Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

Milovan Gavazzi: Zu einigen Problemen der Volkskulturforschung im Pannonischen Raum

Soweit ss sich um Volkskultur in sinem wsitgefasstsn Sinn handslt, ist inner­halb dieser ungarischen Kulturschicht auch mit Kulturelementen zu rechnen, die sich nicht nur unmittelbar inmitten dar Bauernbevölkerung ausbreitsten, sondern auch von der städtischen oder der aristokratischen.Gesellschafts - Schicht entlehnt und, oft mehr oder weniger "verbauert" weiter überliefert wurden. Dabei wurde auch die nichtungarische gleiche Gesellschaftsschicht von der ungarischen vielfach beeinflusst und übte dann auf die nichtungarische umliegende Bauernbevölkerung gleichen Einfluss aus - ähnlich wie dies auch bei den bereits oben erwähnten Kulturelementen deutscher Herkunft als "gesun­kene Kulturgüter" dargestellt wurde. Je weiter gegen Süden Pannoniens, umso zahlreicher und dichter vertreten, häufen sich Volkselemente slavischen Erbes bzw. Gepräges - im Raab-Gebiet (Porabje) und im Übermurgebiet (Prekmurje) slovenische auf der Murinsel (Me­­dimurjs), in Nordkroatien, Slavonian und der Baranja bis an die Grenzen von Pannonien im Kupa- und Save-Flussgebiet kroatische und serbische; zu diesen kommen auch die slavischen Kulturelemente der in neueren Zeiten kolonisier­ten Gruppen verschiedener anderer slavischer Völker (des ehemaligen Öster­reich-Ungarns) hinzu. Alle Zweige der Volkskultur sind da in grösstem Ausmass slavisch, ja einwandfrei vielfach als altslavisch nachweisbar: die Mehrheit der landwirtschaftlichen Überlieferungen und Geräte (beim Ackerbau, der Vieh­zucht, der Fischerei und besonders bei der nun absterbenden alten Bienenzucht), die Holzarchitektur und die Holzerzeugnisse allgemein, besonders aber bei­nahe alles bei der Verarbeitung von Spinnfasern und beim Weben (typisch z.B. besonders im sexagosimalen System beim Fadenzählen), weiters hinsichtlich der Überlieferungen des Familienlebens und bestimmter gesellschaftlicher Be­ziehungen schliesslich noch vieles im Brauchtum, vor allem im Hochzeitsbrauch­tum, in demjenigen der winterlichen und sommerlichen Sonnenwende in der Art der Bemalung und der Muster der bunten Eier u.s.w.und nicht zuletzt bestimm­te slavische Altspeisen (wie die gefüllte gewundene "gibanica" eine Art Stru­del, die grösseren Teigflecken "mlinci", die Vorliebe für bestimmte Breispei­sen u. ä., oder die in Verschwinden befindliche Vorliebe für Honig und Meth). Doch auch ausserhalb der eben genannten südpannonischen Gebiete mit starkem slavischen Volkskulturerbe, breiten sich derartige südslavische Kulturelemen­te jüngeren Datums auch weiter nördlich aus, bald dichter, bald schütterer vertreten: in Südungarn und im Burgenland. Diese sind nicht auf die Relikte der alten, im frühen Mittelalter aus dem Nordosten hieher eingedrungenen sla­vischen Bauernbevölkerung zurückzuführen, sondern sind bekanntlich den neueren, vor allem im 16. und den folgenden Jahrhunderten erfolgten Umsiedlungen ver­schiedener südslavischer Gruppen in einer Vielzahl von Urnsiedlungfiiügcn zu verdanken. Dem ist aber auch das unvermittelte Kulturströmen, ohne Bevölke­rungsverschiebungen, in Richtung Süd-Nord entlang dieses ganzen südlichen Raumes Pannoniens hinzuzufügen (z. T. infolge des nachweisbaren bäuerlichen Tauschhandels mit verschiedenen Erzeugnissen oder Nahrungsmitteln, inklusive der Töpferware). Jene zum älteren Bestand der Volkskultur dieser Gebiete hin­zu kommenden Kulturelemente bleiben hier zwar z. T. nur auf die aus dem Sü­den aingewanderten Gruppen beschränkt - bald an die kroatischen als "3os­­niaken" (Bosnjaci) oder "Schokzen" (Sokci) oder "Bunyevtzen" (Bunjevci) be­nannten Umsiedler, bald auf die weiter gegen Osten eingewanderten serbischen "Ratzen" (Raci), "Schajkaschen",(5ajkasi) u. a. (14) Kulturkundlich belangreicher sind dabei freilich Fälle, wo Kulturelemente die­ser Herkunft sich nach der Einwanderung der betreffenden Gruppen nicht nur innerhalb derselben erhielten, sondern teilweise auch von Bauern anderer, dortiger Volks- bzw. Sprachzugehörigkeit manches übernommen und in ihr Über-18

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