Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

József Szabadfalvi: Intensive Schweinerassen in Ungarn

INTENSIVE SCHWEINERASSEN IN UNGARN li In einem unlängst verfaßten Aufsatz habe ich die urtüm­­gchen ungarischen Schweinerassen aufgearbeitet und dahin­­ehend konkludiert, daß die Ungarn zwei urtümliche, bis zur Arpadenzeit zurückzuführende Schweinrassen hatten: das sog. Szalontaer und das Bakonyer Schwein. Später — wahrscheinlich infolge der Eichelmast — ist von Norden und Nordosten das sog. polnische Schwein eingeführt wor­den, während in Siebenbürgen das sog. stachelborstige (ung: tüskésszőrü) rumänische Landschwein erschien. Die übrigen Bezeichnungen — z. B. magyar sertés (ungarisches Schwein), réti disznó (Wiesenschwein), siskafülíí usw. — dürften sich auf örtlich gezüchtete Subspezies der beiden erstgenannten beziehen, bzw. deren lokale Benennungen gewesen sein (Szabadfalvi 1987). Die urtümlichen regionalen Rassen wurden unter ex­tensiven Verhältnissen gezüchtet. Kultivierte Futterpflan­zen standen nicht in ausreichender Menge zur Verfügung, zumal der intensive Anbau von Mais und Kartoffeln erst auf das letzte Drittel des 19.Jh. zu datieren ist. Infolgedes­sen waren die Schweinezüchter auf die natürlichen Futter­quellen — Weiden, feuchte Wiesen, Eichenwälder — an­gewiesen (vgl. Szabadfalvi 1971, Szabadfalvi 1973, Szabad­falvi 1986); daher kam auch eine kontinuierliche, regel­mäßige Einstallung nicht in Betracht. Die als mittelalterlich oder auch als extensiv zu bezeich­nenden Schweinerassen waren größtenteils Fleischschweine, die infolge ihrer Fütterung nicht viel Speck ansetzten. In­folge ihrer nomaden Haltung waren sie recht wild und es kam nicht selten vor, daß sie sich mit ihren wilden Artge­nossen paarten. Das Mangalica-Schwein Im 18. Jh. erscheint bzw. entwickelt sich im Norden der Balkanhalbinsel das sog. Sumadia-Schv/em. In ungarischen Quellen tauchen seine ersten Spuren gegen Ende des 18. Jh. auf: Im Protokoll verlaufener Tiere des Komitats Veszp­rém wird 1789 das türkische Schwein (ung: bodor török, törökfajta sertés) erwähnt. Der Schweinehirt der Ortschaft Ajka wurde 1791 von neun Landstreichern überfallen, verhaut „... und etwa hundert Schweine, teils mangarica, teils ungarischer Rasse, wurden weggetrieben“. Im Jahre 1792 wurden bei der Heideschenke von Csatár Schweine entwendet, die der Rasse nach rátz (raizisch) alias manga­­litza gewesen sein sollten (Tálasi 1939, 367). Ferenc P e t h e schreibt im Jahre 1814, daß der Schweinebestand des Lan­des ungarisch-raizisch und Szalontaer-siska sei. Die Attri­bute türkisch und raizisch deuten auch auf die Richtung der Herkunft hin. Das neue Fettschwein verbreitete sich sehr rasch. Das Herrschaftsgut des Fürsten Grassalkovich in Gödöllő (Komitat Pest) kaufte 1795 bereits 110 Schweine, die als mangolicza bezeichnet wurden (Wellmann 1933, 159). Im Jahre 1825 erschien im Nordosten des Landes, namentlich im Herrschaftsgut Sárospatak, neben dem Szalontaer auch das mangalica-Schwein (Oláh, 1962, 148). In den angehen­den 30er Jahren des 19. Jh. wurden auch in Siebenbürgen schon drei verschiedene Schweinerassen gezüchtet: das Szalontaer, das Mangalitza- und das walachische (ung.; oláhországi) Schwein. (Gaál 1966, 318). Im Jahre 1833 schickte der serbische Fürst Milos dem Palatin Erzher­zog Joseph 3 Eber und 9 Mutterschweine für sein Gut in Kisjenö ; daraus wurde das reinblütige ungarische Mangali­­ca-Schwein gezüchtet, auch kisjenöi oder milos genannt. Im Werk von Antal Limbek ist folgendes zu lesen; „In der sog. lunka (Falchland im Komitat Arad) kann man sehr gute (Schweine-) Rassen sehen, ebenso auch in der Gegend von Kis-Jenő, Boros-Jenő, Vadász, Seprüs, Talpas, Apáthi usw. Von der hochberühmten Milos-Rasse konnte man noch vor einigen Jahren Originalstücke sehen. Im allgemeinen sind das helle, gekräuselte Haar, der breite Rücken, die herabhängenden Ohren, der kurze, dicke Rüssel, der dicke Nacken, kurze, dicke Beine die Merkmale der guten Rasse.“ (1833, 119). Hier können wir Zeugen der Entwicklung des ungarischen Mangalica-Schweines sein, als die ursprünglichen und örtlich gezüchteten Stücke des aus dem Balkan kommenden .swnai/ia-Schweines er­wähnt werden. In dieselbe Kategorie kann auch die in Kiskunfélegyháza aufgezeichnete sog. Jene-Rasse einge-213

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