Fitz Jenő (szerk.): Forschungen der Steinskulptur der Arpadenzeit in Ungarn - István Király Múzeum közelményei. A. sorozat 24. A Pannon konferenciák aktái 3. (Székesfehérvár, 1979)

M. Tóth: Pécs und die Skulptur Ungarns in 12. Jahrhunder

derts (Taj. IL 2; Conant 1968, S. 101, 104, ff. 196- 198); sein Einfluß kann besonders in der ersten Hälfte des Jahrhunderts in Burgund weiter verfolgt werden (Taf. II. 3). Die Frühgotik der Ile-de-France charakterisiert eine neue, organische Auffassung der Figuren, während dessen der burgundische spätroma­nische Stil, zusammen mit anderen Elementen ähnlicher Herkunft, bis zum Ende des Jahrhunderts weiterlebt, so in den östlich und nordöstlich von Bur­gund gelegenen, größtenteils bereits kaiserlichen Gebieten: in Lothringen und in den benachbahrten Regionen (Taf. IV. 2; Müller—Dietrich 1968, 153. ff). Der Faltenstil der Pécser Skulpturen kann der Schule von Chartres folgenden, jedoch konservative­ren und grundlegend spätromanischen Kunst ange­gliedert werden. Das erwähnte Beispiel aus Igney ist ein ziemlich spätes, jedoch die Pécser Werke sind auch nicht viel älter : darauf weist die fast zylindri­sche, längliche Schädelform der Pécser Figuren, die an den Werken von Ile-de-France aus dem letzten Drittel des Jahrhunderts, und gleichzeitig in der Kunst von Antelami auffällt. (Sens, Laon : Sauerlän­der 1970, Taf. 64 unten, 72; Parma: De Franco­­vich 1952, II. z. B. Abb. 235 u. 241; Pécs: Ber­csényi 1975, Abb. 24, 26 und 27). Im Zusammenhang mit Pécs kann nicht einfach vom ungarischen Import der reifen klassischen fran­zösischen, oder der spätromanischen, geschweige denn der frühgotischen Kunst gesprochen werden. Die Einzelheiten der Ornamentik, die charakteristischen Züge des Draperiestils, gewisse funktionelle Beziehun­gen des Pécser Fundmaterials lassen diesen Schluß zu. Ähnliches bezieht sich auf ein mit Pécs eng ver­bundenes Kunstwerk, nämlich zwei Prophetenfiguren aus Wroclaw, welche wahrscheinlich zur Kirche der Heiligen Vinzenzius-Abtei in Olbin gehörten (Sztuka polska 1971, Abb. 443). Außer dem charakteristischen Faltenstil und der bereits beschriebenen Schädelform besteht eine Ähnlichkeit zwischen den Pécser und Wrocla wer Werken auch in der Art und Weise, wie sie am Bau aufgestellt sind. All dies spiegelt nicht die eigenartigen Tendenzen der französischen Frühgotik und auch nicht jene Phase der Frühromanik wider, welche in Frankreich durch die Gruppen von Moissac und Souillac vertreten sind (bezeichnenderweise wurden diese frühen Beispiele im Zusammenhang mit beiden Denkmälern genannt: Dercsényi 1975, 14; Swiechowski 1973, 2, 4). Der Stil dieser mitteleuropäi­schen Werke dürfte auf ein derartiges französisches oder diesem benachbartes Quellengebiet zurückge­führt werden, welches die neue Stilrichtung der frühgotischen Skulptur nur oberflächlich angeeignet hatte. Dieses Gebiet hatte, sich der früheren Langue­­doc-er, mittelfranzösischer und burgundischer Ele­mente bedienend, eine konservativere, im Charakter eher spätromanische Skulptur entfaltet als die ande­ren Regionen Frankreichs. Zur Reihe der jetzt geprüften Denkmäler im Pécser Stil gehören einige Bruchstücke von Werken, welche gewisse stilistische Unabhängigkeit gegenüber den anderen Skulpturen der Gruppe bewahren. Die Figu­ren sind plastischer geformt und tragen weite, in lose Falten geordnete Draperien. Die Stehfiguren der Erschaffungsgruppe gehören hierher. Ihre Palmet­tenumrahmung weicht grundsätzlich von der kenn­zeichnenden Pflanzenornamentik der Gruppe ab. Obzwar die Motive den Kreuzaltar ins Gedächtnis rufen, hängen sie viel enger mit anderen, später als der Altar entstandenen Werken zusammen, z. B. mit den Bruchstücken aus dem Kloster von Ercsi und mit den spätromanischen Gruppen der Abtei von Somogy­­vár (Tóth 1978b, 52). Derselbe Zusammenhang mit Pécs kennzeichnet auch die Figurenskulptur von Somogy vár. Diese Werke sind eng mit dem Stil der großen Pécser Skulpturenfolgen verbunden, gleich­zeitig sind jedoch die besonders plastische Formung der Figuren und die weiche Formengebung Vorläufer des Durchbruches einer neuen Richtung (Taf. V. 1). Die neue Somogyvárer Richtung kann an der nicht­narrativen, sondern spekulativen Ikonographie des figuralen Programmes, in der etwas isolierten, fron­talen Anordnung der Skulpturen und der Bevorzu­gung der Halbfigurkompositionen erkannt werden. Die letztere Eigenart weist auf deutsches Quellenge­biet (Tóth 1978a, Anm. 63). Als ihre Parallele in der ungarischen Skulptur kann das Tympanon der Kathedrale von Gyulafehérvár genannt werden (Gerevich 1938, Taf. CVC/2). Die Figuren von Gyulafehérvár weisen übrigens fast dieselben Züge auf, die wir bereits von Somogy vár sprechend erwähn­ten: zwischen den beiden Kunstwerken müssen enge Beziehungen angenommen werden. Die aneinander gereihten Falten der Gewänder der Apostelfiguren in der Kathedrale von Gyulafehérvár wirken wie zusam­mengeschobene Zylinder und erinnern an die Pécser Draperienbehandlung (Taf. V. 2). Die Eigenart an Skulpturen der Kathedrale von Gyulafehérvár illu­striert jedoch nur zum Teil die selbständige Entwick­lung der ungarischen Kunst; diese Motive sind teil­weise bereits auf neuere, ausländische Impulse zu­rückzuführen. Das Quellengebiet dieser neuen Ein­flüsse liegt jenen nahe, das wir im Zusammenhang mit Pécs festgestellt haben und welches für unsere Steinskulptur ein anscheinend sehr wichtiges Gebiet sein mochte, nämlich die von Burgund östlich und nordöstlich gelegene Region ungefähr bis Trier und dem mittleren Rhein. In Arnheim, dem heutigen Baden, ist eine Skulptur mit zwei Figuren erhalten geblieben, die sich in der Auffassung der Figuren und der Anordnung der Falten der Kunst der Steinmetze des 12. Jhs. von Gyulafehérvár und Somogyvár nähert (Troescher 1953, S. 27, 31, Abb. 24). Die Kapitellzone des Südportals der Kathedrale von Gyulafehérvár (Gerevich 1938, Taf. CXLYTI) bekräftigt diese Abstammung des Stils. Das früh­­gotisch-spätromanische französische Blattornament erscheint in derselben abwechslungsreichen, etwas trockenen und gekünstelten Form am Dom zu Trier und an den Skulpturen der St. Matthias-Kirche. Was bisher über Pécs und dem mit Pécs verbun­denen Figurenstil gesagt wurde, d. h. 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