Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)
Milovan Gavazzi: Zu einigen Problemen der Volkskulturforschung im Pannonischen Raum
dem alles nivellierenden Strom der westlichen Zivilisation verflechten und deren Herkunft meist nur noch über die deutschen Benennungen erschliessbar sind. Sehr eindriglich lässt sich dieser deutsche Zustrom in einigen Bräuchen und Sitten beobachten. Dies vor allem am Beispiel des sich in der neueren Zeit (etwa seit der mitte des 19. Jahrhunderts) rasch ausbreitenden, regional unterschiedlich geschmückten und beleuchteten (Nadelholz) christbaums, wobei schon dessen Namen innerhalb Pannoniens seine Herkunft aus dem deutschen Volksraum ahnen lasse (2). Dasselbe gilt auoh von zwei Volkschauspielen der Weihnachts-Neujahrzeit: von dem "Hirtenspisl" " Adam und Eva" dessen Texte in diesen Ländern oft reine Übersetzungen aus dem Deutschen sind (3), sowie von dem Umrügen der Sternsinger (4) um nur dieses aus dem Brauchtum Pannoniens zu erwähnen. Sehr wahrscheinlich sind auch die Oster- und Pfingstfeuer Westpannoniens auf diesen Zustrom vom Westen zurückzuführen. Dasselbe kann auch für das Blochziehen in der westlichen Zone Pannoniens gelten, worauf bestimmte Einzelzüge dieses Brauches hinweisen, was dagegen vom verwandten Brauch des Pflugziehens nicht behauptet werden kann, da dessen Verbreitung viel weiter nach Osten, wenn auch mit Unterbrechungen, erstreckt (über das pannonische Nordkroatien, Slavonien und die Baranja bis an den rumänischen Volksraum, wo dieser Brauch sich lebendiger Überlieferung erfreut (5). Innerhalb dieser deutschen Volkskulturschicht Pannoniens sind besonders die Fälle von "gesunkenen Kulturgütern" zahlreich: dies vornehmlich innerhalb des rituellen Verhaltens der bäuerlichen Normen und ganz allgemein im Brauchtum, wofür schon der oben angesprochene Christbaum ein beredtes Beispiel darstellt. Hinzu kommen aber auch einige andere Gruppen von Kulturelementen die als deutsches "gesunkenes Kulturgut" einzuordnen sind. Der Bestand der Volkstänze und deren Melodien wurde von da her ebenfalls weitgehend und langdauernd beeinflusst, was mehr oder weniger auch dem Laien in der Volkskunde nicht entgehen kann. Dies gilt aber nicht nur auch Tänze deutschen Ursprungs (z. B. Walzer), sondern auch für mehrere andere, ursprünglich fremde Tänze, die weit entfernteren Ursprungs waren, jedoch durch deutscher Vermittlung bzw. mit gewisser deutsche Prägung aufgenommen wurden (6). Das trifft auch auf einen Teil der Volksmelodik, vor allem im westlichen Pannonien, sowie der Voksmusikinstrumente und ihrer typischen Zusammensetzungen (Geigen, Bassgeige, Zither, Schwegelflöte) zu. - Es würde zu weit führen, hier auch die verschiedenen Elemente deutscher Herkunft in den Volkstrachten aneinanderzureihen. Es genügt beispielsweise, einige Trachtenstücke hervorzuheben, von denen sich mit Bezug auf Stoff, Schnitt, Farbe und Benennung ihre deutsche Abkunft herleiten lässt: so etwa die den verschiedenen Moden unterworfenen männlichen und ’weiblichen Leibchen, deren Herkunft meist auch die deutschen Namen verraten (wie kroat. lajbec, Slovak, lajblik, bruslak u. ä.) oder der verschiedene, bis ins 20. Jahrhundert von Mädchen getragene, diademartige,bunt verzierte Kopfputz (ung. párta, kroat.-serb. parta, mit diesem durch ungarische Vermittlung (7) verbreiteten deutschen Ausdruck Borte); weiters die verschiedenen mit Haarkämmen und nadeln modisch geformten weiblichen Frisuren - ursprünglich bei den Bäuerinnen eine kaum bekannte, städtisch-aristokratisch'.! Frisurenform. Er erscheint überflüssig, auf die in Fachkreisen meist bekannten Einzelheiten der bäuerlichen Architektur, die deutschen Einflüsse aufgenommen haben, näher einzugehen, wie etwa auf die an den Ecken der Blockhäuser glatt verzinkten Planken (3) (worauf bezeichnenderweise auch die häufig auftrtende Benennung "deutsche Ecke"- kroat. nsnski vugol unmittelbar hinweist) oder beispielsweise auch auf die vervollkommnet*? Technik des Strohdachdecksns 16