Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

József Szabadfalvi: Intensive Schweinerassen in Ungarn

getrieben zu werden. Es hatte scharfe Augen und war sehr aufmerksam. Es konnte mit Worten an allerlei angewöhnt werden, selbst wenn es von Natur aus nicht folgsam war. Es hatte ein sehr gutes Gehör und achtete auf die Laute. Es war nicht gierig, sondern ein ordentlicher, ruhiger Fres­ser. Freilich war es nicht ohne Falschheit, gelegentlich ver­ließ es die Herde, um sich irgendwo satt zu fressen, kam aber gleich zurück, sobald es satt wurde. Es verlief sich nie und hatte seinen Hirten gerne. Als sich aber diese alte ungarische Rasse (Mangalica) mit anderen zu kreuzen begann, wurde sie von der Schweinepest überfallen.“ In Szeged wurde es mangalica oder mangolica genannt. Mischlinge bekamen Unterscheidungsnamen. So hieß etwa die mit der Berkshire-Rasse gekreuzte Variante körösztös mangalica (etwa: gekreuztes Mangalica-Schwein), eine hochgezüchtete Variante im Herrschaftsgut Kisjenö jenei, die mit der Szalontaer-Rasse gekreuzte Variante szalontai (Bálint 1976, I, 498). In Szánk (Kom. Bács-Kiskun) er­schien das mangolica-Schwein in den 80er Jahren des 19. Jh. bei einem Landwirt, verbreitete sich aber nur sehr langsam (Janó 1982, 48). Auch in Baja wurden zum Jahrhundert­beginn Mangalica-Schweine gehalten (Solymos, EA, Inv. Nr. 3821, 2—3). In Nagybaracska (Kom. Bács-Kiskun) hielten die Bauern „weiße“ Mangalica-Schweine, aber auch halbschwarze („schwalbenbauchig“, ung: fecskehasü), die sie von Schokatzen aus Szeged und Mohács kauften. Letz­tere waren ebenfalls Fettschweine (Solymos, EA, Inv. Nr. 6518, 4—5). In Nagykőrös wurde bereits gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts das große Mangalica-Schwein, mit herabhängenden Ohren bzw. schwarz-weißen Bauch (ung.: nagy konyafülií, fekete fecskehasú Tisza-fajú), er­wähnt (Galgóczi 1896, 525). In der Stadt Békés wurden um die Jahrhundertwende noch fast ausschließlich Mangalica-Schweine gezüchtet, in der Registrierung des Jahres 1911 betrug der Anteil der Fleisch­schweine knapp 5—6 Prozent. Das mit dem schwarzen Fleischschwein gekreuzte Fettschwein wurde kondorosi hevederes (etwa: Gürtelschwein aus Kondoros) genannt (Márton 1983, 373). An anderer Stelle wurde es als báznai bezeichnet (s. nachfolgend). Um die Jahrhundertwende wurden auch in Komádi (Kom. Bihar) Mangalica-Schweine gezüchtet (Molnár, EA, Inv. Nr. 2396, 21). In Gyula war „das mit Eicheln gemästete raizische oder Mangalica- Schwein aus der Gegend von Arad eine wertvolle und ge­fragte Rasse. Sie stammte aus der Arader Hegyalja-Gegend, die meisten Tiere wurden aus Borosjenő, Elek, Ottlaka... von rumänischen Schweinehirten in riesigen Herden her­getrieben..(Dankó 1963, 33). Über diese Mangalica- Herden und ihre Hirten können wir eine sehr schöne Be­schreibung in der Erzählung „Die Glücksmühle“ von Joan Slavici lesen. Auch in Szeghalom wurde das serbische vom Mangalica-Schwein unterschieden — die beiden sahen sich konstitutionell ähnlich (Hajdú 1965, 123). In Gerendás (Kom. Békés) wurde bis zum ersten Welt­krieg das große vom kleinen Mangalica-Schwein unter­schieden. Das erstere dürfte entweder das Szalontaer Schwein gewesen sein, oder dessen Generation erster Kreuzung. Vom kleinen Mangalica-Schwein wurde folgen­des aufgezeichnet: „Die ersten Tiere kamen 1906 aus dem Staatsgut Mezőhegyes. Die Bevölkerung erhielt die Mutter­schweine, die Gemeinde bekam die Eber... Die kleinen Mangolica-Schwc'me waren kurz und stämmig. Ihre Beine waren kürzer als die der großen. Ihr Haar ist weiß und gekräuselt wie die Wolle der Schafe. Die Ohren sind spitz, zuweilen von mittlerer Größe, die schlappohrigen (ung.: csulafülü) waren selten. Die Schalen sind schwarz, der Schwanz gezwirbelt... Als Mutterschweine wurden die Ferkeln ausgesucht, die ihrer Mutter ähnlich waren. Das sieht man an der Stellung der Ohren und des Kopfes des Ferkels. Auch soll der Rüssel nicht zu lang sein, und das Tier soll 10—12 Saugwarzen haben.