Hadak Útján. A népvándorlás kor fiatal kutatóinak konferenciája (Szeged, 2000)

Bende Lívia: Fülkesírok a pitvarosi avar kori temetőben. Adatok a fülkés és lószerszámos temetkezések kronológiájához

BENDE Lívia Die Ausbildung der Gräber stimmt im wesentlichen mit der der frühawarenzeitlichen überein, aber die Schächte sind kürzer. Das steht mit dem Verschwunden der vielen Tier­beigaben in enger Zusammenhang (vgl. LŐRINCZY 1994, 317). Der kleinere Schacht kann also mit praktischen Gründen erklärt werden. In diesem Sinne gibt es also keinen Unter­schied zwischen der Form der frühawarenzeitlichen und späten Stollengräber. Dementsprechend halte ich weder die ausführliche Klassifizierung noch die Annahme der „Ver­kümmerung“ der Bestattungssitte oder der Einwanderung einer neuen Bevölkerung mit einer ähnlichen Bestattungs­weise (MADARAS 1999, 321) gänzlich für unbegründet. Dem widersprechen die späten Stollengräber, in denen ein ganzes Pferd begraben wurde, und in diesen Fällen ist die Aus­führung der Form in jeder Hinsicht einwandfrei. Der kräf­tigere Fall der späten Gräber kann mit der kleineren Größe des Schachtes im Zusammenhang stehen, da die Toten nur auf diese Weise in den Stollen geschoben werden konnten. War der Schacht lang, bedeutete auch der beinahe waag­recht ausgebildete Stollen in dieser Hinsicht kein Problem. Betrachten wir die anderen Elemente der Bestattungs­sitten, ist es auffallend, daß die Zahl der in den Gräbern partiell oder im Ganzen begrabenen Opfertiere sehr ab­nimmt. Diese waren für die frühawarenzeitlichen Begräb­nisse jenseits der Theiß, so auch für die Stollengräber und andere Bestattungen des Gräberfeldes von Szegvár-Orom- dűlő kennzeichnend (LŐRINCZY 1991, 127, 130-132; LŐRIN­CZY 1992, 110-113; LŐRINCZY 1995, 403, 415; LŐRINCZY 1998, 352; LŐRINCZY 2000, 52-55). In Verbindung damit halte ich für wichtig zu bemerken, daß sich die späten Gräberfelder mit Stollengräbern — im Gegensatz zu den im unteren Theißgebiet, also im südlichen Theißtal bzw. an der Mündung der Maros liegenden frühen — größtenteils in einer anderen geographischen Landschaft befinden, also im Gebiet zwischen der Körös und Maros, auf der Csongráder Ebene, auf dem Békési-Rücken, auf der Békési-Ebene, bzw. nördlicher entfernt entlang der Theiß, ferner in einigen Fällen westlich der Theiß (BENDE 1998, Anm. 5; vgl. MAROSI-SOMOGYI 1990, 210-218, 303-322). All das weist eindeutig auf die Veränderung des Siedlungsgebietes zwischen den beiden Perioden hin, und das kann vielleicht mit den sich in der Abnahme des Tierbestandes äußernden klimatischen und wirtschaftlichen Faktoren erklärt werden. Das kann auch die Zerstreuung der in der Frühawarenzeit in einem Block lebenden Gemeinschaften erläutern. In diesem Sinne ist das Erscheinen der Gräberfelder, in denen auch die Stollengräber Vorkommen, in der zweiten Hälfte der Awa­renzeit höchstwahrscheinlich der weiterlebendenden und sich zerstreuenden, über einen kleineren Tierbestand ver­fügenden frühawarenzeitlichen Bevölkerung zu danken. Die Veränderung der Orientierung kann schwerer erklärt werden. Die W-O- bzw. NW-SO-Orientierung wurde im Gegensatz zu der in der Frühawarenzeit jenseits der Theiß kennzeichnenden NO-SW-, bzw. O-W- und N-S-Orien- tierung vorherrschend (vgl. LŐRINCZY 1992a). Während die NW-SO-Orientierung jenseits der Theiß kennzeichnend wurde, tauchten Gräberfelder mit O-W-, SO-NW- und S-N-orientierten