Hadak Útján. A népvándorlás kor fiatal kutatóinak konferenciája (Szeged, 2000)

Váradi Adél: Előzetes jelentés a Nagyút határában feltárt római és késő népvándorlás kori teleprészletekről

Előzetes jelentés a Nagyút határában feltárt római és késő népvándorlás kori teleprészletekről VORLÄUFIGER BERICHT ÜBER DIE INDER GEMARKUNG VON NAGYÚT FREIGELEGTEN RÖMER- UND VÖLKERWANDERUNGSZEITLICHEN SIEDLUNGSDETAILS Adél VÁRADI Die Gemeinde Nagyút (Komitat Heves) liegt am nördlichen Rand der Großen Ungarischen Tiefebene, südlich des Mátra-Gebirges, 2 km östlich der in diesem Gebirge ent­springenden Tarnóca und 3 km nördlich von der Tarna. Der Fundort Göbölyös-járás II befindet sich in der Gemarkung der Gemeinde, auf einem sich aus seiner Umgebung er­hebenden und in N-S-Richtung lang hinziehenden Hügel­rücken 109,7 m über dem Meeresspiegel. Unmittelbar von Osten begrenzt der Kígyós-Bach den Fundplatz (Abb. 1), der sich sonst auf der Trasse der Autobahn M 3 in der Kilometerstrecke 96,4-96,6 von Budapest gerechnet er­streckt. Die Freilegung wurde im Jahre 1994 und 1995 vor den Autobahnarbeiten im Laufe einer Rettungsgrabung durchgeführt. Nur das südliche Drittel der an der Gelän­debegehung lokalisierten, etwa 180x180 m großen, archäo­logisch bedeckten Fläche konnte erschlossen werden. Auf dem Fundort wurde eine komplette Ausgrabung durchge­führt. Auf der 11 340 m2 großen Oberfläche kamen 294 Objekte mehrerer Epochen zum Vorschein. Im ganzen freigelegten Gebiet gab es kaiserzeitliche Objekte, im Laufe der Bearbeitung werden zwei chrono­logische Phasen im Leben der Siedlung abgesondert wer­den. Die meisten von den 120 Objekten sind Gruben, näm­lich Speicher- und als Abfallgruben dienende Lehmgruben. In neun, halb in die Erde getieften kleinen Häusern von quadratischem Grundriß funktionierten keine Heizungsan­lagen, in einigen Fällen weisen durchgebrannte Flächen auf dem Lehmboden auf zeitweilige Feuerung hin. Einige se­kundär benutzte, kleinere und größere Bruchstücke von Handmühlen, die mit der Heizung in Beziehung gebracht werden können, kamen in diesen Gebäuden vor (Abb. 3-4). Die Funktion der viereckigen, in die Erde getieften, für kleine Häuser gehaltenen sarmatischen Objekte ist fraglich. Da sie zu eng sind und über keine Feuerstelle verfügen, können sie als Häuser eindeutig nicht bestimmt werden. Darum spricht man neuerlich in diesen Fällen über wirt­schaftliche Nebengebäude. Obwohl Objekte für Wassergewinnung in den letzten Jahren an den großflächigen Ausgrabungen immer häufiger vorkamen, gilt der Fundort von Nagyút mit seinen 38 ge­grabenen Brunnen als ein Kuriosum. Man muß unbedingt betonen, daß nur ein Teil der Siedlung erschlossen wurde. Wäre das ganze Dorf freigelegt, würden sich die Verhält­nisse modifizieren: An den Ausgrabungen wurde wahr­scheinlich der Rand der Siedlung am Fuß des Hügels ent­deckt, der an Brunnen reich war. Von den Brunnen sind 22 sicher kaiserzeitlich, elf können in die späte Völkerwande­rungszeit datiert werden, während fünf Objekte eindeutig nicht datierbar sind. Es ist auffallend, daß sich die bis jetzt vorgekommenen sarmatenzeitlichen gegrabenen Brunnen am nördlichen Rand