“ (Tábori, EA, Inv. Nr. 5978, 1—2.) In Tótkomlós wurden bis zum Jahrhundert­beginn drei Schweinerassen gezüchtet: Szalontaer, „schwai­­benbänchig“, weißes mango/ica-Schwem. György T ábori (EA, Inv. Nr. 5975, 1) beschrieb das letztere wie folgt: „Weißes Mangolica-Schwein. Nach Tótkomlós 1895—96 eingeführt. Kurzer Rüssel, große, abstehende Ohren, gelblich-weißes gekräuseltes Haar, stämmiger, niedriger Wuchs, kurze, dicke Beine. Die spitzen, herabhängenden Ohren verdeckten die Augen. Zwirberlschwanz. Fetter als das Szalontaer Schwein. Gegen Krankheiten weniger emp­findlich. .. Schweinepest und Rotlauf taten ihm nichts an, sie begannen sich erst um 1905 zu verbreiten.“ Auch das sog. „schwalbenbäuchige“ Schwein gehörte zur Mangalica- Rasse. In Szarvas verbreitete sich das weiße Mangalica- Schwein ebenfalls in den angehenden 1900er Jahren, zuerst im Wenckheim’ sehen Herrschaftsgut (Tábori, EA, Inv. Nr. 5974, 10). Aus der Hortobágy-Gegend berichtet István E c s e d i (EA, Inv. Nr. 3472, 173) folgendes: „In Debrecen war die Szalontaer Mangalica-Rasse beliebt, denn sie ist anspruchs­los, fettwüchsig, hat viel Fett und dicken Speck.“ In Nád­udvar verbreitete sich das Fettschwein seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, es wurde anfangs „raizi­­sches“ Schwein genannt. Aus Hajdúböszörmény erfahren wir, daß seit Ende des 19. Jh. „das alte Landschwein (ung. „ordas“) durch die Mangalica-Rasse ersetzt wurde... Mangalica-Schweine gab es in schwarzer, „blonder“ und gefleckter Farbe...“ Im zweiten Jahrzehnt unseres Jahr­hunderts bestand die ganze Herde aus schwarzen Mangali­­ca-Schweinen, während in den 40er Jahren die schwalben­bäuchige Art bevorzugt war (Bencsik 1971, 198). In Tisza­­igar gab es noch im Jahre 1950 einen im Stammbuch regist­rierten Eber der Mangalica-Rasse, obwohl zuerst das Man­galica-Schwein als Mastschwein mit Yorkshire (ung. verballhornt: joksi) gekreuzt wurde. Auch ein sog. „Berg­schwein“ war in der Gegend bekannt (Szolnoky, EA, Inv. Nr. 4123, 36, 94, 141). Im Jászság-Gebiet wurden in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts fast ausschließlich Fleischschweine gezüchtet, der Rassenwechsel erfolgte erst nach 1945 (Szabó 1982, 134). Im ehemaligen Bodrogköz- Gebiet, einem Moorland in Nordost-Ungarn, wurden schon vor der Entwässerung „blonde, gekräuselte Mangali­ca-Schweine“ gehalten (Balassa 1975, 109). Im slowakischen Dorf Rejdova (Korn. Gömör) wurden Mangalica- und slowakische weiße Schweine gehalten. Letzteres vertrug aber nicht die Weide, es mußte dreimal am Tag gefüttert werden. Das Mangalica-Schwein wurde in Tornaija von einem Großgrundbesitzer im Süden des Komitats Gömör gekauft (Földes, EA, Inv. Nr. 6340, 96). In Dédestapolcsány, im Bükk Gebirge, wurde die aus Mangalica-Schweinen bestehende Herde auch manga- Herde genannt (Sammlung von Gyula V i g a). In Szendrő, imCserehát-Gebiet, wurde im 19. Jh. das Mangalica-Schwein 215

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