Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

Václav Frolec: Die Mährischen Städte als Zentren des Warenaustausches

mass der handwerklichen Produktion und des Handels mit einer reichen Skala an Spezialisierung. Die Städte wahrten lange ihre privilegierte Betätigung und widersetzten sich dem Vordringen der Handwerke und dem Betreiben von Handel auf dem Dorf. So schützt zum Beispiel die Bauernordnung aus dem Jah­re 1573 die Handwerker in der mährischen Stadt Treble dadurch, dass sie Auf­enthalt und Arbeit von Handwerkern, insbesondere von Schneidern, in den Dör­fern verbietet. Man solle ihnen keine Arbeit geben, "da dafür die Städte und Kleinstädte und die dort lebenden Handwerker da sind". Die Landbevölkerung sollte diese aufsuchen und so "einer vom anderen leben". Handwerk und Han - del bildeten während der ganzen Feudalepoche die Grundlage der Ökonomie der Städte und waren für ihre existenz und Funktion im sozio-ökonomischen Sys - tem massgeblich. Trotz aller Anstrengung der Städte, die privilegierte Stel­lung in Handwerk und Handel für sich zu behaupten, drangen diese Gewerbe auch auf das flache Land vor. Die Zahl der Handwerksgattungen und der zah­­lenmässige Stand der Handwerker war auf dem Dorf allerdings wesentlich nied­riger als in der Stadt. Nach dem Theresianischen Kataster kamen in den Städ­ten der böhmischen Länder in der Mitte des 18. Jahrhunderts mindestens 157 Handwerke, Gewerbe, Dienstleistungen und 26 Handelsbranchen vor. Die gängi­gen und am häufigsten vorkommenden Handwerker waren Schneider, Schuster, Gerber, Kürschner, Sattler, Tuch- und Hutmacher, Weber, Schmiede, Böttcher, Wagner, Tischler, Töpfer, Zimmerleute, Maurer. Sie arbeiteten vorwiegend für den lokalen Markt und die nächste Umgebung. Ihre Erzeugnisse prägten in be­trächtlichem Masse insgesamt die materielle Kultur der auf dem Land leben­den. Einige Handwerker verlegten sich bloss auf die Landbevölkerung (Trach­tenschneider,-schuster^hutmacher und -kürschner), für die sie die einzelnen Bestandteile der Tracht anfertigten. Sie unterschieden sich so von ihren auf das "Herrschaftsmilieu" eingestellten Kollegen. Die im Mittelalter aufgekom­­menen traditionellen Formen der handwerklichen Kleinproduktion bildeten die wirtschaftliche Basis auch der spätfeudalen Städte. Vom 16. Jahrhundert bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts änderte sich die handwerkliche Produktion nicht viel und ihre wirtschaftliche Bedeutung dauerte noch in den späteren Perioden fort. Die Städte erfüllten die Funktion lokaler ökonomischer, administrativer, ge­sellschaftlicher und kultureller Zentren. Die Bedeutung vieler mährischer Städte beruhte gerade auf ökonomischen Gebiet. Die wirtschaftliche Position der Städte erstarkte, wenn sie sich an wichtigen Fernkommunikationen aus­breiteten. Nach dem Theresianischen Kataster wurden die Städte in den böh­mischen Ländern in fünf Kategorien eingeteilt. In die erste fielen Städte mit den besten Bedingungen für eine Produktions- oder Handelsunternehmung (einen derartigen Charakter hatten z.E. Brno und Olomouc). In die zweite Gruppe gehörten Städte die aufgrund häufiger und gut besuchter Märkte, Kirchmessen beziehungsweise Bäder prosperierten (z.B. Jaromerice, Uherske Hradi^tè, Roznov pod Radho£t£m). Die dritte Kategorie bildeten Städte mit geeigneter Lage an Landesstrassen mit einträglichen Märkten (z.B. Hranice, Hustopece, Uhersky Brod). Zu der vierten Gruppe zählten Städte, in denen keine regelmässigen und einträglichen Wochenmärkte, dafür jedoch wichtige Jahrmärkte stattfanden. Auf die fünfte Kategorie entfielen Städte mit Jahr­­und Wochenmärkten, die jedoch abseits von allen Landesstädten lagen. Unter dem Aspekt von Produktion und Handel bildeten die mährischen Städte drei Hauptgruppen: 1. Städte mit einer Dominanz von Handwerken, Handel und Dienst­leistungen, 2. Städte in denen sich Handwerk, Handel und Dienstleistungen sich mit der produktions-agrarischen Komponente im Gleichgewicht befanden, 3. Städte, in denen die landwirtschaftliche Produktion dominierte. Als zu­kunftsträchtig erwiesen sich vor allem Städte mit entwickeltem Handwerk 27

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