Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Béla Gunda: Einige ethnobotanische Probleme des Triticum spelta L.

EINIGE ETHNOBOTANISCHE PROBLEME DES TRITICUM SPELTA L. Vollkommen recht hat J. Jorgensen, wenn er schreibt, daß die Weizengattung Triticum spelta (Dinkel, Spelt oder Spelz) in jeder Hinsicht eine der seltsamsten Getreidepflanzen ist. Ihre Herkunft, Entwicklung und Mig­ration innerhalb Europas sind noch immer ungeklärt, eben­so wie ihre genetischen Verwandtschaften (Jorgensen 1979, 135). Ein Klassiker ethnobotanischer Forschungen, A. de Candolle, behauptete noch, daß Tr. spelta, dieser hexa­­ploide Spelzweizen mit behaartem, zerbrechlichem Ähren­spindel, vom gemeinen Weizen oder einer Zwischenform in einer nicht sehr alten prähistorischen Periode abzuleiten und sein Ursprungsgebiet im gemäßigten Osteuropa und einem Asien benachbarten Gebiete zu finden sei (de Can­dolle 1894, 385). Ein ganz anderes Ergebnis erzielte E. Schiemann, welches er folgendermaßen formulierte : „Tr. spelta ist in einer nach- oder spätneolithischen, aber vor­bronzezeitlichen Periode in Mitteleuropa, speziell im Gebiet des oberen Rheines, aus Tr. vulgare hervorgegangen, wobei entweder Kreuzung mit dicoccum oder Chromosomenaber­ration die entscheidende Rolle gespielt hat“ (Schiemann 1943: 161). Anderen Meinungen zufolge ist dieser Speltweizen durch Mutation oder durch Kreuzung vom wilden Emmer mit Tr. compactum (Zwergweizen) entstanden (Le Baume 1961, 30; Bertsch 1949, 39). Die verschiedenen Theorien aufzuzählen wäre ein Ding der Unmöglichkeit, ist aber auch gar nicht notwendig, denn sie sind eher nur von geschichtlichem Interesse. Allerdings ist es sehr wahrscheinlich, daß der Dinkel aus der Hybridisation von Tr. dicoccum (oder Tr. dicoccoi­­des) und dem Ziegengras (Aegilops squarrosa) hervorgegan­gen ist. Diese Meinung von E. S. McFadden und E. R. Sears — Ähnliches wurde früher auch von J. P e r c i V a 1 und später von H. K i h a r a behauptet — wurde auch von den ungarischen Genetikern akzeptiert, mit der Einschränkung, daß die Frage noch nicht endgültig entschieden wurde (Percival 1921, 41; McFadden-Sears 1946, 91—89, 107—116; Kihara 1944, 889—890; Lelley— Mándy 1963, 16—17; Mándy 1971, 90). McFadden und Sears lokalisierten das Entstehungsgebiet des Dinkels in den Nordhang des Kaukasus. Sehr aufschluß­reich ist die Ansicht von V. F. D o r o f e j e w. Er faßte zusammen, daß zwei grundlegende Varianten des Tr. spelta möglich seien : eine frühere, die im Transkaukasus durch die natürliche Hybridisation des wilden Tr. dicoccum und der Aegilops squarrosa entstanden ist, während eine sekundäre Entstehung in Europa auf die Mutation oder Hybridisation des T. aestivum zurückzuführen ist (Doro­­fejew 1971). Die erstere Ansicht ist eine Wiederholung der Theorie von E. S. McFadden und E. R. Sears. In seiner letzten Schlußfolgerung läßt Z. V. Janusevic die zweite Möglichkeit unerwähnt, doch war seines Erach­tens das wilde Tr. dicoccum gewissermaßen schon kulti­viert (Janusevic 1976, 76). Laut neueren Forschungen ist Tr. spelta ganz gewiß nicht in Europa eine Kulturpflanze geworden. H. Kuk­­k u c k fand Tr. spelta im Iran (Baktiari) auf der Hochebene Shahr-Kord (2000 m) westlich von Esfahän, wo es sich als Wintergetreide dem langen, kalten und schneereichen Winter gut anpaßt. Die Körner fangen schon unter der Schneedecke zu keimen an, die Saat wird grün. Mitte dieses Jahrhunderts ging sein Anbau zurück (Schwierigkeiten mit dem Drusch, Knappheit an Arbeitskräften), statt dessen wur­de Tr. aestivum bevorzugt. Es ist nicht wahrscheinlich daß die Pflanze mit der arabischen Okkupation in den Iran gelangte (642—643 n. u. Z.). Vielmehr wird sie auf der Hochebene Shahr-Kord schon seit sehr langer Zeit angebaut, und das dortige Tr. spelta stimmt mit dem euro­päischen überein. Auf der besagten Hochebene ist die morphologische Formenmannigfaltigkeit von Tr. spelta sehr gering. Dort konnte kein Standort einer Aegilops- Spezies gefunden werden; das Klima ist zu rauh. Nördlich vom Dinkelgebiet im viel milderen Luristan findet man Aegilops triuncialis und A. cylindrica, nicht aber A. squar­rosa. Dazu H. Kuckuck: „A. squarrosa ist dagegen vornehmlich am Kaspischen Meer nördlich des Elbursge­­birges (Reshteh-ye, Alborz) verbreitet; auf der Südseite des Eibursgebirges habe ich es im Karajtal und noch an einigen weiteren Stellen gefunden; sein am weitesten nach Westen 185

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