Gunda Béla et al. (szerk.): Ideen, Objekte und Lebensformen. Gedenkschrift für Zsigmond Bátky - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 29. (Székesfehérvár, 1989)

Béla Gunda: Zsigmond Bátky (1874 - 1939)

Heute steht in Ungarn die Untersuchung der Grabmäler und Grabhölzer auf hohem Niveau. Bahnbrecher der diesbezüglichen ethnosemiotischen Untersuchungen war Zs. B á t k y. In der siebenbürgischen Kalotaszeg- Gegend befaßte er sich mit den je nach Alter, Geschlecht und Beschäftigung der Toten unterschiedlichen Varianten der Grabhölzer (1904, 107—10; 1907, 50—70). In mehreren Arbeiten über die Sichel stellte er fest, auch die Sichelfor­men seien ein Beweis dafür, daß Ungarn ein Treffpunkt von mehreren Kulturen ist (1900, 13—16, 140—1; 1927, 114). Ein Teil der ungarischen Sicheln ist mit keltischen und römischen Formen verwandt. Anderseits kann die Übereinstimmung der landnahmezeitlichen ungarischen und der hunnischen Sicheln kein Zufall sein, diese sind jedoch orientalischen Ursprungs. Sogar das Wort sarló ’Sichel* ist ein altes türkisches Lehnwort in der ungarischen Sprache. B á t k y schrieb auch einige kürzere, aber grundlegende Artikel über die Fischerei; er war auch maßgeblich daran beteiligt, daß im Ethnographischen Museum die Publikationen über Volkskunst regelmäßig erscheinen konnten. Auf seine ethnobotanischen Studien möchte ich in diesem Band noch zurückkommen. Das bedeutendste Tätigkeitsfeld von Zs. B á t k y war die Erforschung der Volksarchitektur. Schon im Jahre 1902 setzte er sich mit J. R. B ü n k e r Auseinander, der behauptete, der Grundtyp des szeklerischen und sieben­­bürgisch sächsischen Hauses sei irgendein urarisches Haus gewesen sei. Zugleich schätzte er die Tätigkeit von R. M e­­ringer hoch ein. Er befaßte sich mit Kachelöfen, mit der Beziehung der Sippenorganisation und des Bauwesens, des Hofsystems, mit dem Baustoff des Wohnhauses und den verschiedenen Nebengebäuden (Stall, Kammer, Ge­treidespeicher). Von der Hausforschung sagte er, daß der Ethnograph von den einzelnen Wohnhäusern ausgehe, sein inneres Leben und seine Form untersuche und seine Entwicklung sowie seine Typen feststelle. Die Hausland­schaften stellt er als Lebenseinheiten dar, die mit der geographischen Umwelt eng verbunden sind. Die Wohn­haustypen gehören untrennbar zum geographischen An­blick der Landschaft. Seine Meinung über das ungarische Wohnhaus faßt er in drei Aufsätzen zusammen. Im ersten behandelt er das ungarische Zelt (1930, 1—14), und geht davon aus, daß die landnehmenden Ungarn aus einem Gebiet stammen, wo das Jurta-Zelt und die aus Stangen zusammengestellte kegelförmige Hütte lange Traditionen haben. Das mit Filz bedeckte Jurte-Zelt diente noch in den Jahrhunderten nach der Landnahme als Wohnung. Andenken an das Jurte-Zelt bestehen auch heute noch in der Form von Nebengebäuden aus Schilf und Geflecht (runde Hühner­ställe, Hirtenhütten). Die Jurte und die artverwandten Bauten, so B á t k y, habe die türkische Volksschicht des Ungartums mit sich gebracht, während die kegelförmige Stangenhütte, die in der Form verschiedener Nebenge­bäude ebenfalls erhalten geblieben ist, mit der ugrischen Volksschicht in Verbindung zu bringen sei. Im zweiten Aufsatz befaßt sich Zs. B á t k y mit dem Ursprung des ungarischen Hauses (1930, 65—83). Neben den beiden erwähnten Zeitformen — meint er — habe das Ungartum bereits vor der Landnahme ein Gruben­haus gehabt, aber auch ein einteiliges Haus mit Wänden aus Schilf, Holz und Geflecht gebaut, mit einem offenen Feuerherd in der Mitte. Vor dem Hauseingang erstreckte sich ein Flur. Neben dem Haus wurde ein kleiner schober­förmiger Backofen zum Backen des Fladenbrotes errichtet. Der Name dieses Backofens ist nicht erhalten geblieben. Gegen Mitte des 10. Jh., oder vielleicht noch später, hat aber das Ungartum von den Bulgaro-Slawen einen Backo­fen namens pest, der im Haus neben die offene Feuerstätte gebaut wurde, noch später von den Slawen einen anderen Ofen (ung. kemence), übernommen. Als Fortsetzung der beiden Aufsätze schrieb Bátky den dritten über die unga­rischen Feuerstätten und Haustypen des 19.—20. Jh. (1930, 113—137). Der wichtigste Teil des Bauernhauses, betont er, ist die Feuerstätte, deren Typen auch den Haustyp bestimmen könne. Die Typologisierung der Bauernhäuser ist allemal mit Schwierigkeiten verbunden, doch können wir mit Hilfe der Feuerstätten immerhin Erfolge erzielen. Die beweist die Tätigkeit von V. G e r a m b und A. Haberland t. Zs. Bátky unterscheidet fünf traditionelle ungarische Haustypen, die um die Jahr­hundertwende noch typisch waren. 1. Der ostungarische oder siebenbürgische Haustyp, in seiner Originalform ein­teilig, mit einem offenen Flur an drei Seiten. Das Feuer brannte auf dem Boden oder einer ganz niedrigen Lehm­bank, darüber baute man einen pyramidenstumpf-förmigen Rauchfang (ung. gób, góc). Der Backofen gilt schon als Innovation. Die Weiterentwicklung des Hauses erfolgte durch die Bebauung des offenen Flurs. Die äußere Form des Hauses (Dachgerüst, Dachdecke, Wand) mag zwar je nach Landschaften unterschiedlich sein, doch die Feuer-Abb. 1.: Porträt von Zsigmond Bátky aus den frühen 1930er Jahren 9

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