Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

František Kalesný: Über den ambulanten Verkauf handwerklicher Erzeugnisse im Feudalismus

rod, Horná und Dolná Lehota, Sv.Ondrej, Brusno, Ráztoky und anderen Orten der Region. Auf diesem Spitzenmarkt wurden zu Ende des 19. Jahrhunderts an einem einzi­gen Tag (bei verhältnismässig niederen Preisen) Spitzen im Werte von mehr als 12.000 Goldmünzen verkauft, was umgerechnet auf feste österreichisch-ungari­sche Währung 9.600 Kronen ausmachte(5), das wären ungefähr 96.000 Kis., resp. über 250.000 Forint. Die Spitzen wurden den Klöpplerinnen von jüdischen Kaufleuten abgekauft, die die Spitzen von Neusohl in grossen Sendungen über das ganze Land verschick­ten. Zum Verkauf dieser Spitzen wurden rüstige Dorfbewohnerinnen angeheuert, die mit ihren Rückentragekörben über das ganze Land gingen und auch in ganz Mitteleuropa bekannt waren.(6) Archiveintragungen, auf die der Historiker Pavel Horváth in seinem Artikel "Quellen zur Geschichte der Spitzenklöppelei im oberen Grantal in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts"(7) hinweist, besagen, dass fertige Klöppelspit­zen von sogennanten "flagnárky"> "Flagnarinen" (d.h. Spitzenverkäuferinnen) bis ins Banat, nach Slawonien, Kroatien, ins Komitat Békés, Szabolcs, Szat­­már, ja sogar nach Siebenbürgen und auch in andere noch weiter entfernte Ecken der Welt gebracht wurden. Die grössten Hindernisse auf diesen Handelsreisen bereiteten ihnen, laut Hor­váth, "die griechischen und jüdischen Kaufleute, die die Stadtmärkte ge­pachtet hatten." Die Spitzenverkäuferinnen schrieben diese Vorkaufseinschrän­kungen in einer besonderen Beschwerde, die an die zuständige Behörde des Ko­­mitates Zvolen-Altsohl gerichtet war, nieder; das Schreiben (12.9.1795) wur­de, zusammen mit einem eigenen Schriftstück, dem Statthalterrat von Pressburg vorgelegt und der Schutz für die ambulanten Verkäufer und angemessene Massnah­men für den Hausierhandel verlangt. Obwohl der Statthalterrat die verlangte Regelung veranlasste, blieben die Schwierigkeiten bestehen, sodass die "Spitzenverkäuferinnen" im Jahr 1798 eine neue Beschwerde vorlegten. Aus dieser zweiten Bescherde erfahren wir (1798), dass die "flagnárky" mit den grössten Verkaufseinschjänkungen in den Städten Szeged, Velká Kikinda, Pancevo, Bela Cerkav und Vrse, aber auch in anderen Städten konfrontiert wur­den.(8) Andere Zeugnisse aus dieser Zeit weisen darauf hin, dass die Spitzenverkäufe­rinnen aus den Dörfern des oberen Grantales bis nach Dubrovnik(9), Venedig, die Lombardei und andere oberitalienische Gegenden kamen.(ID) Zu Ende des 19. Jahrhunderts eröffneten sie sich in den Markthallen in Triest und Buda­pest kleine Stände oder kleine Kramläden, in denen sie ausser Klöppelspitzen auch gestickte Kinderkleider und andere Textilien verkauften. So der Spitzenverkauf war auch der Leinenverkauf auf ausländischer Abnehmer, ausländische Märkte, orientiert. Die Produkte der Leinenweber aus Drava und Liptov in der Nordslowakei wurden nach Polen und Russland verkauft. Die Walk­textilien aus Gemer und Novohrad kamen auf Wagen in die südlichliegenden Städte des heutigen Nord-Ungarn. Dorthin ging auch die Produktion roter Lederwaren aus Rajec, die dort schon 160

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