Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Béla Gunda: Einige ethnobotanische Probleme des Triticum spelta L.

vorgeschobener Standort ist nach meinen Untersuchungen Ghvazin“ (Kuckuck—Schiemann 1957, 394). In der Hoch­ebene des Baktiari-Landes wird auch Emmer (Tr. di­­coccum) angebaut. Laut H. Kuckuck wurde aber die Emmerkultur mit den armenischen Siedlern aus Azerbaijan nach dem Iran gebracht (Kuckuck—Schiemann 1957, 393, 394). Demnach betrachtet H. Kuckuck bereits 1957 eine Revision des Dinkelproblems als notwendig (Kuckuck—Schiemann 1957, 394). Allerdings ist es un­wahrscheinlich, daß armenische Siedler den Emmer nach den Iran gebracht hätten — dem widersprechen auch die frühen Emmerfunde (7500—5600 v. u. Z., Ali Kosh, Khuristan-Steppe, SW.-Iran, Renfrew 1969, 163, 168). Hier sei bemerkt, daß P. M. Zukovskij den Dinkel schon früher (1923) im Iran, in der Gegend von Urmia, gefunden hat, und daß auch N. I. Vavilov sein Vor­kommen in Vorderasien ahnte (Janusevic 1976, 63).f1) Tr. spelta ist im Kaukasus und Transkaukasus sehr alt. Seine Überreste wurden in der Sulaveri—Somotepin-Kul­­tur (6.—4. Jahrtausend v. u. Z.) gefunden, die sich auf die Gegend der Flüsse Kura und Araks, auf das Ararat-Tal erstreckt.(2) In dieser Region ist Tr. spelta älter als in Euro­pa. Wir müssen auch die Funde beachten, die im Nordirak am Fundort Yarim-Tepe aus den Schichten der Halaf- Periode (6. Jtsd. v. u. Z.) zum Vorschein kamen (Lisitsina 1978, 49—51; Bakhteyev—Janushevich 1980, 167—178; Janusevic 1976, 78). Hierher gehören auch die frühen Fun­de, die in Georgien (Arukhlo 1, äneolith 5020+60) und Armenien (Voskevaz, Frühbronzezeit, 3. Jtsd. v. z. Z., Bdojan 1972b, 302; Bregadze 1982, 32, Janushevich 1983, 271—273) entdeckt wurden. Jedenfalls können wir aus dem Gesagten darauf schlie­ßen, daß das Entstehungsgebiet von Tr. spelta im Raum Transkaukasus, Azerbaijan, Nord-Zagros, Nordirak zu suchen ist. Künftige Forschungen könnten dieses Gebiet noch einengen. Wie bereits erwähnt, meinte, Z. V. Januse­vic, daß Tr. spelta im Transkaukasus oder im Nordiran im Ergebnis der natürlichen Hybridisation von Tr. dicoccum und Aegilops squarrosa entstanden sein dürfte (Janusevic 1976, 76).(3) Die verschiedenen Weizensorten kamen durch den Kau­kasus in die Gebiete nördlich des Schwarzen Meeres, wo an den Siedlungsstätten der skythischen Stämme auch Tr. spelta aus dem 7.—3. Jh. v. u. Z. gefunden wurde, doch sind uns auch frühere (in der taurischen Siedlung Uc-Bas, 10. Jh. v. u. Z.) und spätere Dinkelfunde (Verchne-Sado­­voe, 2. Jh. u. Z.) bekannt (Janusevic 1981, 92—94). Viel reicher an Tr. spelta-Tunáen ist das Zwischenstrom­gebiet Pruth—Dnjestr (s. zu Nachstehendem: Janusevic 1976, 60—78; Janushevich 1978, 61—65, 1983, 267—269, 271—273). Auf den Anbau des Dinkels verweisen bereits Funde aus der Bug—Dnjestr-Kultur (Frühneolithikum, 4700+50, Soroka, Seliste) und aus der Linienbandkeramik- Kultur (Gura Kamenka, Branesti). Bedeutsamer sind äneolithische Tr. spelta-Funde aus verschiedenen Phasen Tripolje-Kultur (Alexandrovka, Putinesti, Pererita, Lopa­­cika, Podul Dobrij, Varvarovka usw.) und aus der Bronze­zeit (Slobodka-Sirecuti, Jekaterinovka usw.). Man sieht an den Scherben Ähren-, Ährenspindel-, Spelzgabel-, Spelzen- und Körnerabdrücke. Bei der Freilegung eines bronzezeitlichen Hügelgrabes (Jekaterinovka) kamen ver­kohlte Dinkelkörner zum Vorschein. Fast in jedem Falle wurden mit Tr. spelta auch Tr. monococcum