Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

František Kalesný: Über den ambulanten Verkauf handwerklicher Erzeugnisse im Feudalismus

seit dsn 14.-15. Jahrhundert hergestellt wurden. Im 16. und 17. Jahrhundert zeigte sich für diese besondere Ware der Gerber aus Rajec auch in Frankreich Interesse, von wo nus man schliesslich im Jahre 154(1 zwei holländische Ger­­bsrgesellen nach Ungarn sandte , die sich das Geheimnis der Herstellung von rotem Leder aneignen sollten. Ihre Namen erwähnt E. Vogel in seiner im Jahre 1842 in Leipzig herausgegebenen Publikation "Geschichte der merkwürdigsten Erfindungen", wo er anführt, dass man im 17. Jahrhundert /1670/ diesen Ver­such wiederholte, weil das "ungarische Leder", das man nach Rückkehr der schon erwähnten beiden holländischen Gerbergesellen im 16.Jahrhundert in St. Dizier nahe Paris herzustellen begann, mit dem "ungarischen Leder", wie man es nannte, nur den Namen resp.die Bezeichnung "ungarisch" gemeinsam hatte.(11) In der Publikation von Ján Caplovic (Gemälde von Ungarn, Pest 1829) wird über das rote Leder aus Rajec vermerkt, dass diesem an Farbe und Qualität kein ähnliches handwerkliches Erzeugnis im ganzen Land gleichkäme und dass dieses Leder der Iraum jedes ungarischen und slowakischen Mädchens sei: wollte doch jedes Mädchen am Sonntag oder wenigstens an den höchsten Feiertagen Stiefel aus rotem oder gelbem Leder aus Rajec an den Füssen tragen.(12) Bei lerrainforschungen in Familien ehemaliger Gerber in Rajec, die sich in der Vergangenheit mit der Herstellung dieses Leders befasst hatten, stiess man auf eine bis heute lebendig gebliebene Erinnerung: gemäss dieser soll so­gar in der Zeit der türkischen Besetzung Mittelungarns das rote und das gel­be Leder auf die Märkte von Buda (und später auf die Märkte in Su’ootica, Nord-Jugoslawien) geführt worden und dort auf ein bislang nie dagewesenes In­teresse gestossen sein. Sobald der Wagen eines Rajecer Handwerkers auf dem Markt stehenblieben sei und das rote Leder auf seinem Wagen auszubreiten begonnen habe sei sofort ein türkischer Händler auf dem Wagen gesprungen, um das Leder auf die eine und andere Seite des Wagens zu werfen, es auf diese Weise in 1. und 2. Qualität teilend; und nachdem er den Besitzer nach dem Preis gefragt hätte, soll der Händler ohne ein einziges Wort des Handelns oder Feilschens den Preis für das Leder ausbezahlt haben.(13) Die Gerber kauften auf dem Rückweg in den Städten, durch die sie kamen, von den Fleischhauern trockene, unbearbeitete Tierfelle auf, um sie nach der Heimkehr in fertige Ware zu verarbeiten. Auch wenn diese Handelsreisen oft sehr langwierig waren, hielten sie die Handwerker aus Rajec für sehr gewinnbringend und erfolgreich. Im 18. un 19. Jahrhundert entwickelte sich eine weitere Form des ambulanten Verkaufs, dessen Wurzeln viel tiefer in die Vergangenheit zurückreichen und deren letzte Ausklänge noch zur Jahrhundertwende anzutreffen waren. Gemeint ist das Hausieren mit Tonwaren namentlich aus den heutigen südslowakischen Töpfergebieten, aus Hont, Novohrad, Gemer, aber auch aus den Töpferzentren in der Ostslowakei. Zur Illustration der Verbreitung der Töpferei in Novohrad (das Gebiet um Lu­­cenec) wollen wir anführen, dass man in Pltár (nördlich von Lufcenec) und im nachbarlichen Dorf Stará Lehota noch um die Jahrhundertwende 13.000 löpfer­­waren pro Jahr herstellte, die nach Ungarn ausgeführt wurden und einen Wert von ungefähr 1900-2000 österreichisch-ungarischen Kronen hatten.(14) Im kleinsten Dorf in Novohrad, in Gregorova Vieska (ungefähr 10 km westlich 161

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