Fitz Jenő (szerk.): Forschungen der Steinskulptur der Arpadenzeit in Ungarn - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 24. A Pannon konferenciák aktái 3. (Székesfehérvár, 1979)

M. Tóth: Pécs und die Skulptur Ungarns in 12. Jahrhunder

ten gebliebenen Würfelkapitells des Kreuzaltars kann jedoch nicht ohne weiteres mit den lokalen Traditio­nen erklärt werden (s. Tóth —Marosi 1978, No. 61/a). Diese stilisierte Kapitellform ist im italienischen Material nicht bekannt. Die Möglichkeit einer Ver­bindung mit dem deutschen Stil wird durch ein weiteres Teilstück bekräftigt : nämlich durch das mit Lochbändern verzierte, auf einem Gesims vorkom­mende Akanthusmotiv, welches sowohl in Pécs als auch in Székesfehérvár Teil eines monumentalen Por­tals gebildet haben mochte. Eine ähnliche Parallele aus Italien ist nicht bekannt, eine sehr ähnliche Form am Dom von Speyer kann jedoch angeführt werden (Taf. I. 1-2-, Kubach—Haas 1972, III. Abb. 1370; II. 750 f). Das Fenster der gegen das Kirchenschiff gerichteten Front der Krypta mag in den ersten Jahren des 12. Jhs. entstanden sein, was jedenfalls bezüglich der Werke von Pécs und Székesfehérvár manche chronologische Schwierigkeiten bereitet. Die Frage wird aber dadurch in ein anderes Licht gerückt, daß gegen Mitte des Jahrhunderts mehr oder weniger ähnliche Varienten des Gesimses bis Lund, Polen (Prandocin, Opatów) und Böhmen (Olomouc) ver­breitet waren (Tóth 1978a, 291). Es hat den Anschein, daß mit dieser aus Speyer und Mainz ausgehenden Strömung auch ein gewisser Typ des Akanthusorna­­ments durchdrang. Dieses Ornament ist auch an den Pécser und Székesfehérvárer Denkmälern nicht fremd. Die Folgerung steht nahe, daß die Skulpturen des Kreuzaltars mit einer Stilrichtung Zusammenhängen, welche, aus Norditalien stammend, auch in Süd­deutschland Verbreitung fand und im 12. Jahrhun­dert in hoher Blüte stand. Es ist schwierig, das Gebiet zu lokalisieren, von wo dieser Stil nach Ungarn gelangte. Der Figurenstil des reich ornamentierten Portals der Basilika in Székesfehérvár (Tóth —Marosi 1978, Nr. 87 — 88) läßt ahnen, daß als Quellen gebiet dieser Skulpturenreihe auch etwa Gebiete westlich des Mittelrheins in Frage kommen könnten. Die in die Länge gezogenen Proportionen der Figuren, ihre bewegte Haltung, die lockeren Draperien, die läng­lichen Schädelformen sind Merkmale, welche das gesuchte Quellengebiet dieses Figurenstils im Rhone- Tal, bzw. nördlich der Provence, um Lyon herum, den benachbahrten östlichen Regionen Burgunds vermu­ten läßt. Ein Werk desselben Stils ist das Relief aus Szabad­­egyháza mit der Darstellung des Gastmahls des Herodes (Tóth—Marosi 1978, No. 89). Zweifelsohne stammt es ebenfalls aus der königlichen Basilika von Székesfehérvár, was die erstklassige Qualität und die Verwandtschaft mit dem bereits erwähnten Portal beweisen. Zur Ausschmückung des sehr bedeutenden Baues wurden solche Meister gewählt, die einerseits in der Schnitzerei des weitverbreiteten, frühromani­schen Palmettenornamentes italienischer Herkunft bewandert waren, andererseits auch die klassizi­­sierende spätromanische Kunst des Rhöne-Gebietes kannten. Andere Beispiele, besonders die von Eszter­gom, beweisen, daß diese vornehme, klassizisierende französische Richtung, wenigstens was die Palmet­tenornamentik betrifft, in den zwei-drei Jahrzehnten nach der Mitte des 12. Jahrhunderts auch in anderen Orten Ungarns bekannt war (Marosi 1978, 276; Tóth 1978a, 294-295). Die Abstammungsfrage des Kreuzaltar-Stils ist schwerer zu entwirren als bisher gedacht. Obzwar der italienische Einfluß nicht als ausschließlich wirkend betrachtet werden kann, ist seine von den Forschern mehrfach betonte Bedeutung nicht zu leugnen. Die Einbürgerung des Stils in Pécs ist vielleicht auch jenen Beziehungen zu verdanken, welche die Werkstätten der Kathedrale und der Abteikirche von Somogyvár verbanden. Eine genau bestimmbare Skulpturenfolge der Abtei, zusammen mit einigen Werken aus Buda, weisen darauf hin, daß sich die Mitte des 12. Jahrhun­derts in ganz Europa verbreitete Wirkung der italie­nischen Skulptur bis Ungarn erstreckte (Taf. II. 1; Tóth—Marosi 1978, No. 60, 55-57, Tóth 1978a, 290; s. auch Dercsényi 1975, 14). Obzwar die Skulpturen des Pécser Kreuzaltars zweifellos in Werkstattbeziehung mit den Székesfehér­várer Werken standen, zeigen sie im Figurenstil den­noch abweichende Züge (Tóth—Marosi 1978, 65, 88). Die bildhauerische Auffassung der Pécser Figuren ist eine andere, mehr statische, die Draperienbehand­lung ist abweichend; die dekorativ gelegten Falten scheinen lokale Vorläufer des Stils der großen Pécser Szenenfolge zu sein. Dies deutet zugleich darauf, daß das Quellengebiet der beiden Stile, trotz ihren Abwei­chungen, nicht weit von einander gelegen sein mochte (ibid, No. 73/b, Tóth, 1978b, 49-51). Die in die Wände der Abstiege zur Krypta einge­mauerten Szenenfolgen, sowie einige andere Einzel­funde vertreten einen eigenartigen neuen Stil, nicht bloß in Pécs, sondern in ganz Ungarn. Leider ist das im 19. Jahrhundert freigelegte Skulpturenmaterial weitaus nicht vollständig und die Anordnung der Szenenfolgen an den Wänden der Abstiege zur Krypta ist wahrscheinlich nicht die ursprüngliche, weshalb das Gesamtprogramm nicht genau erkannt werden kann. Vermutlich waren diese großen miteinander typologisch zusammenhängenden, narrativen Szenen­folgen für eine Chorschranke bestimmt. Im Aneinan­derreihen der Szenen und Figuren, in ihrer Auffassung und Bewegung sind bereits Elemente der friihgo­­tischen Kunst zu entdecken. Dasselbe gilt für die von den früheren Pécser Ornamenten entschieden abweichende Ornamentik, ihrem Motivschatz und ihrer plastischen Ausführung. Ähnliche, jedoch nicht ganz analoge Einzelheiten können in Chartres und an den an Chartres und die burgundische spätromanische Entwicklung anknüpfenden Denkmälern, z. B. in Le Mans, beobachtet werden. Der ausgeprägteste Cha­rakterzug der Pécser Skulpturenfolge ist der Drape­riestil, die in flache Streifen stilisierten Draperien sind nicht bloß ein Zeichen der Provinzialisierung. Diese Faltengebung könnte sogar einen der wichtigsten Anhaltspunkte für die Stilabstammung bilden (Taf. III., IV. 1). Die Wurzeln dieses Draperiestils reichen bis zur Kunst von Cluny zu Beginn des 12. Jahr hun-

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