Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

László Ádám: Feuerstätten in den Wohnhäusern der Grossen Ungarischen Teifebene

gebaut, seine Anwendung ist aber auch hier nicht allgemein. In anderen Gegenden, so etwa im Nordosten der Tiefebene sowie im Süden in der Batschka ist seine Anwendung nicht nachweisbar (Karte 3.). Über die geographische Ver­breitung hinaus weist das Mittelbänkchen auch erhebliche formale und funktionelle Abweichungen auf. Aufgrund archäologischer und ethnographischer Angaben ist die archaischste Form des Mittelbänkchens der unter dem Rauchfang in der Mitte des Raumes stehende, vollständig umgehbare, zumeist eckige, seltener kreisförmige Typ (Dám 1982 b, 113—115). Das Vorhandensein des letzteren konnte bislang nur in den mittleren Gegenden des Gebietes östlich der Theiß (Sárrét, Nagykunság, südlicher Teil des Nyírség-Gebietes) nachgewiesen werden (Szűcs 1943, 144—145; Györffy 1909, 71—72; Dám 1982b, 113—114). Um die Wende des 19. zum 20. Jh. wurde jedoch das Mit­telbänkchen gewöhnlich schon an die Rückwand angebaut. Laut Angaben der Fachliteratur, des Ungarischen Ethno­graphischen Atlasses und unserer eigenen Forschungen wa­ren die Mittelbänkchen in den Gebieten östlich der Theiß viel größer als im Zwischenstromgebiet Donau-Theiß oder im südlichen Tiefland. Auch die Funktion der letzteren war eher die eines Tisches als einer Feuerstätte. In den Dörfern Gomba und Monor (Komitat Pest) existierten noch gegen Ende der 1930er Jahre die sog. Tischbänkchen (ung. asztalpadka; Höhe: 80 cm, Oberfläche: 90X90 cm), doch konnte sich schon niemand mehr erinnern, daß darauf je gekocht wurde (Borzsák 1941, 211). Eine ganze Reihe ähnlicher Angaben ist uns auch dem Kiskunság-Gebiet bekannt. In Szánk wurde nur anläßlich der Hochzeit oder des Schlachtfestes darauf gekocht, sonst hielt man nur das Küchengeschirr darauf (Égető 1978, 166). Auch in Homok­mégy, Kunszentmiklós, Kecel und Csépa wurde das Tisch­bänkchen nicht zum Kochen benützt (Sztrinkó 1982, 145; Sztrinkó 1984, 758—759; Sztrinkó 1986, 450—452). In Szeged und Tápé wurde das kleinformatige Tischbänkchen ebenso als Küchentisch benützt wie in Orosháza oder Mezö­­berény (Bálint 1976, 270; Juhász 1971, 463; Barabás 1965, 99; Hentz 1973, 278). In Tápé spielte es sogar auch eine kultische Rolle: beim Totenschmaus wurde die Kerze z. B. nicht auf den Tisch, sondern auf as Tischbänkchen ge­stellt. Demgegenüber war das Mittelbänkchen in den Gebieten Nagykunság, Hajdúság und Sárrét eine der wichtigsten Feuerstätten der Küche, gleichsam der Mittelpunkt des „Küchenlebens“. Nicht selten betätigten sich hier auch die Männer, die im Kessel verschiedene Fleischgerichte zubereiteten; der Kessel hing am Stehknecht, der in das Mittelbänkchen eingebaut war (Dám 1975, 104). Die funktionelle Trennung der beiden Banktypen gelangt auch in der einschlägigen Terminologie zum Ausdruck. In den Gebieten östlich der Theiß, wo das Bänkchen als offene Feuerstätte benützt wird, heißt es konyha (Küche), szabad­konyha (offene Küche), weiter südlich und im Banat tüszej (Feuerstätte), nagytűzhely (große Feuerstätte), nagy­padka, (große Bank). Hingegen wird es in den meisten Ortschaften zwischen Donau und Theiß asztal padka (Tischbank), tálalópadka (Anrichtebank), rakodó padka (Ladebank) genannt, lauter Termini also, die nicht die Funktion der Feuerstätte betonen (Györffy 1909, 71; Szűcs 1938, 194; Dankó 1964, 