Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

Václav Frolec: Die Mährischen Städte als Zentren des Warenaustausches

und Handel, und später auch mit einer Industrieproduktion. Die Agrarstädte begannen mit dem Aufkommen der industriellen Revolution zu stagnieren. Zu den grössten mährischen Städten gehörten seit dem Mittelalter Brno, Olo­­mouc, Jihlava, Znojmo. Ihnen folgten die übrigen königlichen und untertäni­gen Städte. Die Bedeutung einer Stadt beruhte allerdings im Mittelalter und in der Zeit des Hochfeudalismus in erster Linie nicht in der Einwohnerzahl, sondern vor allem in ihrem ökonomischen Potential, in der Grösse ihres Markt­bereiches, in der Beziehung zum ökonomischen Hinterland. Unter diesem Ge­sichtspunkt hatten zahlreiche mährische Städte bloss lokale Bedeutung, ande­re einen weiteren regionalen Bereich und nur einige ganzstaatliche Bedeutung. Hand in Hand mit der Entfaltung der industriellen Produktion im 19. Jahrhun­dert entstanden um einige Städte besondere Marktsituationen. So z.B. bilde­ten sich an der Peripherie des ausgedehnten Versorgungsbereiches der mähri­schen Metropole Brno weitere Marktzentren heraus. Es waren dies Städte mit entwickelter Handwerkerproduktion, später Zentren der Industrieproduktion. Ebenso wie in Brno gab es dort auch die wichtigsten Getreide- und Viehmärkte. Im südlichen Teil Mährens wurden neben Brno die Städte Blansko, ßYeclav, Hus­­tope^e, Ivantice, Jihlava, Prostëjov, TiSnov, Vyfekov, 2äär nad Sázavou und weitere zu bedeutenden Marktzentren. Die Versorgung des Hinterlandes des an­geführten Städte war allerdings weitaus geringer als bei Brno. Dies stand im Zusammenhang mit der Entwicklung der Industrie in einem gewissen Ort und mit dem Ansteigen der dortigen Bevölkerungszahl. Der Warentausch verlief in den mährischen Städten seit dem Mittelalter in zwei grundlegenden Formen: als Gross- und als Detailhandel. Die Grosskauf - leute verkauften die Waren in ihren Häusern. In den Häusern der Kaufleute in den grossen Städten holten lokale Kleinkaufleute und Kaufleute aus verschie­denen mährischen Städten ihre Waren ab, um von dort aus ihre Lager zu belie­fern. Der Detailhandel zerfiel in den stabilen und den Hausierhandel. Die ersten kleinen Kaufleute in den Städten waren seit dem Mittelalter die Krä­mer, die sien mit dem Verkauf von Waren des Alltagsbedarfes befassten. Sie verkauften die Waren "en détail" in festen Geschäften und in Verkaufsbuden in den Gassen und an anderen öffentlichen Plätzen. Der Hausierhandel ver­lief verschieden. Kaufleute, Landleute und auch Zwischenhändler boten ihre Waren in Häusern und Handwerkerbetrieben an. Die Handwerker verkauften einen Teil ihrer Erzeugnisse direkt in ihren Werkstätten. Einen wichtigen Faktor im städtischen Handel bedeuteten die Marktfahrer. Zu den wichtigsten Merkmalen und Privilegien der Städte gehörten die Wochen­­und Jahrmärkte. Vom Markt lebte die Stadt, aber auch die umliegenden Dörfer. Die Wochenmärkte waren an die umliegenden Dörfer und an die Gemeinden der ei­genen und der benachbarten Gutsherrschaften orientiert. Die Bauern boten Ge­flügel, Molkereiprodukte und landwirtschaftliche Erzeugnisse, die städtischen Handwerker hingegen ihre Waren an. Die Bürger hatten in ihrer eigenen Stadt in den Morgenstunden»Anrecht auf bevorzugten Einkauf, die Auswärtigen konn­ten erst nach ihnen einkaufen. Die Stadt bildete zusammen mit den umliegen­den Dörfern ein autarkes wirtschaftliches Ganzes. Die Märkte waren an be­stimmte Tage gebunden und fanden an dafür vorbehaltenen Orten in der Stadt statt. Für die Ernährung der Einwohner grosser Städte hatte im 19. Jahrhundert der Getreideimport die grösste Bedeutung. So kamen z.B. nach Brno Bauern und Getreidezwischenhändler zu den Wochenmärkten aus 115 Dörfern und 13 Landstäd­ten in der Umgebung. Neben Getreide wurden zahlreiche andere Lebensmittel 23

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