Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

Mária Kiss: "Volksansammlungen" und Kommunikationsstrukturen bei den Südslaven in Ungarn

ligiöse Vielfalt geprägt haben. In Westungarn, in Kópháza (Komitat Győr-Sop­­ron) wird die Messe in drei Sprachen nämlich in kroatisch, ungarisch und deutsch gehalten. Das Kirchweihfest wird am Tag zu Mariä Himmelfahrt (15. August) - kroatisch: "Velika Masa" - gehalten. Als Wallfahrtsort wird Kóp­háza nicht nur von der Bevölkerung aus den nahegelegenen Dörfern besucht, sondern auch aus Österreich, vor allem aus dem Burgenland, kommen Wallfah­rer in stattlicher Anzahl. Früher haben die Pilger die letzte Nacht vor dem Fest in der Kirche verbracht; der mitgebrachte Proviant wurde ausserhalb der Kirche verzehrt. Waren die Wallfahrer an der Dorfgrenze eingetroffen, be­gann man "zusammenzuläuten"(kroatisch "skupa zvoniti"), um ihre Ankunft der einheimischen Bevölkerung bekanntzugeben. Das Kirchweihfest wurde auch hier von Tanz begleitet der in der Dorfschenke veranstaltet wurde. Dis von einer Familie eingeladenen Burschen brachten immer ein Herz aus Lsbki'chen für dis Mädchen als Geschenk mit. Einst bedeutete das Kirchweihfest im Leben der Mädchen ein grosses Ereignis, Ferenc Gönczi schreibt über die Kirchweihfeste von Bistrice (Marija Bistri­­ca, Jugoslawien) aus der Zeit um die Jahrhundertwende, dass "ihr religiöser Ausdruck bloss bis zum Ende des Hochamtes angehalten habe. Diese Feste ver­dienen unsere Aufmerksamkeit mehr als Gesellschaftsbräuche. Der erhobenen Stimmung in der Kirche folgt ohne irgendwelchen Übergang der Lärm der Schen­ke. Die hiesigen Schenken gleichen zu solchen Zeiten einem festlichen Forum: im geräumigen Zelt, zusammengefügt aus Eichzweigen, klingt fröhliche Musik; die Jugend fängt zu tanzen an; vor lauter Eifer bleibt kaum Zeit zum Mittag­essen. Grosse Freude herrscht vor allem bei den herangewachsene Mädchen, bietet doch das Kirchweihfest die einzige Möglichkeit eineri öffentlichen Un­terhaltung. Begründet ist dies in dem Umstand, dass sie praktisch von den Hochzeiten ausgeschlossen sind und auch, um nicht ins Gerede zu kommen, die Schenken mit ihren diversen Vergnügungen nicht aufsuchen können; und schliess­lich gelten die Gesellschaftsspiele nicht für die jüngeren Leute. Demzufol­ge ist das Kirchweihfest die beste Gelegenheit für die Erweiterung der Be­kanntschaftskreise und Gefühle kundzutun ..." Die späteren Forscher der Kirchweihfeste, Jahrmärkte und .Märkte dieser Gegend verabsäumen nicht zu erwähnen, dass auf diesen Unterhaltungen die Mädchen und Burschen nicht sel­ten ihre spätere Ehepartner kennengelernt haben. Es dürfen auch die mit diesen Treffpunkten verbundenen Brautmärkte nicht un­erwähnt bleiben, die innerhalb des pannonischen Raumes auch anderswo zu fin­den sind. Die Brautmärkte von Pácsvárad und Sombor (Jugoslawien) sind be­kannt: Ziel war die jungfräulichen Mädchen zu verheiraten. Einem klassischen Vorbild entspricht auch noch heutzutage der berühmte Markt zu Negotin (Ju­goslawien), auf dem die Mädchen sich, geschmückt mit ihrer Mitgift aus gol­denen und silbernen Geldmünzen-Kränzen, präsentieren. Die Märkte und Kirchweihfeste - fallen oft zusammen - haben eine sehr wich­tige Rolle hinsichtlich der Kontakte breiter Bevölkerungskreise verschiede­ner Nationalität und Religion. So gibt es viele Beispiele aus diversen Ge­bieten unserer Heimat, die beweisen, dass die einzelne Wallfahrtorte und Kirchen nicht nur von Leuten ein und derselben Nationalität und Religion be­sucht werden. Drei Beispiele seien erwähnt: Solymár ist fast zweihündert­­fünfzig Jahre als katholischer Wallfahrtsort im Budaer-Hügelland bekannt. Bis 1903, also der Umgestaltung der Kirche, wurde ein Marienbild der Kirche auch von Serben griechisch-orthodoxer Religion aus den umgebenden Dörfer Bu­dakalász, Pomáz, Csobánka und Szentendre aufgesucht. Sonst stand im Mittel­punkt der Frömmigkeiten ein anderes Marienbild. 133

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