Hadak Útján. A népvándorlás kor fiatal kutatóinak konferenciája (Szeged, 2000)

Bende Lívia: Fülkesírok a pitvarosi avar kori temetőben. Adatok a fülkés és lószerszámos temetkezések kronológiájához

Fülkesírok a pitvarosi avar kori temetőben DIE BESTATTUNGSSITTE MIT PFERDEGESCHIRR Nur für das Grab 125 ist die Bestattung mit Pferdegeschirr kennzeichnend (der neben das Pferdegeschirr gelegte Pfer­dezahn weist symbolisch auf die Sitte hin). Diese Be­stattungsart bedeutet, daß das Pferdegeschirr oder einige seiner Bestandteile in das Grab gelegt wurden, ohne die Bestattung eines ganzen Pferdes oder eine partielle Pfer­debestattung. Es gibt einige Stollengräber, in denen Pfer­degeschirr beigegeben wurde: Am Fundort Szarvas-68 legte man die meisten, insgesamt 15 Stollengräber mit Pferde­geschirr frei (JUHÁSZ 1995a, 420-424, 426). Diese Bestattungssitte konnte in der größten Zahl zwei­fellos im Gebiet zwischen der Körös, Theiß und Maros bzw. in der Nähe dieses Gebietes beobachtet werden, aber sie kommt — obwohl in geringer Zahl — jenseits der Theiß auch noch in der Landschaft Nyírség und auch westlich der Donau vor (Abb. 18). Die Gräber, für die auch diese Bestattungssitte kenn­zeichnend ist, waren meist von NW-SO-Orientierung. Das stimmt mit der kennzeichnenden Orientierung der aus der zweiten Hälfte der Awarenzeit stammenden Gräberfelder bzw. Stollengräber überein. Es ist überaus wahrscheinlich, daß die Bestattungen mit der davon abweichenden N-S- bzw. O—W-Orientierung (Gerla, Nyiregyhäza-städtische Gärtnerei, Deszk-G), ferner die im südöstlichen Transda­nubien in Boly und Kölked-Feketekapu (A) erschlossenen Gräber auf die frühe Periode und die überwiegend im Ge­biet zwischen der Körös, Theiß und Maros freigelegten Stollengräber von gleicher Orientierung auf die spätere Pe­riode hinweisen (Szarvas-Fundort 68, Pitvaros, Székkutas, Nagykamarás, Rákóczifalva). Aufgrund der Grabbeigaben scheint die Bestattungssitte mit Pferdegeschirr um die Mitte des 7. Jahrhunderts oder danach aufzutauchen. Am Ende der Frühawarenzeit oder danach kommt sie •— überwiegend im Gebiet zwischen der Körös, Theiß und Maros — in den Stollengräbern vor (Abb. 18). Zu dieser Zeit veränderte sich das Leben der Bevöl­kerung, für die diese Bestattungssitte kennzeichnend war, auch ihr Siedlungsgebiet verschob sich, da begann man neue Gräberfelder zu belegen und wir müssen auch mit neuen Ansiedlern rechnen. Die Bestattungen mit Pferde­geschirr sind also im letzten Drittel des 7. Jahrhunderts wirklich charakteristisch (in den analysierten Gräberfeldern fehlen die partiellen Tier-/Pferdebestattungen oder sie kom­men nur sporadisch zu dieser Zeit vor). Diese Sitte lebte sogar bis zum Anfang des 8. Jahrhunderts weiter, als die Stollengräber mit im Ganzen bestatteten Pferden wieder erschienen (Szentes-Kaján, Grab 384; Szeged-Makkoserdö, Grab 24; Öcsöd, Grab 32). In den Stollengräbern aus der zweiten Hälfte der Awarenzeit ist die partielle Pferdebe­stattung nicht mehr kennzeichnend. ZUSAMMENFASSUNG Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Männer hervorra­genden Ranges in den Stollengräbern des awarischen Grä­berfeldes von Pitvaros begraben wurden. Die Zahl der Stol­lengräber ist im Vergleich zur Gesamtzahl der Gräber sehr niedrig, aber die Zahl der beschlagverzierten Gürtel ist einer Untersuchung wert. In den Stollengräbern kam ein Viertel der im Gräberfeld gefundenen Gürteigarnituren zum Vor­schein, und die mitgefundenen Gegenstände mit westlichen Beziehungen erhöhen die Bedeutung der Stollengräber in­nerhalb des Gräberfeldes. Die auch in der zweiten Hälfte der Awarenzeit weiter­lebende Bestattungssitte, als die Toten in Stollengräbern begraben wurden und auch die angehörigen sonstigen Ele­mente (z. B. die Bestattungen mit Pferdegeschirr) weisen auf eine Wende in der Awarenzeit hin. Als die Zahl der Opfertiere in den Stollengräbern abnimmt, wurden auch keine Pferde, nur das Pferdegeschirr mitgegeben. Also das Verschwinden der partiellen Tierbestattungen und das Bei­geben des Pferdegeschirres können miteinander in Zusam­menhang stehen. Unseren heutigen Kenntnissen nach scheint der Nachweis der Verbindung zwischen dem frühawarenzeitlichen und dem jüngeren Horizont der spätawarischen Periode einfacher zu sein, als man das in der späten Periode dokumentieren kann. (Man muß aber bemerken, daß die innere Chronologie der jenseits der Theiß freigelegten frühawarenzeitlichen Bestat­tungen noch nicht ausgearbeitet wurde, darum darf man nicht gewiß behaupten, daß diese Sitte in der ganzen Frühawa­renzeit kontinuierlich weiterlebte.) In der späten Periode kann also die Kontinuität bei den Stollengräbern nicht, höchstens aufgrund des vollkommenen Fundmateriais der Gräberfelder dokumentiert werden. Das Fundmaterial der spätesten Stol­lengräber unterscheidet sich zugleich vom Material der Schachtgräber gar nicht, und gewisse Elemente der Bestat­tungssitten (z. B. die partiellen Tierbestattungen) beweisen das Weiterleben der Traditionen. Übersetzt von Katalin H. SIMON Bende Lívia Móra Ferenc Múzeum 6701 Szeged Pf. 474 E-mail: l_bende@mfm.u-szeged.hu 261

Next

/
Thumbnails
Contents