Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

Mária Kiss: "Volksansammlungen" und Kommunikationsstrukturen bei den Südslaven in Ungarn

gen auf das Balkangebiet, speziell auf die Region südlich der Donau-Sava- Linie. Zuallerst sind die Jahrmärkte von Pest zu erwähnen, da sie als Jahrmärkte infolge ihrer universalen Bedeutung vor anderen hervorgshooen werden müssen. In Pest wurden pro Jahr vier Jahrmärkte - im März, im Juni, im August und im November - gehalten. Aufgrund der besseren Witterung waren jener am Medard­­ustag im Juni und der andere im August von grösserer Wichtigkeit. In Gegen­überstellung zu der ökonomischen Relevanz der beiden Jahrmärkte muss ihre gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung als gleichrangig, wenn nicht, hö­her, angesehen werden. Beide Jahrmärkte dauerten zwei Wochen. Zwei Gesandte der Hofkammer in Wien berichten bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts über den Medardustag-Jahrmarkt, dass Kaufleute auch aus weit entfernt liegenden Gebieten ihren 3edarf auf diesem decken, wie über­haupt auf dem Pester Markt alles, was in den ungarischen Städten gesucht wür­de, zu finden wäre. In der Studie von István Póth "Prilozi kulturnoj i knjizevnoj povijesti Srba i Hrvata u Madarskoj" (Beiträge zur Geschichte der Bildung und Literatur von Serben und Kroaten in Ungarn) wurden wichtige Beiträge zu unserem Thema ab­gefasst. Die Beschreibung wirft ein Schlaglicht auf die Verbreitung von Bü­chern durch die Jahrmärkte von Pest. So zum Beispiel wurden die Erscheinungs­termine von Zeitschriften und Kalendern - gedruckt von der Universitätsrirucke­­rei - für die Tage irgendwelcher Pester Märkte angepeilt, weil dort die Pub­likationen am besten zu verkaufen waren. Auch Vuk Stefanovic Karadzic er - wähnt in seiner Korrespondenz des öfteren die Pester Jahrmärkte an denen auch er, da als grosse Ereignisse von ihm angesehen, mehrmals teilgenommen hatte. Aus seinem Brief aus dem Jahre 1816 an Jernej Kopitar geht hervor, dass er schon von seiner ersten Sammlung der Volksdichtungen - Pesnarica - zum Termin eines Pester Marktes loo Exemplars aussenden lassen wollte. Aus seiner Korrespondenz ist gleichfalls bekannt, dass er um einen Erscheinungs­termin der Volkslieder - für ihn durch den Lehrer Adam Gragosavljevid in Siklós gesammelt - zu dem Zeitpunkt eines Pester Jahrmarktes gebeten hat. Diese Fakten verdeutlichen, dass es hinsichtlich der Zusammenhänge von Schriftlichkeit und Mündlichkeit noch viel zu forschen gilt. Dasselbe gilt auch für die Gegenwart: zahllos sind die Möglichkeiten für die Erforschung der Kommunikation auf Jahrmärkten und Kirtagen. Die Vermitt­lerrolle derartiger Treffpunkte kann etwa auch in einer Einführung zu einem Beitrag über Volksdichtung Schritt für Schritt verfolgt werden. So schreibt Igor Grin über seinem Informator in Südungarn-Mladen Novkov von Deszk, Ko­mitat Csongrád - der in seiner Jugendzeit in Battonya (Komitat Békés) am Kirchweihfest Mariä Geburtstag (am 8ten September) zur Gast gewesen ist, und dort von seinem Gastgeber ständig zum Vorsingen von "Marianna" welches er in Jugoslawien kennengelernt hat gebeten wurde. "Bâta Gruncsity hat mir zwei­hundert Pengős für die Zeit, in der ich ihm die "Marianna" vorgesungen habe gegeben. Wissen sie wie viel Geld diese 200 Pengős waren? Sie hatten den Wert von 400 Liter Wein" .... und betonend fügte er hinzu: "in der Schenke!" Die Jahrmärkte und Kirchweihfeste stellten besondere Ereignisse dar und vie­les beweist, dass sie auch das Zusammenleben von Nationalitäten und die re­137

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