Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

Gabriella Schubert: Ungarische Einflüsse im Handelswesen der Nachbarvölker

UNGARISCHE EINFLÜSSE IM HANDELSWESEN DER NACHBARVÖLKER Gabriella Schubert, Berlin Markt und Handel wirken sich unterschiedlich auf die zwischenmenschlichen Beziehungenn aus. Zum Teil führen sie zu Abschottungserscheinungen: so et­wa beispielsweise darin, dass die Stände der Zigeuner und der makedonischen Bauern auf dem Wochenmarkt von Ohrid/Jugoslawisch-Makedonien örtlich vonein­ander getrennt sind - so heute noch zu beobachten. Durch solche und andere Verhaltensweisen soll ethnische und soziale Eigenständigkeit zum Ausdruck gebracht werden. Andererseits führt Handel auch zur Anpassung. Das bezieht sich auf Geschäfts­partner wie auf Händler untereinander. Auf dem Markplatz beobachten sich die Händler ständig gegenseitig nach Aussehen und Gehabe, passen sich den jeweils herrschenden Sitten im Geschäftsgebahren an, erlernen das dazu er­forderliche Vokabular, prägen sich die handelsüblichen Masse und Gewichte, ja auch Verkaufspraktiken ein. Der Handel ist in dieser seiner Ausprägung sozusagen ein Neutralisator von Unterschieden sozialer, besonders aber auch ethnischer Natur. Märkte, Warenaustausch und Handel sind daher in idealer Weise dafür geeignet, interethnische Beziehungen zu erforschen. Dies gilt in besonderem Masse dort, wo unterschiedliche Ethnien permanent miteinander kommunizieren. Dies ist auf der Balkanhalbinsel, auf der wir uns hier thematisch bewegen, der Fall, bildeten doch auf ihr ethnisch und sprachlich miteinander nicht verwandte Völker innerhalb des Ungarischen Kö­nigreiches, des Osmanischen Reiches und der Österreichisch-Ungarischen Mo­narchie über lange Zeiten eine Lebens- und Schicksalsgemeinschaft.(1) Ausführlich beschreibt Imre Dankó(2) den Marktgürtel, der sich in der Ver­gangenheit beiderseits der Karpaten ringförmig herausgebildet hatte und der dazu führte, dass Händler von den am äusseren Rand der Karpaten befindli­chen Märkten regelmässig zu denen am Innenrand wanderten und umgekehrt.(3) Er beschreibt auch den Tauschhandel, der zwischen Ungarn und Südslaven re­gelmässig auf den Märkten von Torontálvásárhely, Zombor, Baja, Pécs, Siklós, Vajszló, Lendva, Zagreb und Karlov.ac betrieben wurde. (4) Interethnische Beziehungen zwischen den Ungarn und anderen Völkern entstan­den in der Vergangenheit auch infolge des mobilen Handels und Transithan­dels. Bereits im Mittelalter führten Handelswege entlang der Donau nach Mähren und Wien, Böhmen und Bayern, Polen und Russland; in südlicher Richtung nach Serbien, und seit dem 14. Jahrhundert nach den walachischen Fürstentümern, Bulgarien und dem Fernen Osten. Über diese Handelswege gelangten ungarische Händler in die benachbarten Reiche, und umgekehrt kamen fremde Händler in das Ungarische Königreich. So bildeten sich beispielsweise bereits im Mit­telalter serbische Händlersiedlungen am Unterlauf der Donau, und im 18.Jahr­51

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