Anders Alexandra – Lőrinczy Gábor szerk.: A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 12. (Szeged, 2011)

SOMOGYI Péter: Byzantinische Fundmünzen in der Awarenforschung — eine Forschungsgeschichte von den Anfängen bis zum Jahre 2010

SOMOGYI Péter ten Grab-, Hort- und Einzelfundmünzen aufgezählt waren (CSALLÁNY 1956, 233-241). Auch wenn der Quellenwert des ohne jegliche Kontrolle und nur auf der Ebene der Regierungszeiten bestimmten Bestandes eher gering war, stellte seine Vorlage zweifelsohne einen Meilenstein in der Erforschung der byzantinischen Fundmünzen dar. Aufgrund der zusammengetragenen Einzelbelege konnte man sich zum ersten Mal von der Zusammensetzung des Münzvorrats ein Bild machen und bei Bedarf die Angaben mittels der angeführten Quellenverweise kontrollieren. Ferner blieben die Kataloge des Dezső Csallány und des Lajos Huszár 40 Jahre lang ohne Fortsetzung. Deshalb war es für mich Anfang der 1990er Jahre immer noch unumgänglich, die kritische Neubearbeitung der Quellengruppe mit der Durchsicht ihrer Arbeiten ZU beginnen (SOMOGYI 1997, 7, Anm. 1-3). DIE „ENTDECKUNG " DER GEWICHTSREDUZIERTEN SO LI DI In Ermangelung einer durchgängigen Typenbe­stimmung nach dem Katalog des Warwick Wroth (BMC) blieb u.a. auch der wahre Anteil der ge­wichtsreduzierten Solidi innerhalb des erfassten Münzvorrats verborgen. Obwohl es von Lajos Hu­szár, dem Leiter des Münzkabinetts, zu erwarten gewesen wäre, dass er zumindest den Solidus des Iustinianus I. von Kunágota, der sich in der Archäologischen Sammlung des Nationalmuseums befand, und den Solidus des Heraclius von Szeg­hegy, dessen genaue Beschreibung und korrekte Sabatier-Bestimmung er im Archiv des National­museums hätte leicht finden können, als Solidi zu 20 Siliquae erkennt, hat er sie trotzdem als normal­gewichtige Stücke bestimmt. Obwohl unter den in seinem Münzkabinett verwahrten vier gewichts­reduzierten Solidi des Focas zwei Stücke bekannter Provenienz sind (Kiskundorozsma und Kula) bzw. einer der damals in seiner Sammlung verwahrten sieben gewichtsreduzierten Solidi des Heraclius in Dunaszekcsö aufgelesen wurde, informierte er den US-amerikanischen Historiker Howard L. Adelson, der sich in der ersten Hälfte der 1950er Jahre inten­siv mit Fragen der gewichtsreduzierten Solidi auseinandersetzte, darüber nicht. Somit gingen alle gewichtsreduzierten Solidi, deren Fotos und Ge­wichtsangaben Huszár Adelson zukommen ließ, als Stücke unbekannter Provenienz in seinen Kata­log ein. 6 4 Weil aus dem von Adelson zugleich auch eingesehenen Katalog des Dezső Csallány nicht ersichtlich war, dass der Solidus des Mauritius Ti­berius von Nyíregyháza und Tiszakeszi, die Solidi des Focas von Kiskundorozsma, Kula und Táplány bzw. der Solidus des Heraclius aus dem Banat ebenfalls gewichtsreduzierte Exemplare waren, kam es Adelson so vor, als ob es aus dem awari­schen Siedlungsraum nur einen einzigen gewichts­reduzierten Solidus bekannter Fundstelle, der von Szentes-Jaksor, gäbe (ADELSON 1957, 23-24, Anm. 45). Und von dem Solidus des Focas von Mezöszabad und des Heraclius von Peisching, beide zu 20 Sili­quae, konnte er, da sie von Csallány nicht erfasst worden waren, schon gar nicht wissen. In Kenntnis dieses „Sachverhalts", in dessen Licht den von ihm edierten 15 leichtgewichtigen Solidi im Münzkabinett des Ungarischen National­museums keine Signifikanz beigemessen werden konnte, zerpflückt nun Adelson die Theorie des Friedrich Stefan, eines österreichischen Münz­sammlers und Numismatikers, der bereits 1937 die Produktion der gewichtsreduzierten Solidi vom „östlichen Typus" damit erklärte, dass man durch ihr Beimengen die Goldmenge des in Stück ausbe­zahlten Tributs an die Awaren reduzieren wollte (ADELSON 1957, 23-27). Danach konnte Adelson sei­ne eigene Theorie ungehindert entfalten, wonach die leichtgewichtigen Solidi des 6.-7. Jahrhunderts für den Handel mit den in Nordwest- und Osteuro­64 Es handelt sich um je zwei Solidi des Iustinus II. und des Mauritius Tiberius (ADELSON 1957, 147, Nr. 35. Taf. HI. 35; 149 Nr. 44. Taf III. 44; 156. Nr. 88. Taf. VII. 88; 156-157. Nr. 89. Taf. VII. 89) um vier Solidi des Focas (ADELSON 1957, 159, Nr. 100, Taf. VIII. 100 = Kiskundorozsma, Sa-19; 160, Nr. 107, Taf VIII. 107; 160. Nr. 109. 110, Taf. VIII, 109, IX, HO = Kula, Sa-43) und um sieben Solidi des Heraclius (ADELSON 1957, 162, Nr. 122, Taf. IX, 122 = Dunaszekcsö, Sa-20; 163, Nr. 127, 128, Taf X, 127, 128; 164, Nr. 130, Taf. X, 130; 165. Nr. 139. 141-142. Taf. XI. 139, 141-142). Der Solidus von Szentes-Jaksor erhielt die Nummer 132 (ADELSON 1957, 164). Mit Ausnahme eines Heraclius-Solidus mit dem Offizinzeichen I aus der Sammlung Kiss erfuhr somit Adelson von sämtlichen gewichtsreduzierten Solidi des 6.-7. Jahrhunderts im Bestand des Münzkabinetts. Wie es dem US-amerikanischen Historiker gelang, inmitten des Kalten Krieges Kontakte mit seinen Kollegen in Ungarn (Budapest) und sogar in der Sowjetunion (Leningrad, Poltava) aufzunehmen, geht aus dem Vorwort seines Werkes leider nicht hervor (ADELSON 1957, ix). 202

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