Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)
József Szabadfalvi: Intensive Schweinerassen in Ungarn
reiht werden: ein kleines, schnell zunehmendes Schwein mit weißlichen, gekräuselten Haaren. „Gemästet sieht es wie eine Wassermelone aus“, schreibt Borzsák (ethnologische Datensammlung des Ethnographischen Museums, Budapest [EA] Inv. Nr. 543, 17). Die Mangalica-Rasse erschien also im Süden des Landes und verbreitete sich entlang der sog. Viehtreiber-Wege. Sie wurde zuerst in den auf Erneuerung bedachten Herrschaftstgütern gezüchtet und erschien sodann in den Bauernhöfen in den ersten Jahrzehnten des 19. Jh. Um die Jahrhundertmitte war im Schweinebestand des Komitats Veszprém eine Doppelheit zu beobachten. Dazu Elek Fényes (1847,1, 63; II, 73): „Unter den verschiedenen Rassen sind zwei Hauptrassen am meisten verbreitet, nämlich die ungarische und die türkische, die auch mangaliza genannt wird“. An andere Stelle: . .aus den Komitaten jenseits der Drau und aus der Türkei kommend, werden (diese Schweine) hier mit Eicheln gemästet und sodann nach Raab, Ödenburg und Wien weitergetrieben.“ In Vajszló (Ormányság-Gebiet, Kom. Baranya) notierte János K o d o 1 á n y i (EA, 3881) folgendes: „In Kroatien gab es ,srém‘ (syrmische) Schweine. Diese waren rot, wie die Füchse.“ Im Biologischen Lexikon (1978, IV. 46) wird unter den alten Schweinerassen nur mehr das Mangalica-Schwein erwähnt: Im vergangenen Jahrhundert war es im Lande vorherrschend. Als ausgesprochenes Fettschwein ist es auch heute noch einzigartig auf der ganzen Welt. Bei guter Futter Verwertung und schneller Gewichtzunahme ist es von geringer Fertilität : 6 Ferkel auf einen Wurf. Es wurde in vier Farbvarianten gezüchtet, davon war die ,blonde1 am allgemeinsten und ist auch am längsten erhalten geblieben. Das 1982 in zweiter Auflage herausgegebene Landwirtschaftliche Lexikon (II, 115) befaßt sich auch mit der Herkunft dieser Rasse: In größerer Anzahl kam das serbische sumadia-Schwein zu Beginn des 19.Jh. nach Ungarn. „Aus der Kreuzung und Selektierung des ,s«zna<f/ö-Schweines sowie der ungarischen Landschweine (Szalontaer, Bakonyer) entstand die von den ursprünglichen Rassen schon wesentlich abweichende Mangalica-Rasse. Ursprünglich wurde sie in vier Farbvarianten gezüchtet (blond, schwarz, ,Schwalbenbauch*, rötlich). Die Borstenfarbe ist von grau bis gelb und gelblich-rot in allen Nuancen zu finden. Am beliebtesten war das feine, lange, hobelspanartig gekräuselte Winterhaar... “ Die Akklimatisierung der neuen Schweinerasse wird auch durch sprachgeschichtliche Angaben untermauert. Das Wort kommt erstmals im Jahre 1791 in der Form von mangaritza vor; 1792: mangalitza, 1797: mongolicza; sodann finden sich auch die Formen mangolicza, mongulitza, mongolic, mangalic, mangali. Bedeutung seit 1791 : ,Eine Art Fettschwein*. In der Angabe aus 1792 ist der Text etwas ausführlicher: „Raizische alias Mangalitza-Rasse“. Das Wort ist serbo-kroatischen Ursprungs: mangulica, mangulac. Wahrscheinlich entwickelte sich auch das Wort mancsi ,Ferkel* aus dem Wort mangalica (TESz, II, 837). Konkrete Angaben über die weitere Terminologie — türkisches, raizisches Schwein (ung.: török disznó, török sertés, rácdisznó, mangó) — folgen im weiteren. In Transdanubien werden die Mischlinge gica oder siska genannt (Tálasi 1930, 367). Auch in der Wart (Őrség) kommt die Benennung zsíros gica (fettes gica) vor und dürfte ebenfalls Mangalica-Schwein bedeutet haben (Kardos 1943, 69). Ohne Anspruch auf Vollständigkeit wollen wir nun einige regionale Angaben über die Verbreitung und die Zucht der Mangalica-Rasse untersuchen : Es dürfte den Zeitpunkt und das Tempo der Verbreitung hinweisen, daß der Name Mangalica im Göcsej-Gebiet im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts noch unbekannt war: „Früher hielt man hier das glatthaarige gelbe ungarische Schwein mit langem Rüssel und Rücken, die g/czc-Schweine mit gekräuseltem Haar wurden erst später eingeführt... “ — schreibt Ferenc Gönczi (1914, 588). Auch aus der Bakonyer Gegend erwähnt Imre Hegyi (1978, 127) die Züchtung des sumadia- oder raizischen Schweines. Am Ende der Türkenherrschaft wurden die Schweine infolge der zollfreien Verbindung über West-Transdanubien auf die europäischen Märkte getrieben und unterwegs im Bakonyer Wald mit Eicheln gemästet. Das balkanische Schwein wurde auf den Märkten von Raab (Győr), Ödenburg (Sopron), Komorn (Komárom) und Preßburg (Pozsony) verkauft. Im Zselicség-Gebiet hieß das Fettschwein noch zu Beginn der 30er Jahre des 20. Jh. mangali (Gönyei 1933, 150). Zum Jahrhundertbeginn wurden in Várdaróc (Kom. Baranya) größtenteil Mangalica-Schweine gehalten — neben den wenigen sog. jzemVht-Schweinen. Die Gemeinde hatte zwei Schweineherden (Tagán, EA, Inv. Nr. 1855, 20—21). In Vajszló (Kom. Baranya) hielt man seit der Jahrhundertwende zumeist Mangalica-Schweine — laut Gewährsleuten anfangs „schwarze“, später „weiße“. „Man trieb sie in den Wald zur Eichelmast, nicht nur die Mastschweine, sondern auch die Säue, die dort abferkelten. Bei noch so strengem Winter wurden sie im Walde fett.“ In Hirics erinnerte man sich im Jahre 1952 an die sog. wieselbäuchigen Schweine (ung.: menyéthasú disznó), die — bis auf einen breiten, weißen Streifen um den Rumpf — ganz schwarz waren. Diese wurden seit den 80—90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht mehr gezüchtet, dasie nicht so fett waren wie die Mangalica-Schweine (Kodolányi EA, Inv. Nr. 3881,1—2,5—6). „Die Sauherde befand sich im Niederholz, ich erinnere mich noch an die große Hürde, wo bis zu 3—400 Stück überwinterten“ — erzählt ein Gewährsmann aus Iharos (Kom. Somogy), wo zumeist ebenfalls Mangalica-Schweine gezüchtet wurden. „Das Schwein wühlte die Eicheln unter dem Schnee hervor, es gab dort so viele Eicheln, daß die Schweine selbst im Schnee fett wurden. Die Säue ferkelten auf dem Schnee. Die Hürde hatte eine Dübelwand und ein Schilfdach, dort überwinterten die Schweine. Das war auch ihre Zuflucht bei sommerlichem Gewitter.“ (Hofer, EA, Inv. Nr. 3521). „Zur Zeit meines Vaters bestand die Sauherde ausschließlich aus Mangalica- oder ungarischen Schweinen.“ „Im Jahre 1941, als ich nach Taszár kam, war dort noch immer eine reine Mangalica-Herde. Nur wenige Bauern hielten im Stall ein falbes Schwein“ — notierte Gyula T a k á t s (EA, Inv. Nr. 3824, 4, 14). Auch hier wurde das Mangalica Schwein ungarisches Schwein genannt — „es hatte eine sehr harte Natur... vertrug Kälte und Hitze... Bezeichnend für das alte, reinrassige Mangalica-Schwein waren die spitzen Ohren und der lange Rüssel. Die heutigen Mischlinge haben breite, herabhängende Ohren. Das alte war sehr flink, lief schnell und war außerdem sehr ausdauernd. Es vertrug ohne Ermüdung, durch die ganze Nacht 214