Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

Werner Nachbagauer: Wanderhändler in Wien um die Jahrhundertwende

Der Hausierer durfte in der Regel(lO) keine Gehilfen mitnehmen und keinen be­spannten Wagen bzw. Lasttiere verwenden. Das Gesetz schloss eine Reihe von Waren ausdrücklich vom Hausierhandel aus (Getränke, Waffen, Spezereien usw.). Die Fragebogenerhebung in Wien Der Explorator für Wien und Niederösterreich Dr. Rudolf Kobatsch beschreibt in der Einleitung seines Berichtes(ll) Vorgangsweise und Schwierigkeiten bei der Erhebung. Seine Gewährspersonen waren sowohl Vertreter der Gewerbegenossenschaften (standen in Konkurrenz zu den Wanderhändlern), als auch die eigentlichen Hau­sierer. Letztere suchte er persönlich auf, um sie ausführlich zu befragen. Dabei musste er feststellen, dass auf viele Fragen nicht, ausweichend oder offensichtlich falsch geantwortet wurde. Er kam zu dem Schluss, dass diese Fragen auf sogenannte "Geschäftsgeheimnisse" gerichtet waren.(12) Aus diesem Grund sei die Erhebung sehr mühsam und unbefriedigt verlaufen. Schliesslich versuchte er noch durch unmittelbare Beobachtung Eindrücke zu sammeln. Schwierigkeiten der statistischen Erhebung Kobatsch musste feststellen, dass das vorhandene Statistikmaterial(13) nicht nur relativ dürftig, sondern auch höchst unzuverlässig war. Das darf nicht verwundern, ist doch die statistische Erfassung der Wanderbevölkerung eine der schwierigsten Aufgaben der Volkszählung.(14) Ein wichtiger Faktor der Hausierbewegung entzog sich übrigens vollkommen der statistischen Aufnahme: die Fälle des unbefugten Hausierens.(15) Bei aller gebotenen Vorsicht liess sich aus den Statistiken ein Trend zur Ab­nahme der Hausierer in Wien herauslesen (16). 1D°5(17) waren in Wien insgesamt 1683 Hausierer gezählt worden, darunter 593 Frauen und 1090 Männer. Nach ihrer Heimatberechtigung stammten jeweils 1/3 der Hausierer aus Galizien und aus Ungarn(18). Der Rest verteilte sich auf Angehörige der an­deren Kronländer. Berücksichtigt man die Zahl der unbefugten Hausierer und mithelfende Fami­lienmitglieder (Frauen, Kinder), so kann wohl von einer wesentlich grösseren Gesamtzahl von hausierenden Personen in Wien um die Jahrhundertwende ausge­gangen werden. Die wichtigsten Hausiererkategorien nach ethnischer Zugehörigkeit und Waren­angebot Wie schon erwähnt, stammten etwa 2/3 aller Wiener Hausierer aus Ungarn und Galizien. Ein grosser Teil der 'ungarischen' Hausierer dürfte aus dem ehe­maligen Oberungarn (heutige Slowakei) nach Wien gekommen sein, es handelte sich daher eigentlich um Slowaken(19). Diese Slowaken hatten sich vor allem als Rastelbinder, Kçrbflechter(20) und Geflügelhändler betätigt. Aus Galizien waren vorwiegend jüdische Personen zugewandert, die sich in Wien ihren Lebensunterhalt mit dem Verhausieren von Konfektionswaren (Krawat­ten, Sacktücher, Hosenträger etc.) verdienten(21). Ebenfalls jüdischer Ab­stammung waren die sogenannten "Handle"-Rufer, die gebrauchte Kleider ankauf­ten, um diese an Trödler im 1. und 2. Bezirk wieder abzugeben(22). Neben den Gottscheern waren es vor allem Italiener(23), welche die Multina­tionalität der Wiener Hausierer mitprägten. Kobatsch verweist mehrmals auf eine interessante Tatsache: Um mehr Umsatz zu 40

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