Hadak Útján. A népvándorlás kor fiatal kutatóinak konferenciája (Szeged, 2000)

Straub Péter: 6-7. századi temetőrészlet Keszthely-Fenékpusztán (Erdélyi István ásatása, 1976.)

STRAUB Péter B. VÁGÓ-BÓNA 1976 B. Vágó, E. - Bóna, I.: Der spätrömische Südostfriedhof von Intercisa. Buda­pest 1976. VIDA 1996 Vida, T.: Bemerkungen zur awarenzeit­lichen Frauentracht. In: Ethnische und kulturelle Verhältnisse an der mittleren Donau vom 6. bis zum 11. Jahrhundert. Hrg.: Bialeková, D. - Zábojník, J. Bratislava 1996, 107-124. VIDA 1999 Vida, T.: Die awarenzeitliche Keramik I (6.-7. Jh.). Varia ArchHung, Berlin-Budapest 1999. WAMERS 1986 Warners, E.: Archäologische Reihe Schmuck des frühen Mittelalters im Frankfurter Museum für Vor- und Frühgeschichte. Frankfurt am Main 1986. GRÄBER AUS DEM 6. UND 7. JAHRHUNDERT IN KESZTHELY-FENÉKPUSZTA (DIE AUSGRABUNG VON ISTVÁN ERDÉLYI, 1976) Péter STRAUB Im Sommer 1976 wurden 29 Bestattungen auf dem Ar­beitsplatz 1 an den Ausgrabungen der spätrömischen Fes­tung von Keszthely-Fenékpuszta im Rahmen der sowje­tisch-ungarischen Freilegungen erschlossen (Abb. 1. 1-2). Seit dem Beginn der Forschungen im Jahre 1883 kamen mehr als tausend Gräber aus dem 4. bis 9. Jahrhundert im Gebiet der Festung und in ihrer Umgebung vor. Diese Gräber gehören zu dem spätkaiser- und völkerwanderungs­zeitlichen Gräberfeld, das sich entlang der südlichen Mauer der Festung befindet und dessen bemerkenswertes, aus den alten Ausgrabungen stammendes Grabmaterial erst jüngst publiziert wurde (MÜLLER 1999; STRAUB 1999; STRAUB 1999b). In der vorliegenden Studie wird die letzte, wissen­schaftlich bewertbare Einheit, nämlich werden die im Jahre 1976 freigelegten Gräber dieses Gräberfeldes bekanntge­macht, und dadurch wird eine jahrzehntelange Schuld getilgt. Außer den zahlreichen qualitätsvollen Funden besteht die Bedeutung der Gräber darin, daß eine ausführliche Do­kumentation über die Bestattungssitten und die Topographie der Gräber zur Verfügung steht. Bei der Bewertung der meisten, in den letzten 100 Jahren entlang der südlichen Festungsmauer freigelegten Gräber sind nämlich die er­halten gebliebenen Notizen kaum zu verwenden. Die ungestörten Bestattungen sind dem christlichen Glauben entsprechend West-Ost-orientiert, unter ihnen gibt es keine Superposition (Abb. 2). Sowohl Tierknochen, d. h. die Reste einer Totengabe als auch die Gefäß- und Waffen­beigaben fehlten in den Gräbern, die sonst übliche Er­scheinungen der Gräberfelder der Keszthely-Kultur sind (KOVRIG 1960, 159). Für eine häufig beobachtete Äußerung des christlichen Grabritus können die Arme in der Becken­gegend bzw. die gefalteten Hände gehalten werden. Für die Keszthely-Kultur ist es allgemein kennzeichnend, daß Sand­steinstücke bzw. Ziegel- und Ziegelbruchstücke von verschiedener Form und Größe zwischen den Sarg und die Wand der Grabgrube und neben das Grab gelegt wurden. Das kam auch in diesem Gräberfeld in zahlreichen Fällen vor und fehlt nur in einigen Gräbern. Da der Grabbrauch mit partieller Steinrahmung von der Spätkaiserzeit an von mehreren Völkern mit Vorliebe geübt war (KISS 1977, 109), ist das darum an ein einziges Ethnikum (BARKÓCZY 1968, 288; SÁGI 1970, 165-166) auch aufgrund der Gräber von Fenékpuszta nicht zu knüpfen. Dieser Brauch kann weder mit den Vermögensverhältnissen, mit dem Geschlecht noch mit dem Lebensalter in Verbindung gebracht werden. Über die Verwendung von Särgen gibt es nur Vermutungen in der Dokumentation, aber die zahlreichen Beweise der frei­gelegten Bestattungen machen das Fehlen dieser unwahr­scheinlich. Für das Fundmaterial sind die in den Gräbern der frühen Keszthely-Kultur wohl bekannten Gegenstandstypen (Bron­zegehänge mit kleinem Korb- und Kugelanhänger, Glas- und Tonperlen, bronzene bzw. eiserne Armbänder, Brust­nadeln, ovale Bronzeschnallen) außer einigen sekundär ver­wandten spätrömischen Eisenhaken, Kleinbronzen und Ta­schenfunden kennzeichnend. Einige besondere und selten auftauchende Funde sind aber erwähnenswert. Nur wenige Analogien des Blütenblattmotivs der Mille- fiori-Perle des Grabes 1 (Abb. 3. 3) sind im awarenzeit­lichen Karpatenbecken zu finden (KOVÁCS 1913, Abb. 30. 29; PAPP 1963, Taf. XI. 16; FÜLÖP 1987, Abb. 3; KISS 1997, Tat'. 6. 20). Der mediterrane Perlentyp (ANDRAE 1975, 159-162) ist im Nachlaß der pannonischen Langobarden bekannt (KISS 1981, 156), es kommt auch in den langobardischen Fundkomp­lexen in Syrmien und Italien vor (STARE 1980, Tab. 19. 6, Tab. 39. 1, Tab. 50. 3, Tab. 74. 8, Tab. 130. 3; BOLTA 1991, Tab. 17. 7; MENIS 1990, Tab. X. 64,65), aber er fehlt auch in den merowin- gischen Perlenreihen im 7. Jahrhundert nicht (KOCH 1974, 497; KOCH 1977, 218; SASSE-THEUNE 1996, 221). Die meist inkrustierten Millefiori-Perlen kommen in dem früh­awarenzeitlichen Material in kleiner Zahl vor, und sie sind im allgemeinen in Grabfunden/an Fundorten anwesend, de­nen die von den awarischen abweichenden Gegegnstands- typen nicht fremd sind. Im Grab 3 lag ein silbernes, hörnchenförmiges Ohrgehänge an der rechten Seite des Schädels (Abb. 3. 7). Einige Exemplare dieses traditionellen Gegenstandstyps wurden schon von den in Fenékpuszta gefundenen Stücken aus dem 7. Jahrhundert publiziert (MÜLLER 1992, Taf. 1, 1; MÜLLER 1999, Abb. 5. 49/2, Abb. 6. 57/1). Ähnliche unverzierte Stücke sind auch in den Gräberfeldern von langobardischen und romanisierten Gemeinschaften aus dem 6. und 7. Jahrhundert bekannt (MARTIN 1988, 172-174). 218

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