo­wakei steht im Einklang mit der Erkenntnis, daß die einzelnen Teile der Bauerngehöfte im mittelalterlichen Dorf vielfach etappenweise erbaut wurden. Die innerhalb der Hausstruktur situierten gemauerten Schutzvorsprünge vor dem Eingang in die Kammer haben sich stellenweise, insbesondere in Südböhmen, in rezenten Formen des Bauernhauses erhalten (Mencl 1980, 147, 148). Vorläufig erscheint uns also ein gewisser Zusammen­hang zwischen den Häusern mit dieser Lösung und der Bezeichnung dum (Haus) für den Eingangsraum der Be­hausung (anderswo allgemein als sin bezeichnet). Der terminologischen Grenze dieser Ausdrücke widmeten die tschechischen Ethnographen Vilém Prazák und Josef Vareka Aufmerksamkeit (Prazák 1965, Va­­reka 1978). Aus der ethnographischen Literatur ist be­kannt, daß in den Ländern Südosteuropas der Eingangs­raum des Hauses (also sin im Tschechischen und Slo­wakischen) eine dem tschechischen Ausdruck dum ent­sprechende Bezeichnung hat; dieser Raum des Hauses stellt die Urzelle und auch den ältesten Teil des dortigen Hauses dar (es ist dies stets der mit einem Herd ausge­stattete wichtigste Raum, die übrigen Räume des Hauses haben sekundären Charakter). Einer dem tschechischen Wort dum (dem deutschen Haus) entsprechenden Bezeich­nung des Eingangsraumes im Haus begegnen wir aller­dings auch auf dem Territorium Südwesteuropas und stellenweise in Mitteleuropa (Bedal 1970, 90—91). In einigen Fällen deutet das Wort dum (Haus) und die Situierung des Herdes auf eine ähnliche Situation wie in 21 T I

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