Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)
Václav Frolec: Die Mährischen Städte als Zentren des Warenaustausches
nach Brno gebracht: einige täglich, andere zu den Wochenmärkten. Die Kaufleu te in Brno beschränkten sich nicht nur auf die eigene Stadt. Sie bereisten mährische Städte, um dort an die kleinen Krämer Textilien, Seide, Garn, Nägel, Blei, Käse, Papier und Farben zu verkaufen. Vom regen Treiben in der mährischen Metropole profitierten auch die Bewohner des nahen Dorfes Li§en, die in den mährischen Dörfern Geflügel ankauften und dann gewinnbringend in Brno auf dem Markt verkauften. Die grösste wirtschaftliche Bedeutung hatten seit dem Mittelalter bis zum 19 Jahrhundert die Jahrmärkte. Sie bedeuten eine Ara ungewöhnlicher Handelsfrei heit. Sie dauerten bis zu 14 Tagen und standen auch Kaufleuten aus entfernten Orten der böhmischen Länder und aus dem Ausland offen. Die ausgedehntesten Handelskontakte unterhielt die Stadt Brno. Diese Stadt betrieb seit dem Mittelalter Handel mit Österreich (Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol, Steiermark), Italien (vor allem mit Venedig), Deutschland (Leipzig, Nürnberg, Schwabenland), Schlesien, Polen und mit Dngarn. Und selbstverständ lieh mit den böhmischen Städten, vor allem mit Prag. Seit dem Mittelalter importierte man aus österreichischen Städten nach Brno und in andere mährische Städte Wein und Salz, seit dem 17. Jahrhundert auch Bücher, Bilder, Por zellan, Glas und Galanteriewaren; in der entgegengesetzten Richtung gingen Tuchwaren aus Brno, Hüte, eingesalzene Fische, Obst, Sauerkraut, Getreide, Safran, Wachs, Öle, Gemüse. Aus Deutschland importierte man Salz und eingesalzene Fische, aus Mähren exportierte man dorthin Getreide und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse, Honig und Eisen. Italien bot dem mährischen Markt Wein, Obst, Gewürze und orientalische Gewebe; nach Italien wurden Textilien aus Brno exportiert. Aus Schlesien und Polen kamen Tuchwaren, Bier, Salz, eingesalzene Fische^ Pelze, Blei und Kupfer. Brno exportierte dorthin hauptsächlich Wein. Die Handelskontakte Mährens mit Ungarn wurden in doppelter Richtung abgewickelt: über Skalica in der Slowakei und durch den Vlära- Pass über Uhersky 3rod. Die engsten Handelskontakte verliefen zwischen den Städten in Ostmähren und in der Westslowakei. Aus den böhmischen Ländern gingen in den slowakischen Teil Ungarns Leinwand, Tuchwaren, teurere Stoffe, Uhren, Druckereimaterial, feine Wolle, Getreide, Fische, Hopfen, Wein und Holz. Tuch aus Brno tauchte auch auf den Märkten in Bratislava und Budapest auf. Aus dem slowakischen Territorium importierte man nach Mähren Rind vieh, Pferde, Rohleder, Lebensmittel, Mühlsteine. Die Tuchmacher aus Jihlava, TÍebííf, Novy Jicíín, Fülnek und Vizovice kauften in der Slowakei Rohstoffe ein. Der Markt in den mährischen Städten erfuhr eine Bereicherung durch Luxuswaren (goldene und silberne Borten, Spitzen, Quasten, Vorhänge, Maschen Bücher, teure .Stoffe, Seidenstoffe, Erzeugnisse aus Leder), aus den westeuro päischen Ländern (Holland, England). Dieser Handel wurde insbesondere über Breslau in Schlesien abgewickelt. Zahlreiche ausländische Waren gelangten im Transithandel auf städtische Märkte in Mähren. Wichtige Umschalgsplätze von Waren gab es nicht nur in Brno, sondern auch in weiteren mährischen Städten. So verlief z.B. über Mikulov der Transithandel mit Wolle, Eisenprodukten und Wein zwischen Mähren, Österreich und Ungarn einerseits und Schlesien, Polen und Deutschland andererseits. Eine ähnliche Bedeutung hatte die Stadt Uhersk$ Brod im Handelsverkehr zwischen Mähren und Ungarn. Die von Mittelalter an aufgebauten Handelskontakte der mährischen Städte behaupteten sich im wesentlichen bis ins 19. Jahrhundert. Noch im Jahre 1854 beteiligten sich z.B. in Brno an den dortigen Jahrmärkten mehr als tausend Kaufleute aus Böhmen, Mähren und Schlesien. Unter ihnen gab es auch eine grössere Zahl von Kaufleuten aus Wien, Nieder- und Oberösterreich, Tirol, aus Ungarn und Preussen. 29