Gräbern, manchmal mit partiellen Tier- bzw. Pferdebestattungen in den Randgebieten des Karpa­tenbeckens auf. In diesen Gräberfeldern kommen aber Stol­lengräber nie vor (vgl. KISS 1996a). Für eine eventuelle Ver­bindung unter den in der West- und Ostslowakei und in West- und Südtransdanubien bzw. östlich der Theiß, in erster Linie im Gebiet zwischen der Körös, Theiß und Maros liegenden Gräberfeldern spricht das häufigere Vor­kommen von gewissen, sonst selten auftauchenden Ge­genstandstypen, wie die zum Pferdegeschirr gehörende Kopfbuschhülse, die Klapper, Nasenzierden und einige tau- schierte Gegenstände (vgl. SZENTPÉTERI 1993, 57-58, Karte 1; KISS 1996b, 120, Karte 1; BENDE 1998, 205-207, Abb. 18). Es ist nur für das Gräberfeld von Pitvaros kennzeich­nend, daß Männer im Maturus-Alter — mit einer Ausnahme — in den Stollengräbern bestattet wurden. Antonia Marcsik und Ferenc Szalai schlossen früher aus der Analyse des repräsentativen Materials von drei Gräberfeldern mit großer Grabzahl darauf, daß kein bedeutender Unterschied in der Verteilung des Sterbealters und des Geschlechtes der in Stollengräbern und nach anderen Sitten Bestatteten nach­zuweisen ist, und das gilt auch im Falle der Verteilung der europiden und mongoliden Großrasse (MARCS1K-SZALAI 1995, 453). In der zweiten Hälfte der Awarenzeit nimmt das Verhältnis der älteren Altersklassen (Ad., Mat.) eindeutig zu und innerhalb dessen die Zahl der Männer unter den in Stollengräbern Bestatteten (vgl. MARCS1K-SZALA1 1995, Ta­bellen 1-7). Zieht man diese Tendenz in Betracht, ist es nicht mehr überraschend, daß Männer im Maturus-Alter von den sieben in sechs Stollengräbern lagen und nur in einem ein Kind begraben wurde. Der chronologische Hiatus unter den Funden der Stol­lengräber der nördlichen bzw. südlichen Grabreihe zeigt in Pitvaros das Problem der Datierung genau, das für alle Stollengräber der Gräberfelder, deren Belegung ganz am Ende der Frühawarenzeit bzw. im letzten Drittel des 7. Jahrhunderts begann, die also in der zweiten Hälfte der Awarenzeit belegt wurden und eine einheitliche Orientie­rung aufweisen (Abb. 18), charakteristisch ist. Das Fundma­terial der meisten publizierten Gräber weist — außer den auch für das Ende der Frühawarenzeit kennzeichnenden Funden — nämlich mit den Gürtelgamituren mit Gürtel­beschlägen aus Blech und mit den Bronzeschnallen pro­filierten Rahmens, mit den noch gebrauchten Steigbügeln mit Schleifenöse und Trensen in erster Linie auf die Epoche nach 670 hin. (Die Liste der Stollengräber späten Charakters s. im Katalog!) Die im Grab 32 von Öcsöd gefundene Gürtelgarnitur kann unter den gegossenen Exemplaren für einen ausgesprochen frühen Fund gehalten werden, und dieses Grab bezeichnet eigentlich die untere Grenze des früheren Horizontes der Stollengräber späten Charakters. Die spätesten Stollengräber — die in kleinerer Zahl vor­kamen — stammen aus der jüngsten Periode der Awa­renzeit, und die in diesen gefundenen Gürtel repräsentieren die späteste awarische Metallkunst (z. B. Szeged-Makkos- erdö, Grab 105, Pitvaros Grab 51, 147, 205). Die klassi­schen Gürtelgarnituren mit Greifen-Ranken-Motiv fehlen im Material der Stollengräber, aber sie kommen in den Schachtgräbern vor und in diesem Sinne beweisen sie die kontinuierliche Belegung der Gräberfelder. Das spiegelt sich in der Struktur des awarischen Gräberfeldes von Pitvaros am schönsten. 260

Next

/
Thumbnails
Contents