des Barbaricums konzentrieren (VADAY 1999a, 105; VADAY 1999, 197, 237). Die Form der sarmatischen Brunnen von Nagyút weist keine bedeutende Abweichung von den bis dahin bekannten Typen auf. Die steilwandigen bzw. die Zylinder- und trich­terförmigen Brunnenschächte kommen ca. in gleichem Verhältnis vor, ihr Durchmesser beträgt 1,5 m. Es gibt auch mehrteilige Brunnenkomplexe mit einem Durchmesser von 3—4 m und mit schmaleren bzw. breiteren Erdtreppen. Die Schächte waren nie zu tief, da das Grundwasserniveau in diesem Gebiet hoch steht. Die Brunnen konnten auf dem westlichen Ende des Gebietes bis zu einer Tiefe von 2,1-1,9 m, auf dem östlichen Teil dagegen bis 1,8-1,6 m freigelegt werden. In der Römerzeit und auch noch viel später herrschte ein verhältnismäßig trockenes, niederschlagsarmes Klima in der Ungarischen Tiefebene, darum lagen die Sied­lungen überall in Wassernähe. Brunnen grub man immer am einstigen Ufer, dem Wasser nahe oder in einem niedrig liegenden Gebiet, da man hier das Grundwasser in einer kleinen Tiefe sicher erreichen konnte. Die Siedlung entvölkerte sich aufgrund der Auffüllung der Häuser und Gruben beurteilt. Die Objekte für Wasser­gewinnung begannen auf natürliche Weise zugrunde zu gehen, man verfügt über keine sicheren Angaben bezüglich ihrer Errichtung und Benutzungszeit. Das Fundmaterial ge­langte in diese Objekte nach dem Aufhören ihrer ursprüng­lichen Funktion (Abb. 5-7). Am südöstlichen Rand des erschlossenen Gebietes konnten wir einen bogigen, dem Bodenrelief folgenden Doppelgraben mit Pfostenkonstruktion und einander parallel laufenden Armen 85-90 m lang beobachten. Dieses Objekt kann nicht aufgrund der in seiner Auffüllung vorgekomme­nen kleinen spätbronzezeitlichen Scherbenfunde datiert wer­den, sondern wir reihen das mit Hilfe von stratigraphischen Angaben und ähnlichen Verteidigungswerken (VÖRÖS 1998, 54) in die Kaiserzeit. Anhand der Parallelen werfen wir auf, daß der Doppelzaun mit Pfostenkonstruktion von Nagyút außer der Markierung der Siedlungsgrenze auch Befesti- gungs- und Verteidigungsrollen spielte. Nur ein geringer Teil des vielfältigen Keramikmaterials der römerzeitlichen Siedlung war verziert. Außer der hand­geformten groben Hauskeramik bestand der überwiegende Teil der Gefäßfunde aus scheibengedrehten, grauen und ziegelroten feinkeramischen Scherben (Abb. 3-6). Die Sied­lung ist sehr reich an römischen Importgefäßen, die in noch größerer Menge nur in den, den Provinzen nahe, an der Grenze liegenden Ansiedlungen Vorkommen. Die mehr als 50, z. T. durch zusammenpassende Bruchstücke repräsen­tierten Terra Sigillaten wurden in gallischen, ferner in Rheinzaberner, Westendorfer und Pfaffenhoffener Werk­stätten erzeugt. Diese Angaben datieren die Siedlungen von der Mitte des 2. bis zur zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts. Man muß unbedingt betonen, daß sich die Zahl der we­nigen, in das Barbaricum gelangten mittelgallischen Waren durch weitere Exemplare vermehrte, und die Pfaffenhofener Stücke auf dem nördlichen Teil Sarmatiens dem bekannten Verbreitungsgebiet gut entsprechen. 139

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