Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)
Hermann Steininger: Beispiele zum Handel mit Keramik in Europa
gerjahre unseres Jahrhunderts, zeigen dies.(15) Ähnliche, wenn auch nicht so ausgeprägte Verhältnisse herrschten in Bayern, wo etwa Geschirrhändler und Krämer, die im 19. Jahrhundert Geschirr im Kröning kauften, aus Gebieten von der nördlichen Oberpfalz bis nach Oberösterreich und Südtirol stammten. In Tirol etwa waren die Herkunftsorte dieser Händler am Inn und an den Papstrassen. So wie in Hessen gab es auch hier ausgesprochene Händlerdörfer, deren Bewohner mit den verschiedensten Gütern, also auch mit Tonwaren handelten und damit ihren Lebensunterhalt verdienten. Sie gingen meist zu Fuss mit ihren Karren und traten als Zwischenhändler in Erscheinung, was an sich verboten war, wie wir bereits hörten, gemäss dem Grundsatz, dass jeder Hafner nur das verkaufen solle, was er selbst hergestellt hatte. Hausierverbote beleuchten die Situation häufig. Mitunter jedoch scheint dieser Zwischenhandel, wohl aus verschiedenen Gründen, mehr oder weniger grosszügig geduldet bzw. später sogar teilweise legalisiert worden zu sein Speziell ab dem 19. Jahrhundert mussten dann die Händler Konzessionen erwerben, um allenthalben sogenannte "Geschirr-Niederlagen"zu betrieben, wodurch den vormaligen Verstössen gegen Vorschriften, die kaum etwas gefruchtet hatten, der Boden entzogen wurde. Damit kam es wohl zu einer entscheidenden, allmählich mehr um sich greifenden Liberalisierung des Verkaufs. Das Aufkommen der Eisenbahnen bewirkte dann verständlicherweise eine vermehrte Mobilität aller Güter, so auch der keramischen Erzeugnisse; die beispielsweise massenhafte Verbreitung von Produkten aus dem Kröning und insbesonders der braunen Bunzlauer Ware wäre ohne die Eisenbahn als Transportmittel nicht denkbar. Auf den Geschirrhandel im grossen Stil möchte ich hier nur am Rande hinweisen, so auf das beispielsweise im Rheinland herausgebildete Verlagssystem zwischen holländischen Kaufleuten und Frechener Steinzeugtöpfern, wobei die Töpfer auf Bestellung ganze Partien für .die Kaufleute herstellten. Diese wiederum lieferten zum Teil sogar den Ronstoff, z.B. das Salz für die Glasur, womit sie die Töpfer nituntor stark in ihr..; Abhängigkeit brachten. An dieser Stelle sei aber auch an die immer wieder geübte Vermarktung der Rohstoffe, z.B. von Töpferton, Graphit, eventuell von bestimmten Magerungsmitteln, Glasur etc. erinnert, wenn sich dies aus wirtschaftlichen und technologischen Gründen als sinnvoll erwies. Erwähnen möchte ich hier etwa den vor allem im 18. Jahrhundert getätigten Töpfertonvertrieb des Stiftes Göttweig in Oberfuch (Niederösterreich), dessen Tongruben schon seit dem 15. Jahrhundert in Verwendung standen, aber gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts aus kameralistischen Gründen der Herrschaft Göttweig intensiver ausgebeutet wurden.(16) Hier geben vor allem archivalische Dnterlagen aus den Jahren 1734 und 1751 gute Auskunft, wohin die aus Oberfucha stammenden Tone gelangten. Diese wurden meist den Donauweg flussabwärts verfrachtet. Neben zahlreichen Orten in Niederösterreich werden Verkäufe nach Pressburg, Theben, Karlabrunn bei Pressburg, Szigetköz und Raab erwähnt.(17) Auch aus Ybbs an der Donau und Pöchlarn wissen wir von Tonverkäufen, und zwar donauaufwärts nach Regensburg (1509), während nach Ybbs zur Schmelztiegelerzeugung seit dem 18. Jahrhundert Tone aus dem Bayerischen und Passauischen geholt werden mussten.(18) Im zweiten Abschnitt meines Referates möchte ich in einem knappen historischen Abriss noch auf einige weitere Probleme der Warenvermittlung von Keramik eingehen und insbesonders aufzeigen, in welchen geographischen Räumen sich diese Dinge abspielen. 86