Lukács László (szerk.): Märkte und Warenaustausch im Pannonischen Raum - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 28. (Székesfehérvár, 1988)
László Lukács: Volkskundliche Forschungen von Milovan Gavazzi im Pannonischen Raum
VOLKSKUNDLICHE FORSCHUNGEN VON MILOVAN GAVAZZI IM PANNONISCHEN RAUM Laszlo Lukács, Székesfehérvár In diesem Kreis? dürfte es sich erübrigen, Milovan Gavazzi, den emeritierten Professor der Universität Zagreb, eine hervorragende Persönlichkeit der kroatischen Volkskunde, den Doyen der europäischen Ethnologie, eigens vor - stellen zu wollen. In meinem Vortrag will ich mich daher lediglich auf jene Stationen des reichhaltigen Lebenswerkes Professor Gavazzi-s beschränken, die für uns im Kooperationsbereich der "Ethnographia Pannonica" aufschlussreich sind; zugleich möchte ich auch betonen, dass er der Bahnbrecher der pannonischen vergleichenden volkskundlichen Forschung ist. In den Jahren des ersten Weltkrieges studierte Milovan Gavazzi Slavistik, Germanistik und Ethnologie an der Universität Zagreb. Seine Neigung zu den slavischen Sprachen und zur slavischen Volkskunde veranlassten ihn zur Vervollständigung seiner Kenntnisse an der Tschechischen Universität Prag, wo Professor Lubor Niederle sein Interesse auf die Untersuchung der altslavi - sehen Kultur lenkte. Niederles Einfluss spiegelt sich- in seinem ganzen Le - benswerk wider: die Untersuchung der altslavischen Kulturschicht und die Erschliessung ihrer Elemente standen jederzeit im Vordergrund des wissenschaftlichen Wirkens Gavazzis. Zur Vervollständigung seiner Fachkenntnisse und zur Förderung seiner wissenschaftlichen Tätigkeit im Bereich der slavischen Ethnologie erhielt Gavazzi 1925-26 ein Prager Stipendium. Er arbeitete in Museen und Universitätsinstituten in Prag, Turócszentmárton und Brünn, unternahm Feldforschungen unter Slowaken und Ukrainern in den Karpaten, in der Gegend von Trencsén und der Verhovina. Gleichzeitig unternahm er Studien reisen nach Deutschland, Polen und Österreich, wo er in Berliner, Hamburger, Krakauer und Wiener Museen arbeitete sowie die führenden Fachleute jener Zeit und die Methoden ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit kennenlernte. Sprachlich hochbegabt, erlernte er nicht nur die slavischen, sondern auch die germanischen und romanischen Sprachen, ja, er machte sich sogar auch mit der finnischen und der ungarischen Sprache bekannt. Seine Sprachkenntnisse ermöglichten ihm nicht nur eine gründliche Vertiefung in die ausländische ethnologische Fachliteratur, sodern auch eine beachtliche internationale Kor respondenz, häufige Beteiligung an den europäischen volkskundlichen Kongressen sowie die Veröffentlichung seiner Abhandlungen in angesehenen ausländlischen Zeitschriften. 3ei der Erschliessung und Präsentierung der Volkskultur, der Kulturzonen und Kulturschichten Südosteuropas und des Balkans legte er jederzeit jenen Kulturströmungen griechischen, römischen, thrakischen, illyrischen, keltischen, slavischen, germanischen, italienischen, ungarischen und osmanisch-türkisrhen Ursprungs grossen Wert bei, die in den verschiedenen Jahrhunderten der Geschichte dieses Gebiet erreicht und zur Entwicklung der komplizierten Struktur seiner Volkskultur beigetragen haben. Hier und jetzt interessiert uns vor allem die kulturelle Wechselwirkung zwischen dem Pannonischen Gebiet und der Balkanhalbinsel. Genau vor vier Jahrzehnten, im Jahre 1947, erschien 9