Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)

László Lukács: Volkskundliche Forschungen von Milovan Gavazzi im Pannonischen Raum

in der Zeitschrift der Ungarischen Ethnographischen Gesellschaft, "Ethnogra­­phia", unter dem Titel Kulturströmungen in Pannonien eine bahnbrechende Ab­handlung von Milovan Gavazzi. Diese ungarischsprachige Publikation eröffnete eine Reihe von Aufsätzen, in denen er die Volkskultur, die Kulturzonen, die Kulturschichten des südosteuropäischen Raumes, einschliesslich des Pannoni­­schen und des Ostalpinen Gebietes, sowie die hier aufeinander treffenden bzw. von hier ausgehenden Kulturströmungen darlegte. Diese Publikationen erschie­nen im Ausland, grösstenteils in deutscher Sprache, und wurden erst unlängst auch in kroatischer Sprache in einem Sammelband herausgegeben (1978). In sei­ner Abhandlung Kulturströmungen in Pannonien stellte Gavazzi fest, dass die kulturellen Einflüsse auf dieses Gebiet vor allem vom Westen und dem Süden her wirkten. Besonders infolge ihrer Einwirkung auf die Volkskultur der Kroa­ten und Serben ist jene Welle der Kulturströmungen von grosser Bedeutung, die aus dem Inneren des Pannonischen Gebietes nach Süden dringend bis zur Linie der Kupa, Sava und Donau, ja, ein wenig sogar noch weiter reicht, und der die Verbreitung des gelblich-weissen groben Tuchmantels (ung.szür, kroat. (h)alja, (h)aljina, dzoha) zuzuschreiben ist. Eine ganze Reihe-ähnlicher Er­scheinungen gehören derselben Kulturströmung an; so etwa die ebenfalls bis hierher gebräuchlichen Stiefeln (ung. csizma), die aus weissen Leinen ange­fertigte weite ungarische Leibhose (ung. bőgatya), die hauptsächlich im Som­mer getragen wird sowie die verschiedenen Umhängepelze, Pelzröcke und Pelz­jacken (ung. mente, bekecs...ködmön: kroat. mente. beke§. kudmen). Es gibt auch Kulturelemente, bei deren Übergabe das Pannonische Gebiet nur eine Ver­mittlerrolle spielte; ihr Herkunftsort ist meist westlich des Pannonischen Gebietes zu suchen. Hierher gehört der diademartige Kopfschmuck, ein Zubehör der festlichen Mädchentracht bzw. des Brautkleides, kroat. parta genannt - ein evidenter Hinweis auf das ung. párta. In bezug auf Form und Dekoration sind die kroatischen und ungarischen Varianten sehr ähnlich. Im Nachlassin­ventar einer kroatischen Edeldame (1551) wird je ein parta "nach ungarischer Art" und "nach kroatischer Art" angeführt. Die Terminologie lässt sich auf das deutsche Wort Barte zurückführen; hätten aber die Kroaten den Gegen­stand und seinen Namen unmittelbar von den Deutschen übernommen, so wäre der kroatische Name keineswegs parta. In diesem Falle ist mit der Vermittlerrol­le des Ungartums im Pannonischen Gebiet zu rechnen. Diese Kulturelemente er­reichen meist nur die Linie Kupa-Sava-Donau, doch zahlreiche Kulturgüter dringen tief in die Balkanhalbinsel ein. Gavazzi erwähnt hierbei die Stube (ung. szoba): "Die Stube - skr. soba genannt - ist ein Wohnraum, gewöhnlich mit einem Ofen (dies gilt besonders für Bosnien), und wurde zweifellos aus dem Ungarischen entlehnt. Dieser geheizte Raum gelangte vom Norden her in die nördlichen Gebiete der Balkan-Slaven und lebt bis heute als neue Erschei­nung im Körper des Bauernhauses (zuweilen, besonders in bosnischen Bauern - häusern, als ein in das Haus anorganisch eingebauter Raum)." Gavazzis Fest­stellungen über die Verbreitung der szoba auf dem Balkan werden auch durch die jüngsten Forschungen von Gabriella Schubert bestätigt (1985). Von deut­schen Volksgebiet ausgehend durchdrang eine hochbedeutende Kulturströmung das Pannonische Gebiet in Richtung West-Ost. Mit deutschen Einflüssen auf die Volkskultur des ungarischen Transdanubiens beschäftigte sich von öster­reichisch-deutscher Seite Arthur <Haberlandt in seiner Abhandlung Kulturgeo­­graphische Aufgaben der Volksforschung im Pannonischen Raum (1938)1 knapp ein Jahrzehnt vor Gavazzi. Auf Haberlandts Feststellungen reagierte in - auch für uns - beachtenswerter Weise Edit Fél (1939). Wollen wir nun sehen, was Gavazzi über diese west-östliche Kulturströmung im Jahre 1947 zu sagen hatte: "Bekanntlich handelt es sich hierbei um Kulturgüter, die aus (südöst­lichen) deutschen Gebieten vordringend ihre Herkunft durch nachhaltig beibe­haltene Formgestaltung bzw. inhaltliche Bedeutung und ihrer mehr oder weni-10

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