Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

Hermann Steininger: Beispiele zum Handel mit Keramik in Europa

Der Markt (b) war die offiziell vorgesehene Örtlichkeit für den Verkauf von Keramik, wohin diese von den Hafnern selbst oder ihren Lohnfuhrwerkern ge­bracht und präsentiert(8) oder von Händlern feilgeboten wurde, und zwar je­weils an bestimmten, von der Marktobrigkeit genau festgelegten Verkaufsplät­zen, wofür ein Standgeld zu entrichten war. Die zum Verkauf vorgesehenen Stücke hatten aus Gründen einer Qualitätskontrolle eigens bestellte "Be­schaumeister" zu prüfen. Minderwertige Exemplare wurden zum Verkauf nicht zugelassen und in der Folge zerschlagen. Es ist ja nur zu verständlich, dass die an einem Marktort tätigen Keramikproduzenten, also die Konkurrenz der fremden,auf deo Markt kommenden Hafner jeweils versuchten, die lästige Kon­kurrenz aus dem Umland oder, wenn es sich um sogenannte "Gefreite Jahrmärk­te" handelte, auch von weiter hergebrachte Ware durch die "Beschau", welche wie erwähnt die Obrigkeit vornahm, einzuschränken bzw. sie nicht marktbe - herrschend werden zu lassen. Manche von den Obrigkeiten erlassene Hafnerord­nungen sind ja, wie wir wissen, hauptsächlich Verkaufsordnungen, welche die Einfuhr bestimmter Geschirrsorten, aber auch die zum Verkauf angebotenen Mengen, ja selbst die Verkaufspreise genau regelten. Aus der Sicht der Marktobrigkeit freilich sollten einerseits die am Ort ansässigen Hafner ihre Erwerbsmöglichkeit nicht verlieren, andererseits lag es durchaus in ihrem Interesse, der eigenen Bevölkerung und den Besuchern des Marktes bessere, sogar von auswärts angelieferte Ware nicht vorzuenthalten, z.B. gutes Koch­geschirr. Manche Regelungen zum Schutz der Konsumenten waren durchaus sinn­voll, um diese vor Übervorteilung beim Kauf zu schützen.(9) Für die meisten Hafner bestand die wohl wichtigste Absatzmöglichkeit ihrer Waren im Besuch der umliegenden Märkte in näherer bzw. weiterer Umgebung. Ein Fernhandel durch Produzenten lässt sich jedoch gelegentlich nachweisen. So haben etwa Hafner aus dem Kröning (östlich von Landshut, Niederbayern),(10) die nicht nur Märkte zwischen Regensburg und Traunstein aufsuchten, schon im 18. Jahr­hundert bis Linz, Salzburgi 11), Pfalz-Neuburg und Tirol, ja selbst bis Bo­zen geliefert, wobei sie die Ware den Inn aufwärts mittels Schiffszügen durchführen liessen. Deshalb ist es nicht zu verwundern, dass ein bedeuten­der Anteil des in Tirol aufgefundenen irdenen Geschirrs seiner Herkunft nach aus Niederbayern stammt.(12) Neben dem Besuch der Märkte durch die Hafner selbst, was meistens die Regel war, existierte aber auch ein geregelter Zwischenhandel zwischen Herstellern und Konsumenten bzw. den späteren Benutzern (c). Da gab es eine breite Viel­falt von Möglichkeiten. Einerseits befassten sich ärmere, meist ambulante Schichten auch mit Geschirrhandel, eventuell mit dem Handel von Ausschuss­ware. Schlecht gelungene, fehlerhafte Gefässe wurden von den Hafnern nach dem Brand nicht unbedingt wsggeworfen, sondern oft billig anl Hausierer und andere kleine Händler abgegeben, die damit noch einen Verdienst suchten.(13) Solches vollzog sich aber eher in kleinerem Rahmen von Gelegenheitsverkäu­fen. Frauen zogen meist mit Rückenkörben als sogenannte Häfenträgerinnen, Männer mit Schubkarren herum und brachten so ihre Ware an. Wir sind darüber durch Alfred Höck, wie bereits erwähnt, allgemein, mitunter aber auch je nach der Quellenlage näher informiert, der diese Verhältnisse in Hessen ab dem Ende des 17. Jahrhunderts durchleuchtete und insbesonders auch gelegent­liche Verbindungen solcher eher am Rande der Gesellschaft stehender Men - sehen mit dem damaligen Gaunertum klarzulegen suchte.(14) Andererseits exi­stierte daneben ein richtiggehender Hausierhandel in grösserem Stil, wonach sich ganze Dörfer mit dem Topfhandel befassten. Belege aus Hessen, wo zahl­reiche Familien des Dorfes Beuern im Kreis Giessen nicht nur in die nähere Umgebung, sondern auch in davon weit entfernte Gebiete, z.B. bis nach Süd­baden und ins Eisass, Geschirrhandel trieben, und zwar bis in die Dreissi-85

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