und Tr. di­coccum gefunden. Im Neolithikum wurden diese drei Spelzweizen zusammen angebaut. Im erwähnten Hügelgrab (Jekaterinovka) fand man neben Tr. dicoccum auch Tr. compactum. In diesem Fund entfallen 25% der Körner auf Dinkel. Auch in der bronzezeitlichen Siedlung bei Magala (Ukraine) ist der Anteil des Dinkels bedeutend. Aus den Funden können wir darauf schließen, betont Z. V. Janusevic, daß in den Weizenpopulationen zwischen Pruth und Dnjestr im Neolithikum und noch mehr in der Bronzezeit der Dinkel eine größere Bedeutung hatte. Es ist denkbar, daß Tr. spelta ebenso häufig vorkam wie Tr. dicoccum. Nach der Bronzezeit verliert Tr. spelta zwischen Pruth und Dnjestr an Bedeutung, verschwindet aber weder in der frühen Eisenzeit (6.—2. Jh. v. u. Z.), noch in späteren Perioden (Cernachovskaja-Kultur: Hanska—II, Kukoara—III, L—4. Jh. u. Z.). Selbst in den verschiedenen Schichten der mittelalterlichen (14. Jh.) Siedlung Starij Orehej (ung. Őrhely) wurden Abdrücke der Ährchen von Tr. spelta gefunden (Janusevic 1976, 77—78; Janusevic-Smirnov 1968; Janusevic—Byrna 1972). Außer in der erwähnten ukrainischen Siedlung Magala (Bronzezeit) wurden noch in zahlreichen anderen Siedlun­gen der Ukraine Funde freigelegt, die den Anbau von Tr. spelta beweisen. So wurden bei der Analyse des pflanz­lichen Fundgutes der Siedlung Glubokoje (Karpathische Grabhügelkultur, Bezirk Cernovic) ebenfalls Spuren von Tr. spelta entdeckt. Die Siedlung war vermutlich im 2.—4. Jh. bewohnt. In der Siedlung Lepesovka (Bezirk Chmelnic­­kaja) wurden verkohlte Körner mit Tr. spelta identifiziert (2.—4. Jh. u. Z.). Auch aus den dortigen slawischen Schich­ten Kamen Abdrücke von Ährchen zum Vorschein, die auf Tr. spelta hindeuten (Janusevic 1973, 1—14; Janusevic 1976, 73). Nachdem er nun auch verschiedene archäologische Funde analysiert hatte, gab Z. V. Janusevic neuer­dings einen vorzüglichen Überblick über die wichtige Rolle, die der Dinkel vom Äneolithikum (4700+50 v. u. Z.) über die slawischen Funde des 9.—13. Jh. bis zu den Kul­turen verschiedener ethnischer Gruppen des 14.—-15. Jh. gespielt hat, als auch das Tr. aestivum in großen Mengen erschienen ist (Januseviö 1986, 24, 32, 58, 71—72, 82—83). Die Funde von Überresten von Tr. spelta aus dem Zwi­schenstromgebiet Dnjepr—Pruth sind für das Studium (1) N. I. Vavilov konnte Tr. spelta in Afghanistan nicht finden; er beobachtete lediglich die speltiforme Variation des ge­meinen Weizens (Tr. vulgare var. Al Grex speltiforme Vav.) in Nord-Afghanistan (Vavilov-Bukiniö 1929, 271). (2) In den angeführten Quellen werden die jeweiligen Dinkel­überreste in den Funden ausführlich erörtert (Spelze, Ähr­chen, Körner, oder deren Abdrücke an Tongefäßen usw.). (3) Der geniale ungarische Botaniker Vincze Borbás schrieb im Jahre 1897, daß Tr. spelta aus Mesopotamien und dem Iran stammt (Pallas Lexikon, Bd. 16. Budapest 1897, 94). Hier sei erwähnt, daß Tr. spelta in der botanischen Literetur aus der Gegend von Aleppo erwähnt wird, „aber nicht als angebaut“ (Dalman 1932, 248 nach S. Russel). Meines Wissens ist diese Beobachtungen der Aufmerksam­keit der Genetiker entgangen. In der ungarischen Bibel ist von Weizen-, Gersten-, Linsen-, Dinkel- und Hirsenbrot die Rede (Ezechiel 4,9). G. K á r o 1 i hat das Wort kusse­­min (plur.) mit tönköly übersetzt. S. noch 2 Mose 9,32, Je­saja 28,25. Ähnliches gilt auch für andere Bibelübersetzun­gen. 186

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