73; Gunda 1935, 17; Barabás 1965, 99; Hentz 1973, 278; Juhász 1971, 463; Bálint 1976, 270; Paládi-Kovács 1973, 307; Sztrinkó 1986 450). Die geographische Verbreitung der nach dem gegen­wärtigen Stand unserer Kenntnisse ältesten Form des Mittelbänkchens (kreisförmig, bzw. umgehbar) sowie seiner regelmäßigen Verwendung zum Kochen (Karte 3.) läßt die Vermutung zu, daß es ursprünglich in den Gebie­ten östlich der Theiß entstanden ist und sich von hier aus im Zwischenstromgebiet Donau-Theiß und im südlichen Tiefland verbreitete, wo jedoch der Kochherd auch weiter­hin das vor die Heizöffnung des Ofens gebaute Bänkchen blieb, während das Mittelbänkchen lediglich als Lade­fläche, Tisch oder als Dekoration funktionierte. Diese Vermutung scheint auch durch den Umstand bestätigt zu werden, daß Mittelbänkchen in den Gebieten östlich der Theiß viel häufiger errichtet wird als in anderen Teilen der Tiefebene. In der Verbreitung des Mittelbänkchens spielten höchstwahrscheinlich die Bevölkerungsbewegun­gen des 18.—19. Jh. eine maßgebliche Rolle, und es ist anzunehmen, daß ihr Einfluß z. B. auch in den ungari­schen Dörfern des Temescher Banats zur Errichtung des Mittelbänkchens führte (Paládi-Kovács 1973, 291—300). In den Gegenden, wo kein Mittelbänkchen gebaut wird, finden wir oft auch neben der Rückwand der Küche ein 30—40 cm breites Lehmbänkchen, welches gewöhnlich niedriger ist als die Bank entlang der Seitenwände (Taf. 1/2.). Dieses dient hauptsächlich als Sitzplatz bei der Verrichtung verschiedener Haushaltsarbeiten, stellenweise auch bei Mahlzeiten, z. B. wenn die Frauen, ihren Teller in der Hand haltend und auf diesem Bänkchen sitzend, das Mittagessen zu sich nehmen (Szalontai 1984, 179—180; Dám 1982a, 85; Sándor 1985, 485). In den mittleren Gebieten östlich der Theiß, z. B. in der Sárrét-Gegend, dienten die Bänk­chen entlang der Seitenwände bzw. der Rückwand der Küche auch als Schlafstelle für die Burschen (Szücs 1943, 143). Die in der Küche befindlichen Lehmbänkchen sind also angesichts ihrer Funktion nur zum Teil als Feuer­stätten anzusehen. Außer beim Kochen spielten sie auch als Tisch sowie als Sitzplatz oder Lagerstätte eine wichtige Rolle; ebenso wie das Ofenbänkchen in der Stube zu­gleich auch als Sitz- und Liegemöbel dient, sind auch die Lehmbänkchen in der Küche eigentlich aus Lehm ange­fertigte Möbel. Ihre Erhebung vom Fußboden im Laufe des 17.—18. Jh. läßt sich vermutlich gerade mit ihrer Funktion als Möbel erklären (vgl. Csilléry 1982, 206—208). Laut Angaben archäologischer und geschichtlicher Forschungen war im Mittelalter das in der Wohnstube oder in der Küche ohne jede künstliche Feuerstätte oder Heizbank offen brennende Feuer eine allgemeine Er­scheinung, zu der sich in der Stube oft ein Backofen, ein Ofen oder ein Kamin gesellte. Dieser Archaismus war in manchen Gegenden noch in der ersten Hälfte des 20. Jh. üblich. In Tiszacsege (Kom. Hajdú-Bihar), wo in der Stube neben dem schoberförmigen Ofen auch ein Kamin stand, „... war es bei strenger Kälte üblich, die Glut des Kamins in die Mitte der Stube auf den Boden zu legen.. (K. Kovács 1935, 102). Im Rétköz-Gebiet (Kom. Sza­­bolcs-Szatmár) „... wurde die Glut des Kamins über Nacht bei großer Kälte in die Mitte der Stube auf den Boden gelegt...“ (Kiss 1932, 8). In Tápé (Kom. Csong­­rád) war es noch um die Jahrhundertwende üblich, das 121 i

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